Essen-Heisingen/Stadtwald/Margarethenhöhe. Nach einem Zwischenfall im Schellenberger Wald zwischen Spaziergängern und einem Mountainbiker werben die Sportler für ein Miteinander im Wald.

Mountainbiker von der Margarethenhöhe und aus Essen-Stadtwald reagieren auf den Bericht über ein Heisinger Ehepaar, das jüngst ein unangenehmes und für die Frau sehr schmerzhaftes Zusammentreffen mit einem Mountainbiker hatte. Schauplatz war eine illegale Trainingsstrecke im Schellenberger Wald. „Ein solcher Vorfall ist schrecklich. Aber Mountainbiker haben in Essen keine Lobby und keine legalen Trainingsmöglichkeiten“, finden die Hobbysportler.

„Was dem Ehepaar im Schellenberger Wald passiert ist, geht natürlich gar nicht“, betont Niklas Zingler. Der 39-Jährige lebt mit Frau und zwei Kindern auf der Margarethenhöhe. Mit Trendsport ist der Sportökonom auch beruflich beschäftigt: Er hat eine Handelsagentur für Sportartikel, vertreibt unter anderem Snowboards. In seiner Freizeit fährt er gern Mountainbike.

Mountainbiker wünschen sich Platz für ihr Hobby

Natürlich dürfe niemand die Gesundheit der Fußgänger gefährden. Gleiches gelte aber auch für die Mountainbiker: „Es ist schon vorgekommen, dass Pflöcke auf Brusthöhe auf der Strecke installiert, Stöcke auf den Weg gelegt oder Drahtseile gespannt wurden. Solche Fallen sind lebensgefährlich für Mountainbiker“, sagt Niklas Zingler.

Die Rampen im Schellenberger Wald wurden ohne Genehmigung angelegt, sehen aber ziemlich professionell aus.
Die Rampen im Schellenberger Wald wurden ohne Genehmigung angelegt, sehen aber ziemlich professionell aus. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Er und seine Sportkollegen wünschen sich Platz für ihr Hobby. „Eine Strecke wie im Schellenberger Wald wäre natürlich optimal. Sie hat eine gute Qualität, ist offensichtlich von erfahrenen Leuten gebaut. Wichtig ist bei Sprüngen der richtige Radius, sonst wird es schnell gefährlich“, so Niklas Zingler.

In der Corona-Zeit zieht es die Menschen verstärkt in die Natur

„Die Piste oberhalb des Baldeneysees gibt es geschätzt schon 15 Jahre, die war immer mal wieder weg, zum Beispiel nach Stürmen“, sagt Florian Adam (41), der beruflich ebenfalls Erfahrungen im Funsport-Bereich hat. Gerade jetzt zu Corona-Zeiten ziehe es die Menschen verstärkt zum Sport in die Natur. Radfahren und Mountainbiking boome gerade, Radzubehör sei teilweise ausverkauft, beobachten die jungen Väter.

Sie bedauern, dass Pisten wie die im Schellenberger Wald illegal sind. Die Stadt verweist darauf, dass die Altholzinseln als Naturentwicklungsfläche schützenswert seien. Das Befahren oder Betreten der Fläche sei verboten. „Legale Mountainbike-Strecken gibt es in Essen nicht, die nächste befindet sich auf einer Halde in Herten“, erklärt Marc Neumann (34). Aber irgendwo wollten Mountainbiker ihren Sport ja ausüben. Da könne es an Wochenenden bei schönem Wetter schon mal voll in den Wäldern werden. „Die Jugendlichen filmen sich ja oft selbst, stellen das bei Youtube ein oder nutzen entsprechende Apps, so dass sich gute Strecken in der Szene schnell herumsprechen“, so Niklas Zingler.

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Sportler werben für ein friedliches Miteinander im Wald

Ein selbst gemachtes Schild hängt im Wald.
Ein selbst gemachtes Schild hängt im Wald. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Man wolle Fußgänger keinesfalls aus den Wäldern verdrängen, auch wenn es für sie am Baldeneysee schon sehr viele Möglichkeiten gebe. „In 80 bis 90 Prozent der Fälle funktioniert ein friedliches Miteinander“, sind die Mountainbiker überzeugt. Sie plädieren dafür, sich einmal in die Perspektive des jeweils anderen Waldnutzers zu versetzen, um Verständnis für die Bedürfnisse des anderen zu entwickeln. Hinweisschilder, die den Gruppen bestimmte Bereiche zuordneten, könnten durchaus sinnvoll sein.

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Schilder, die das Betreten des Waldstücks an der Uhlenstraße in Heisingen verbieten, suche man vergeblich. Der Bereich werde, so die Mountainbiker, auch von vielen Anwohnern zum Spaziergang mit Kind und Hund genutzt. Hütten aus Ästen ließen darauf schließen, dass er für Kinder auch als Abenteuerspielplatz diene.

Die Organisation einer Strecke über einen Verein wäre langwierig

„Dass wir wohl keine offizielle Strecke in den Wäldern bekommen werden, ist schon klar“, ist Marc Neumann realistisch. Das Ganze über einen Verein zu organisieren, sei sehr aufwendig und langwierig, wie Beispiele aus anderen Städten zeigten.

Laut Stadt ist die Piste im Schellenberger Wald illegal

Laut Presseamt der Stadt ist die Mountainbike-Strecke an der Uhlenstraße illegal. Die Waldfläche, die 2014 vom Pfingststurm Ela extrem betroffen war, dürfe nicht betreten werden, das sei entsprechend beschildert. Es handele sich um eine zusammenhängende Naturwaldentwicklungsfläche.

Wenn die Sperrverfügung des Landesbetriebs Wald und Holz NRW erneuert werde – der Antrag dazu sei im Mai gestellt worden – , solle eine neue Beschilderung erfolgen.

„Trotzdem wollen wir für unseren Sport werben“, sagen die drei Sportkollegen, die alle Kinder haben, die ebenfalls schon radsportbegeistert sind. Gerade für den Nachwuchs sei es wichtig, legale Trainingsmöglichkeiten zu haben. „Die Alternative ist, dass die Kinder den halben Tag vor dem Fernseher oder Computer hängen“, erklärt Florian Adam. Das Argument der Naturschützer, Mountainbikefahren im Wald verdichte dort den Boden, können die Biker nur bedingt akzeptieren. „Wir brauchen höchstens einen Weg von 60 Zentimetern Breite“, so Niklas Zingler.

Mit einer vereinseigenen Anlage wie dem 2019 auf dem Gelände des Mountainbike Sportvereins Steele 2011 eröffneten Dirt-Park an der Wolfskuhle sei ihnen nicht geholfen, mit Hallen, wie es sie im BMX-Sport geben, auch nicht. „Wir wollen unseren Sport draußen in der Natur ausüben“, betont Niklas Zingler.

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