Essen-Südviertel. . Im Südviertel haben zwei Schwestern ihr Second-Hand-Geschäft eröffnet. Die Gründe, warum viele Kleider nie getragen wurden, sind vielfältig.
- Zwei Schwestern verkaufen im Essener Südviertel Brautkleider aus zweiter Hand
- Oft stecken tragische Geschichten hinter den edlen Stücken, die manchmal nicht einmal getragen wurden
- Für Kundinnen stehen meist finanzielle Aspekte und Nachhaltigkeit im Vordergrund
Die Idee, ein Second-Hand-Brautmodengeschäft zu gründen, kommt Rebecca Scheller ausgerechnet an einem Tag, an dem ihr eigentlich zum Heulen zumute war: „Ich habe damals mein eigenes Hochzeitskleid gesucht, was aber ziemlich aussichtslos war“, erinnert sich die 34-Jährige an jenen Regen-Tag im vergangenen Sommer. Ein Geschäft habe sie sogar abgewiesen, als sie sagte, dass ihr Budget bei 800 Euro liegt: „Man hat mich gar nicht erst hereingebeten und im Regen stehen gelassen“, ist Rebecca Scheller bis heute fassungslos.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Anke Scheller, einer Schneiderin, hat sie nun mit „Alice & Eve“ ihr eigenes Brautmodengeschäft im Südviertel gegründet. Dort bieten die beiden Kleider aus zweiter Hand an. Solche, die schon einmal getragen wurden, ebenso wie Kleider, die zwar für den schönsten Tag des Lebens gekauft, dann aber nie zum Einsatz kamen.
Das Brautkleid trägt man nur für wenige Stunden
„Der Markt dafür ist riesig“, weiß Anke Scheller, die eine Zeit lang selbst ausgefallene Brautkleider nach Maß schneiderte: „Unzählige schöne Hochzeitskleider fristen ihr Dasein in Kleiderschränken: Sie warten nur auf eine Braut“, weiß die 42-Jährige. Die Gründe dafür seien vielfältig: So gefällt das einst gekaufte Kleid vielen Frauen schlicht nicht mehr, je näher der große Tag kommt. Andere wiederum passen nicht mehr hinein, weil sie schwanger geworden sind.
Der Markt für diese Hochzeitskleider sei auch deswegen gewachsen, weil sich Nachhaltigkeitsdenken selbst beim Heiraten mehr und mehr durchsetze, glaubt Rebecca Scheller – und klammert auch den finanziellen Aspekt nicht aus: „Das Brautkleid trägt man nur einmal im Leben, dann aber eben auch nur für einige Stunden. Ich selbst war nicht bereit, dafür 2000 Euro und mehr zu zahlen“, sagt sie. Gleichzeitig habe sie ihr Kleid aber auch nicht im Internet bestellen wollen – dort wächst der Markt ebenfalls rasant und wirft vor allem die chinesische Textilbranche immer mehr Billig-Kleider auf den Markt.
Bald nehmen die Schwestern Kleider in Kommission
„Wir wollten etwas zwischen diesen Extremen schaffen“, erklärt Rebecca Scheller das Konzept von „Alice & Eve“. Die meisten der rund 100 Kleider, die die beiden Schwestern im Sortiment haben, kosten zwischen 300 und 600 Euro – ihre Neupreise lagen meist drei Mal so hoch. Meist bekommen sie die Kleider von spezialisierten Händlern oder auch Privatleuten. „Ab Mai“, kündigt Anke Scheller an, „nehmen wir auch Kleider in Kommission“.
Dabei muss das wohl mit den meisten Emotionen besetzte Kleidungsstück des Lebens einige Qualitätsstandards erfüllen, ehe es die beiden ins Sortiment aufnehmen, sagt die Schneiderin: „Wir nehmen nur tipptopp gereinigte Kleider mit einer Mindestlänge von 1,70 Meter an. Außerdem müssen sie qualitativ hochwertig sein.“
Keine Braut soll im Laden abgewiesen werden
Eines haben sich die beiden Schwestern auf die Fahnen geschrieben, betont Rebecca Scheller: „Keine Braut wird abgewiesen – ganz egal, welches Budget sie hat.“
„Alice & Eve“ an der Rellinghauser Straße 201 hat montags und dienstags, 11 bis 15 Uhr, donnerstags, freitags und samstags, 11 bis 19 Uhr, und auf Anfrage unter Telefon 946 715 94 oder www.aliceandeve.de