Essen. Während Kitas und Schulen geschlossen sind, läuft der Betrieb in Essens Behinderten-Werkstätten weiter. Betroffene und Eltern wundern sich.
Das städtische Leben kommt wegen des Coronavirus’ zum Erliegen, Kitas, Schulen und öffentliche Einrichtungen sind geschlossen. „Aber mein Sohn soll weiter zur Arbeit gehen“, wundert sich die Mutter eines jungen Mannes, der eine Behindertenwerkstatt besucht. Sie fragt sich daher, wieso die städtische Gesellschaft für soziale Dienstleistungen (GSE) den Betrieb nicht einstellt.
Geschäftsführer möchte die Werkstätten gern schließen
„Ich kann die Mutter gut verstehen“, sagt GSE-Geschäftsführer Heribert Piel. „Ich versuche jeden Tag darauf hinzuwirken, dass die Werkstätten geschlossen werden – aber ich hatte noch keinen Erfolg.“ Während es für Kitas und Schulen eindeutige Anweisungen vom Land gebe, fehle eine solche Anordnung für die Behindertenwerkstätten. Sprich: „Wenn wir die Werkstätten eigenmächtig schließen, bekommen wir Ärger mit dem Landschaftsverband, der unser Auftraggeber ist“, erklärt Piel. Denn in einem solchen Fall hätte die GSE ihre Leistung nicht erbracht.
Und so müssen die rund 2000 Menschen in den Behindertenwerkstätten der GSE weiter zur Arbeit gehen. Wobei zuletzt eine steigende Zahl von Krankschreibungen zu beobachten sei. Offenbar machen sich vor allem die Angehörigen der gut 1700 behinderten Mitarbeiter Sorgen. Er habe dafür großes Verständnis und hoffe daher, dass es bald einen Landeserlass gibt, der die Schließung der Werkstätten anweist. Er wisse, dass auch andere Träger wie etwa das Franz-Sales-Haus auf diese Entscheidung warteten.
Behinderte Mitarbeiter nähen Atemschutzmasken
Sollten die Werkstätten schließen, will Piel die nicht behinderten Angestellten so einsetzen, dass sie bei der Betreuung der Behinderten helfen. „Die Wohneinrichtungen sind personell ja gar nicht darauf eingestellt, dass die Bewohner den ganzen Tag zu Hause sind.“ Allein die GSE betreut in ihren Wohnungen 1200 Bewohner. Andere Mitarbeiter der Werkstätten leben bei den Eltern oder in eigenen Wohnungen. „Wir werden uns um jeden Fall kümmern“, verspricht Piel.
In einigen Werkstätten wolle man auch dann einen Notbetrieb aufrecht erhalten: „Schließlich nähen wir auch Atemschutzmasken für die Stadt.“ Eine wichtige Aufgabe in Zeiten von Corona.