Mülheim. Beim 25. RWW-Ruhrauenlauf war auch der einbeinige Mike Schmitz dabei. Der 49-Jährige möchte anderen Menschen mit Handicap Mut machen.
Hartmut Buhren hat die Ehre des Eröffnungsschusses. Mit seinem Kommando setzen sich die ersten 117 Teilnehmer des 25. RWW-Ruhrauenlaufs auf der Sportanlage an der Mintarder Straße in Bewegung. Im großen Feld der Nordic Walker macht sich auch Mike Schmitz (49) auf, die fünf Kilometer in Angriff zu nehmen. Mit schwarzer Sporthose und blauem Shirt unternimmt er die ersten flotten Schritte. Das allein wäre nicht weiter bemerkenswert, aber der Essener hat nur ein Bein.
Bei einem Schicksalsschlag verlor der heute 49-Jährige vor 30 Jahren sein rechtes Bein. Seitdem trägt er eine Prothese. „Damit konnte ich aber gar nicht viel machen“, sagt Schmitz. Das hat sich vor dreieinhalb Jahren geändert, als er seine neue Prothese bekam, die sich wesentlich mehr dem natürlichen Vorbild annähert. „Dadurch habe ich eine vollkommen neue Lebensqualität“, beschreibt der Essener die Veränderung.
Treppen und Abhänge zu laufen, stellen den lebensfrohen Essener nun nicht mehr vor Probleme. Mittlerweile macht er auch wieder jede Menge Sport. „Ich kann damit Rad fahren, ich kann damit schwimmen, ich bin ein festes Mitglied in einem Boxverein und ich mache Nordic Walking“, zählt er seine Aktivitäten auf.
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Neugierige Blicke gehören zur Normalität
Durch eine Recherche im Internet ist er auf den Lauf in Mülheim gestoßen. „Am Anfang habe ich noch weit über 50 Minuten gebraucht“, erzählt der Hobbysportler. Mittlerweile peilt er eine Zeit von unter 45 Minuten an. Nicht nur bei solchen Läufen, sondern auch im Alltag zieht Schmitz natürlich die Blicke auf sich. „Viele trauen sich aber nicht, mich anzusprechen, weil sie vielleicht Angst haben, das Falsche zu sagen“, sagt Mike Schmitz. Manchmal lösen Kinder durch ihre direkten, neugierigen Fragen dann die Situation auf. „Ich erkläre es immer gerne“, sagt Schmitz.
1200 Teilnehmer beim Jubiläum
Mike Schmitz war einer von über 1200 Teilnehmern bei der 25. Auflage des RWW-Ruhrauenlaufs. Damit wurde die Zahl aus dem Vorjahr deutlich übertroffen. Auch 2017 waren es weniger (etwa 1100). Schon bei den Nachmeldungen am Freitagnachmittag hatten die Organisatoren des TSV Viktoria und der RWW die Vorjahresmarke übertroffen.
Der Sieger des Hauptlaufs kommt aus Eritrea, lebt aber seit 2013 in Deutschland. Eyob Solomun gewann schon 2017 an der Mintarder Straße und war auch diesmal nicht zu schlagen. Mit weitem Vorsprung lief er nach 32:28 Minuten als Erster über die Ziellinie.
Aber auch blöde Sprüche muss sich der Essener schon einmal anhören. „Gut, dass der mitläuft, dann werde ich schon mal nicht Letzter“, bekam er neulich bei einem Volkslauf zu hören. „Den habe ich dann nach vier Kilometern überholt“, lacht der Essener.
Über Facebook macht er anderen Betroffenen Mut
Er ist aber nicht zum Protzen auf die Sportanlage an der Mintarder Straße gekommen, sondern um zu zeigen, dass auch Menschen mit einer Behinderung Sport machen und Freude am Leben haben können. Auf seiner Facebook-Seite „Mike macht Mut“ berichtet er von seinen Aktivitäten. Über 2800 Menschen folgen ihm dort. „Eine Behinderung kann schneller eintreten, als einem persönlich lieb ist. Das sollte man sich stets vor Augen halten“, sagt Schmitz, der auch verschiedene Inklusionsprojekte unterstützt.
Ganz ohne Ehrgeiz ist der 49-Jährige aber nicht beim Ruhrauenlauf angetreten. „Ich will schon Zweibeiner überholen“, sagt er mit einem Schmunzeln. Das hat geklappt. In 44:13 Minuten blieb er nicht nur unter der angepeilten Marke von einer Dreiviertelstunde, sondern belegte unter 117 Teilnehmern den 32. Platz.