Essen-Stadtwald. . Nina Richert hat Theologie studiert und arbeitet hauptberuflich in der S6-Bar am Stadtwaldplatz. Nebenher organisiert sie freie Trau-Zeremonien.
„Man muss Hochzeiten mögen, aber vor allem muss man Menschen lieben und neugierig sein. Und ich rede halt gern“, fasst Nina Richert die Grundvoraussetzungen für ihren Nebenjob zusammen. Die 42-Jährige ist in der vierten Saison als Hochzeitsrednerin tätig und mit großer Leidenschaft dabei, wie ihr Strahlen verrät.
Viele werden die Rüttenscheiderin, die sich selbst als „Pottkind“ mit Leib und Seele bezeichnet, aus der Bar S6 am Stadtwaldplatz kennen. Dort ist Richert im Hauptberuf als Betriebsleiterin tätig. „Ich schätze gerade dieses Kontrastprogramm, dieses Leben zwischen zwei Welten, die Hektik in der Gastronomie und die tollen Gefühle bei den Hochzeiten“, sagt sie. Manchmal stehe sie am Wochenende morgens schon in der Kneipe und sorge dafür, dass alles läuft. Dann fahre sie zur Hochzeit, halte dort die Ansprache und stehe später wieder hinter der Theke. Nein, ausschließlich als Hochzeitsrednerin wolle sie nicht arbeiten, es gehöre schon beides zu ihrem Leben.
Eigentlich hat Nina Richert evangelische Theologie studiert, wollte ins Pfarramt. Während des Studiums verdiente sie sich Geld in der Gastronomie dazu, später nahm sie einen Bürojob an. „Dann haben mich irgendwann die Betreiber der S6-Bar gefragt, ob ich nicht die Betriebsleitung übernehmen will. Ich wollte“, blickt Nina Richert zurück. Das war im November 2013. Seitdem ist sie für die Organisation und Koordination von Veranstaltungen, für Dienstpläne und Facebook-Marketing verantwortlich, steht auch selbst hinter der Theke, wenn es erforderlich ist.
Zeitgleich kam sie auf die Idee, als Hochzeitsrednerin aktiv zu werden. „Bei der Hochzeit meines Bruders 2012 habe ich meine erste Rede gehalten, später einige für Freunde. Irgendwann habe ich das Ganze immer weiter professionalisiert.“ Aufgrund ihres Theologie-Studiums sei ihr das Thema Hochzeit ja nicht fremd. Sie gestalte aber keine Trauungen im religiösen Sinn, sondern Zeremonien für alle, die nicht kirchlich heiraten können, dürfen oder wollen. „Wer katholisch verheiratet war und geschieden ist, darf ja nicht noch mal katholisch heiraten und auch bei homosexuellen Paaren gibt es noch keine einheitliche Regelung“, nennt sie Beispiele. Die Zeremonie gehe deutlich über das hinaus, was auf dem Standesamt passiere, sei viel persönlicher und beziehe auch die Gäste in die Hochzeitssituation ein. „Da soll es schon einen Unterschied zu einer normalen Geburtstagsparty geben.“
„Es geht locker und fröhlich zu, so wie ich selbst bin. Was gibt es Schöneres, als wenn zwei Menschen sich lieben“, strahlt Richert. Natürlich gebe es erst mal ein Kennenlerntreffen zwischen Paar und Hochzeitsrednerin, man müsse schließlich testen, ob man zueinander passe. Zwei bis drei weitere Treffen folgen. „Gleich zu Beginn sollen die Paare jeweils einen Fragebogen ausfüllen – getrennt voneinander. „Dadurch lerne ich sie ganz gut kennen“, sagt Richert, die sich während der Zeremonie notfalls auch um die Wespe im frisch gegelten Haar des Bräutigams kümmert.
Sie spricht die rund 50-minütige Zeremonie, die oft draußen und meist am Ort der Feier stattfindet, mit den Paaren durch, sucht Lieder und Rituale aus, plant Zeit für Eheversprechen, Ringtausch und Kuss ein. „Ganz wichtig ist, dass bei aller Fröhlichkeit auch die Ernsthaftigkeit nicht zu kurz kommt. Die Feier darf niemals zur Nina-Show werden, das Brautpaar steht absolut im Mittelpunkt“, sagt die 42-Jährige, die selbst übrigens nicht verheiratet ist. „Mein Partner arbeitet auch in der Gastronomie, wir haben einfach keine Zeit.“
Nina Richert spricht meist bei Hochzeitszeremonien im Umkreis von 150 Kilometern. Taufreden gehören nicht zum Angebot, „weil dies in die Kirche gehört“. Trauerreden halte sie ebenfalls nicht, weil das ihre zeitlichen Möglichkeiten übersteigen würde. Kontakt: nina-traut-euch.de, nina@nina-traut-euch.de oder 0176 60 9148 58.