Essen-Bredeney. Seit er eine Hightech-Beinprothese trägt, spielt Sport für Mike Schmitz aus Essen eine wichtige Rolle. Jetzt hat er das Boxen für sich entdeckt.
Mit 19 Jahren hat der Bredeneyer Mike Schmitz ein Bein bei einem Motorradunfall verloren. Viele Jahre war sein Alltag von starken körperlichen Einschränkungen geprägt. Vor vier Jahren hat sein Leben dann deutlich an Fahrt aufgenommen. Eine moderne computergesteuerte Hightech-Prothese ermöglicht ihm sportliche Aktivitäten fast jeder Art – seit neuestem auch das Boxen. Mike Schmitz hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Menschen mit Handicap Mut zu machen. Dazu nutzt er soziale Medien.
Sportler berichtet über Erfahrungen mit seiner Prothese
Auch für den Hersteller seiner Beinprothese ist Mike Schmitz oft unterwegs, hat das besondere Hilfsmittel und das, was man damit machen kann, schon auf einer Reha-Messe vorgestellt.
Dabei lernte er auch den Paralympics-Sieger Heinrich Popow kennen. Der habe ihm gute Tipps gegeben.
Jetzt hat der Bredeneyer Fotos auf seine Facebook-Seite „Mike macht Mut“ hochgeladen, auf denen er ganz offensiv und selbstbewusst seinen Beinstumpf und seine Prothese zeigt. „Ich will anderen Betroffenen klar machen, dass man sich durchaus mit seinem Handicap zeigen kann, sich nicht verstecken muss“, sagt Schmitz.
Der Bredeneyer bezeichnet sich selbst als „Rampensau“
„Ich selbst bin nun mal so eine Art Rampensau, habe keine Probleme damit, mich so zu zeigen, wie ich bin. Und dazu gehört nun mal die Prothese. Ich will anderen Menschen die Angst nehmen, die sie oft hindert, am Leben teilzunehmen.“ Die Fotos, die die Fotografin Christina Leyers gemacht hat, sind eindrucksvolle Porträts in Schwarz-Weiß.
Die Fotos seien bei einem Shooting im münsterländischen Ahaus entstanden. Sie zeigen den Bredeneyer, der sich selbst „Prothesen-Mike“ nennt, mit und ohne Prothese. Seit Mike Schmitz seine Hightech-Prothese hat, habe sein Leben deutlich an Qualität gewonnen – vor allem, da er seitdem wieder sportlich aktiv sein kann. Während er 24 Jahre mit einer mechanischen Prothese und dann zwei Jahre mit einer elektrischen nur eingeschränkt beweglich gewesen sei, treibe er jetzt wieder regelmäßig Sport.
„Sportliche Aktivität bedeutet für mich Lebensfreude. Ich messe mich mit Zweibeinern und kann da durchaus mithalten“, betont er. Vor allem beim Radfahren und Nordic Walking könnten sich seine Zeiten durchaus sehen lassen. Auch längere Strecken wie 80 Kilometer Radfahren am Stück seien kein Problem für ihn.
Die Beinprothese ist auch wassertauglich
Auch beim Nordic Walking entwickelt Mike Schmitz Ehrgeiz, nimmt an zahlreichen Wettkämpfen teil, läuft unterschiedliche Distanzen wie fünf oder 8,5 Kilometer. 20 Kilometer Wandern im Gebirge oder ein Sprung vom Drei-Meter-Brett ins Wasser seien ebenfalls möglich. „Die Prothese ist ja wassertauglich“, erklärt Schmitz, der als kaufmännischer Angestellter arbeitet.
Im vergangenen Jahr hat der 50-Jährige eine neue Sportart für sich entdeckt: das Boxen. Für ihn sei es am Anfang vorrangig darum gegangen, Technik und Kondition zu trainieren. Doch schon bald habe er mehr gewollt.
Auch interessant
Schmitz engagiert sich seit einiger Zeit für das Projekt „Inklusion braucht Aktion“, dessen Botschafter er ist. „Im Herbst 2019 habe ich ein Box-Probetraining bei Boxing Industry in Essen absolviert“, berichtet Schmitz. Der Trainer dort sei von seinen Leistungen so begeistert gewesen, dass er jetzt sein persönlicher Trainer und Fitness-Coach sei. Auch für den Trainer sei es eine Herausforderung, einen Sportler mit Beinprothese zu coachen.
„Mein persönlicher Traum ist es, einmal mit meiner Beinprothese im Boxring zu stehen, um einen Kampf zu bestreiten“, erklärt Mike Schmitz. Über das Projekt „Inklusion braucht Aktion“ war Schmitz auch mit dem Essener Schwergewichtsboxer Patrick Korte in Kontakt gekommen. „Es macht mich glücklich und stolz, dass ich im gleichen Boxclub wie Profi Patrick Korte trainieren darf“, sagt Schmitz – und geht das neue Jahr mit viel Elan an.