Essen-Südviertel. . Das 1914 erbaute Ensemble steht unter Denkmalschutz, der zusehends vernachlässigt wird. Offenbar erschweren die Eigentumsverhältnisse eine Sanierung.

Die Tür zu diesem Gebäudeteil des Bahnhofs Süd – auf der gegenüberliegenden Seite der Gaststätte – hängt schon lange nicht mehr in den Angeln. Modriger Geruch liegt in der Luft des verfallenen Treppenhauses, in dem der Putz von der Wand kommt und die Stufen bröckeln. Im dahinter liegenden Raum ist ein riesiger Müllberg angehäuft – knietief steht man in einem Sammelsurium aus Pfandflaschen, Sperrholz, Matratzen, Isomatten, Undefinierbarem. Entsprechend ironisch liest sich das Graffito „Dieser Tempel ist besetzt“, das durch ein mit Brettern dürftig verriegeltes, glasloses Fenster schwach beleuchtet wird.

Wer auch immer sich hier niedergelassen hat oder hatte, haust in einem schützenswerten Denkmal: 1914 erbaut, gilt der S-Bahnhof als „am besten erhaltener Vorstadtbahnhof in Essen, wie sie nach dem Vorbild Berliner S-Bahn-Typen-Bauten um die Jahrhundertwende entstanden“. So steht es in einem Auszug der städtischen Denkmalliste vom 14. April 1988. An diesem Tag wurden die beiden Gebäudeteile samt verbindender Brücke über den Gleisen unter Schutz gestellt.

Gesprächsversuche verliefen angeblich im Sande

Die Verantwortung für die Sanierung des Ensembles an der Rellinghauser Straße liegt beim Eigentümer: Und genau dort beginnen die Schwierigkeiten. Denn während der Gebäudeteil mit Gaststätte und Biergarten im Eigentum des ehemaligen Gastwirts und heutigen Verpächters Thomas Draheim ist, gehören die Verbindungsbrücke und das eingangs beschriebene, verfallene Nebengebäude offenbar noch immer der Deutschen Bahn.

„Ich weiß, dass dringender Handlungsbedarf besteht und habe auch mehrfach versucht, die Deutsche Bahn in der Angelegenheit zu kontaktieren. Ich habe schließlich selbst ein Interesse daran, dass das Gebäude wieder ansprechend aussieht und instand gesetzt wird“, beteuert Draheim, der das einstige Empfangsgebäude des Bahnhofs Ende der 1990er-Jahre kaufte.

Verwahrloster Bahnhof

Der Bahnhof Essen-Süd steht unter Denkmalschutz. Im Bild: ein Teil der Bahnhofsanlage östlich der Gleise.
Der Bahnhof Essen-Süd steht unter Denkmalschutz. Im Bild: ein Teil der Bahnhofsanlage östlich der Gleise. © Dominik Göttker / FUNKE Foto Services
Blick in einen Raum im östlichen Teil des Bahnhofs Essen-Süd.
Blick in einen Raum im östlichen Teil des Bahnhofs Essen-Süd. © Dominik Göttker / FUNKE Foto Services
Blick in einen Raum im östlichen Teil des Bahnhofs Essen-Süd.
Blick in einen Raum im östlichen Teil des Bahnhofs Essen-Süd. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Im Jahr 1988 wurde der Bahnhof Essen-Süd in die Denkmalliste der Stadt eingetragen.
Im Jahr 1988 wurde der Bahnhof Essen-Süd in die Denkmalliste der Stadt eingetragen. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Laut Denkmalliste entstanden um die Jahrhundertwende in Essen Vorstadtbahnhöfe nach Berliner Vorbild. So auch der Bahnhof Essen-Süd, der im Jahr 1914 erbaut wurde.
Laut Denkmalliste entstanden um die Jahrhundertwende in Essen Vorstadtbahnhöfe nach Berliner Vorbild. So auch der Bahnhof Essen-Süd, der im Jahr 1914 erbaut wurde. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Der Bahnhof besteht aus zwei Gebäudeteilen, die mit einem Brückenteil, das über die Gleise führt, verbunden sind.
Der Bahnhof besteht aus zwei Gebäudeteilen, die mit einem Brückenteil, das über die Gleise führt, verbunden sind. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Das Hauptgebäude (hier im Bild) gehört dem Verpächter der Gaststätte, der Brückenteil und das gegenüberliegende Gebäude (östlich der Gleise) habe der Verpächter nach eigenen Angaben nicht von der Bahn kaufen dürfen.
Das Hauptgebäude (hier im Bild) gehört dem Verpächter der Gaststätte, der Brückenteil und das gegenüberliegende Gebäude (östlich der Gleise) habe der Verpächter nach eigenen Angaben nicht von der Bahn kaufen dürfen. © Dominik Göttker / FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Dominik Göttker / FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Dominik Göttker / FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd.
Impressionen vom Bahnhof Essen-Süd. © Dominik Göttker / FUNKE Foto Services
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Bereits 1987 hatte er die Gaststätte von der Deutschen Bahn als Pächter übernommen. Den verbindenden Gebäudeteil sowie das gegenüberliegende Haus habe die Bahn damals aber nicht mit verkauft. „Da gab es eine Regelung, wonach die Bahn Bauwerke, die über den Schienen verlaufen, nicht veräußern durfte“, erinnert sich Draheim. „Bürokratische Strukturen“ und die Zuständigkeit verschiedener Gesellschaften innerhalb der Deutschen Bahn hätten die Kontakt-Versuche seines Anwalts jedoch erheblich erschwert. „Das ist alles im Sande verlaufen“, sagt Draheim.

Instandsetzung kann auch verfügt werden

Bei der regionalen Pressestelle der Deutschen Bahn in Düsseldorf laufen aktuell noch die Recherchen zu dem Thema, daher war noch keine Stellungnahme zu erhalten. „Wir als DB Station und Service haben mit den angrenzenden Gebäuden am Bahnhof Süd jedenfalls nichts zu tun“, sagt der Leiter der zuständigen Betreibergesellschaft für die Essener Bahnhöfe. Dort verantworte man ausschließlich die Auf- und Abgänge zu den Gleisen sowie die Bahnsteige, die erst im Jahr 2012 modernisiert wurden.

Auch bei der zuständigen Denkmalbehörde in Düsseldorf herrscht angesichts des zunehmend verfallenden Bahnhofs Ratlosigkeit: „Wir haben nicht die Möglichkeiten, alle Denkmäler regelmäßig abzugehen und zu überprüfen“, sagt der zuständige Sachbearbeiter Alexander Braun. Gleichwohl kündigte er eine Prüfung des Falles an: „Natürlich suchen wir immer zunächst das Gespräch. Verfällt ein Baudenkmal dennoch weiter und werden keine Schritte seitens des Eigentümers unternommen, so können wir die Instandsetzung auch verfügen.“