Essen-Südviertel. . Holger Walterscheid, Geschäftsführer des Bahnhof Süd, äußert sich nach der Kündigung einiger Mitarbeiter zu den Vorwürfen. Der „mangelnde Service“ und die fehlende Bereitschaft, an den Strukturen zu arbeiten, hätten diesen Schritt nötig gemacht.
Einigen Anfeindungen sah sich Holger Walterscheid, Geschäftsführer des Bahnhof Süd, ausgesetzt, als die Kündigung einiger altgedienter Mitarbeiter per SMS in der vergangenen Woche öffentlich wurde. Im Interview äußert sich der 40-Jährige zu den Vorwürfen – und erklärt, wo es mit der Kultkneipe in Zukunft hingehen soll.
Trotz einiger Differenzen – eine Kündigung per SMS gehört sich nicht, oder?
Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Wir haben zuvor mit allen betroffenen Mitarbeitern gesprochen, die Kündigung kam also für niemanden aus heiterem Himmel. Neben einer SMS erhielten die Teilzeitkräfte, von denen wir uns getrennt haben, aber auch alle eine schriftliche Form der Kündigung.
Warum sahen Sie sich zu diesem Schritt gezwungen?
Einer der Hauptkritikpunkte war der Service, an dem es haperte. Ein Beispiel: Wenn ein Gast ein leeres Glas vor sich abstellt, frage ich ihn, ob ich ihm noch etwas bringen kann – ein solches Verhalten sollte in der Gastronomie selbstverständlich sein, war es hier aber leider nicht bei allen.
Wie sind Sie auf die Missstände aufmerksam geworden?
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Das wissen wir von einigen Gästen ebenso wie aus Bewertungsportalen. Zur Verbesserung der Organisation haben wir bereits im Oktober einen Betriebsleiter eingesetzt. Allein deswegen haben sich einige Mitarbeiter schon freiwillig verabschiedet, da sie nicht bereit waren, an den doch recht festgefahrenen und eigenwilligen Strukturen hier zu arbeiten. Leider fehlte es den Betroffenen an der Bereitschaft, etwas zu ändern oder sich an klare Absprachen zu halten. Der Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ impliziert ja nicht, dass das auch immer gut war.
Aber so ein Team macht doch auch ein Stück weit einen Laden aus.
Natürlich tut es das. Noch immer sind ja auch einige langjährige Mitarbeiter bei uns, eine Stamm-Kellnerin etwa, die einfach fest dazu gehört. Im Mittelpunkt aber steht immer erst der Gast.
Nach dem Trubel der vergangenen Wochen: Bereuen Sie, den Bahnhof Süd übernommen zu haben?
Niemand gibt einen gut laufenden Laden ab. Deswegen war mir von Anfang an klar, dass es ein längerer Weg wird. Natürlich gab es einige Schwierigkeiten, aber ich bin noch immer fest davon überzeugt, dass der Bahnhof Süd eine Menge Potenzial hat – er ist einfach eine Kult-Kneipe.
Er galt einst als Jazz-Hochburg, nun werden die Konzerte sonntags zurückgefahren.
Es sind schlicht zu wenige Menschen zu den Sonntags-Konzerten gekommen. Wir wollen uns nun auf einige hochkarätige Bands und Musiker fokussieren. Bei den „Party Popes“ zum Beispiel waren wir am vergangenen Wochenende ausverkauft. Deswegen wird es am Samstag vor Ostern einen Zusatztermin geben. Ich könnte mir auch vorstellen, hier ähnlich wie im Seaside Beach eine Kopfhörerparty zu veranstalten. Wir wollen unser Stammpublikum behalten; es ist aber auch wichtig, neue Zielgruppen anzusprechen. Deswegen haben wir auch kein Problem damit, dass die Playhouse-Kickers am Samstag vor Rosenmontag hier eine Karnevalsparty veranstalten.
Sind auch im Laden selbst Änderungen geplant?
Nein, abgesehen von ein paar Ausbesserungen im Fußboden vielleicht. Der Bahnhof Süd behält sein Gesicht als ehrliche Kneipe, in der man ganz bodenständig essen und feiern kann. Das wird hier nie eine Schicki-Micki-Bar, dafür ist das gesamte Flair einfach zu kultig.