Essen. . Ein Spaziergänger hat im Wald nahe Schloss Landsberg bei Kettwig eine Art Drahtfalle entdeckt, die sich gegen Mountainbiker richten könnte.
- Warum hängt jemand im Wald nahe Schloss Landsberg einen Draht zwischen zwei Bäume?
- Spaziergänger vermutet, dass sich diese Art Drahtfalle gegen ahnungslose Mountainbiker richtet
- Anderswo in Deutschland legen aggressive Wanderer auch Nagelbretter in den Wald, sagen Kettwiger Moutainbiker
Als Thomas A. (Name der Red. bekannt) letzten Sonntag mit seinem Hund durch den hügeligen Forst am Schloss Landsberg spaziert, macht er einen bizarren Fund. „Zwei abgetrennte Teile eines Drahts lagen auf dem Weg.“ Der Wanderer fügt die Stücke zusammen und sofort macht er sich einen bösen Reim darauf: „Da hatte jemand augenscheinlich einen Stolperdraht zwischen zwei Bäume gespannt.“ Sein beklemmender Verdacht: Es könnte sich um eine perfide Drahtfalle für Mountainbiker handeln.
Er alarmiert den Polizeinotruf 110, worauf die Essener Polizei einen Streifenwagen rausschickt und den Fall aufnimmt. Für sie ist dieser Fall ein Novum. Polizeisprecher Peter Elke sind keine Hinweise oder Anzeigen bekannt, wonach „in Wäldern Seile oder Hindernisse gespannt wurden mit der Absicht, Radfahrer zu verletzen“.
Ralf Schanze ist Mitglied von MTB Kettwig, einer kleinen, ungezwungenen Gruppe von bis zu 50 Leuten, die sich jeden Samstag am Kettwiger Freibad zum Mountainbiken treffen. Der rätselhafte Vorfall im Landsberger Forst gibt ihm zu denken. „Warum spannt jemand einen Draht im Wald?“, fragt er. Spaziergänger Thomas A., der sich dieselbe Frage stellt, sagt: „Bestimmt nicht, um im Wald seine Wäsche aufzuhängen.“
Anderswo gehen Wanderer mit dem Nagelbrett auf Mountainbiker los
Anderswo in Deutschland, so Schanze, würden „erboste Wanderer mit hohem Aggressionspotenzial“ und viel Heimtücke auf Mountainbiker losgehen: zum Beispiel mit Drahtfallen und Nagelbrettern. Für den leidenschaftlichen Mountainbiker sind solche Attacken alles andere als Dumme-Jungen-Streiche, sondern versuchter Totschlag – und somit eine Straftat. „Wenn ich mit hoher Geschwindigkeit da durchrausche, bin ich tot“, sagt Schanze.
Seit bald neun Jahren treffen sich die Kettwiger Mountainbiker zu ihren samstäglichen Ausfahrten in der näheren Umgebung. Konflikte mit Wanderern seien programmiert. Etliche gingen nämlich von der irrigen Annahme aus, dass Mountainbiker in den Wäldern Nordrhein-Westfalens nichts zu suchen hätten. Dabei erlaube das Landesforstgesetz NRW Radfahrern und somit auch Mountainbikern sehr wohl, „auf befestigten Wegen“ durch den Wald zu fahren. Verboten sei lediglich die Fahrt durch Naturschutzgebiete und auf Reitwegen.
„Trail Rules“ – ein Ehrenkodex für „umwelt- und sozialverträgliches Mountainbiking“
„95 Prozent unserer Begegnungen mit Wanderern und Spaziergängern verlaufen friedlich“, betont Schanze. Die Gruppe von MTB Kettwig halte sich an die so genannten „Trail Rules“, einen Ehrenkodex, der für ein „umwelt- und sozialverträgliches Mountainbiking“ stehe. Darin heißt es: 1. Fahre nur auf Wegen, 2. Hinterlasse keine Spuren, 3. Halte dein Mountainbike unter Kontrolle, 4. Respektiere andere Naturnutzer, 5. Nimm Rücksicht auf Tiere, und 6. Plane im Voraus.
Der Fundort des rätselhaftes Drahtes nahe dem Schloss Landsberg liegt in einem abschüssigen Waldstück, das in der MTB-Szene sehr beliebt ist. Der Standard-Bindedraht, gerade drei Millimeter dick, ist in jedem Baumarkt erhältlich. Grün ummantelt ist er im Wald sehr schlecht erkennbar.
Nach dem Notruf bei der Polizei hat Thomas A. umgehend auch diese Zeitung informiert. Er befürchtet, dass die Drahtfalle das Werk eines Bösewichts ist, und sagt: „Ich will Schlimmeres verhindern“. Sein Vorschlag: Warnhinweise an der Wanderstrecke anbringen.