Essen-Huttrop. Das Franz-Sales-Haus in Essen hat jetzt stadtweit 20 Quarantäne-Einzelzimmer für Bewohner eingerichtet. Noch wurde keines der Zimmer gebraucht.

Mit 20 Quarantäne-Einzelzimmern hat sich das Franz-Sales-Haus, katholische Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Essen-Huttrop, auf den Ernstfall vorbereitet. „Im Falle eines Corona-Verdachts müssen wir ganz schnell handeln, um die Ansteckung anderer Personen zu verhindern“, sagt Valeska Ehlert, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Franz-Sales-Haus (FSH).

Die Einrichtung mit der Zentrale in Huttrop bietet 2300 behinderten Menschen an verschiedenen Standorten in Essen Wohnung und Arbeit. „Betroffene müssten praktisch von jetzt auf gleich in Quarantäne“, fügt Valeska Ehlert hinzu. Für solch eine Notlage hat das Franz-Sales-Haus nun vorgesorgt: 20 Räume wurden zu Corona-Einzelzimmern mit fabrikneuen Möbeln umfunktioniert.

Schwedischer Möbelkonzern finanzierte die Ausstattung der Zimmer

Weiße Betten, Tische und Stühle, Lampen und passende Wohnaccessoires kamen als Spenden von Ikea. Der schwedische Möbelriese finanzierte dem Franz-Sales-Haus die Ausstattung der Zimmer im Rahmen seines bundesweiten Soforthilfe-Programms „Wir packen das gemeinsam.“ In ganz Deutschland bedachte Ikea soziale Einrichtungen mit Möbel- und Sachspenden im Wert von 1,5 Millionen Euro.

Das Franz-Sales-Haus unterhält seine Zentrale an der Steeler Straße in Huttrop.
Das Franz-Sales-Haus unterhält seine Zentrale an der Steeler Straße in Huttrop. © FUNKE Foto Services | Carsten Klein

Ann-Katrin Glüsing, Geschäftsführerin der Franz-Sales-Werkstätten, präsentiert eines der Zimmer im Hauptsitz an der Steeler Straße. „Nun können wir sicherstellen, dass die Bewohner auch im Quarantänefall gut versorgt sind.“ Viele leben in kleinen Wohngemeinschaften, so dass man mehrere Räume benötigt. Zehn neu eingerichtete Zimmer gibt es allein in der Heimstatt Engelbert in Frillendorf, weitere sind übers Stadtgebiet verteilt.

Gemütliches Ambiente war den Verantwortlichen wichtig

„Unsere Mitarbeiter haben sich intensiv vorbereitet. Sollte einer unserer Schützlinge am Coronavirus erkranken, kann er sofort untergebracht werden“, so Ann-Katrin Glüsing. 14 Tage müsste eine Person im Quarantäneraum bleiben. „Da war es uns wichtig, für ein gemütliches Ambiente zu sorgen.“ Über das Ergebnis freuen sich die Mitarbeiter sehr.

Mitarbeiter werden mit Schutzkleidung ausgerüstet

In unterschiedlichen Wohnbereichen in vielen Essener Stadtteilen werden im Franz-Sales-Haus Kinder, Erwachsene und Senioren mit geistiger und psychischer Behinderung im Alltag begleitet.

An der Steeler Straße 261 ist die Versorgung mit Schutzausrüstung nach Angaben der Einrichtung sichergestellt. Mitarbeiter werden zusätzlich mit Stoffmasken für Mund und Nase ausgestattet, heißt es.

Gebraucht wurde bisher keines der Quartiere. „Zum Glück“, betont Sandra Back-Dusetti. Die Diplom-Sozialpädagogin betreut seit 2011 Behinderte in der Heimstatt Engelbert und ist Teamleiterin. Den behinderten Bewohnern die Ansteckungsgefahr des neuartigen Virus’ zu erklären, sei nicht einfach gewesen, berichtet Sandra Back-Dusetti. Das müsse sehr anschaulich geschehen, ähnlich wie bei Kindern.

Erste Quarantänefälle im Haus gab es im März

„Wir haben zunächst gemeinsam das gründliche Händewaschen geübt. Mit ganz viel Seife und Geduld.“ Mitte März sorgte der erste Quarantänefall für Aufregung. „Drei männliche Bewohner zwischen 35 und 60 Jahren mussten sofort isoliert werden.“ In Eile suchte man zusammenliegende Zimmer. Da man die nicht hatte, zogen ein paar Bewohner für zwei Wochen um. Eine Notlösung. Jetzt sei man besser gerüstet, da sind sich alle einig.

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„Wir können die Auflagen des Gesundheitsamtes nun gut erfüllen“, sagt Ann-Katrin Glüsing, die den Krisenstab im Franz-Sales-Haus leitet. Auch für die Unterhaltung der Quarantäne-Patienten hat man gesorgt und wertvolle Erfahrungen gesammelt. „Manche der Männer und Frauen sind psychisch beeinträchtigt. Ihnen fällt es besonders schwer, die vertraute Umgebung zu verlassen, die ihnen Halt gibt.“ Umso wichtiger sei eine intensive persönliche Betreuung rund um die Uhr.

Mitarbeiter malten und spielten mit den Bewohnern in Quarantäne

So wurden die unter Corona-Verdacht stehenden Bewohner von acht Mitarbeitern in Schutzkleidung abwechselnd nicht nur medizinisch überwacht, sondern auch beschäftigt und aufgemuntert. „Zum Zeitvertreib haben wir viel gemalt, DVDs geschaut, Musik gehört oder gespielt. So wie viele andere zu Hause auch“, sagt Sandra Back-Dusetti von der Heimstatt Engelbert. Vor allem das leicht zu reinigende „Mensch ärger` dich nicht“ war beliebt. „Die Bewohner haben natürlich auch ihre tägliche Arbeit in den Werkstätten vermisst.“

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Dieser Stillstand dauert wegen der strengen Hygiene-Auflagen weiter an. Regelmäßig wurde bei den Verdachtspersonen Fieber gemessen. Die Mitarbeiter achteten auf Symptome wie Husten oder Schnupfen und dokumentierten die Beobachtungen. „Zum Glück hat keiner Beschwerden entwickelt. Am letzten Abend haben wir eine Abschiedsfeier veranstaltet.“ Nach dem Frühstück am nächsten Morgen hätten alle erleichtert in ihre Wohngruppen zurückkehren können.

Einrichtung bekam Unterstützung von Unternehmen

Dankbar sei das Franz-Sales-Team für die unbürokratische Unterstützung von Unternehmen und Kooperationspartnern. Als der Lockdown erste Lieferengpässe bei Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung brachte, zahlte sich das gute Netzwerk aus. Besonders hilfreich seien die 1200 Liter Sterillium gewesen, von Evonik kurzerhand gespendet. „Das hat uns wirklich gerettet“, sagt Sprecherin Valeska Ehlert.

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