Essen. . Nixdorf-Berufskolleg in Frohnhausen muss nun doch entkernt werden. Kosten steigen von 12,3 auf 16,4 Millionen Euro. Stadt: Das war nicht absehbar.
- Statt Teil-Sanierung ist nun eine komplette Entkernung des Heinz-Nixdorf-Berufskolleg nötig
- schadstoffbelastete Estrichflächen und gravierende Mängel im Brandschutz entdeckt
- Stadtrat entscheidt über höhere Investition am 24. Februar
Statt einer geplanten Teil-Sanierung ist jetzt doch eine komplette Entkernung des Gebäudes nötig – und die geht ins Geld: Die Arbeiten am Heinz-Nixdorf-Berufskolleg kosten rund ein Drittel mehr Geld als veranschlagt. Die Baukosten steigen von 12,3 Millionen auf 16,4 Millionen Euro. Das geht aus einem Zwischenbericht hervor, der am Mittwoch dem Schulausschuss vorgelegt wird. Der Rat entscheidet über die höhere Investition am 24. Februar.
Die seit Jahren geplante Instandsetzung des Hauses, das Ende der Sechzigerjahre errichtet wurde, ist ohnehin die mit Abstand aufwändigste und teuerste Schulsanierung in Essen. Schon Ende 2014 wurde die Maßnahme beschlossen, und im Laufe des letzten Jahres zog dann planmäßig ein Teil der Schüler in die Gesamtschule Süd nach Stadtwald um – dort wurden Provisorien für die IT-Ausbildungsgänge eingerichtet, die bis 2018 halten sollen. So lange dauert die Erneuerung des Nixdorf-Gebäudes, das in Frohnhausen direkt gegenüber vom Bahnhof Essen-West liegt. Zum Nixdorf-Kolleg, das einen exzellenten Ruf genießt, gehen rund 2000 Schüler. Auch die technische Infrastruktur macht die Sanierung des Gebäudes so aufwändig – und einen Neubau auch angesichts von galoppierenden Baukosten unrealistisch. Kenner argumentierten schon vor Jahren, dass ein Neubau der Schule wesentlich teurer wäre als, zum Beispiel, der Neubau der geplanten Gesamtschule in Schonnebeck – veranschlagt sind dort etwas mehr als 40 Millionen Euro.
Mängel im Brandschutz
Wie auch immer: Während der laufenden Arbeiten wurden unter anderem „statisch nicht standfeste“ Innenwände entdeckt, schadstoffbelastete Estrichflächen sowie Mängel im Brandschutz, die viel gravierender sind als angenommen. Dies alles sei vorher „nicht erkennbar“ gewesen, argumentiert die Bauverwaltung in ihrer Vorlage. Jemand aus der Immobilienwirtschaft rechtfertigt die Kostenerhöhung so: „Ein Gebäude muss immer als Ganzes gesehen werden. Auch, wenn die Arbeiten aufwändig sind – es bleibt ein altes Gebäude.“
Doch hätte man die Mängel nicht vorher ermitteln können? „Eine fundierte Baukostenermittlung vor Sanierungsbeginn“, heißt es weiter, sei im Grunde nur möglich gewesen, wenn man das gesamte Haus leergezogen hätte, um dann eine „zerstörerische Bestandsanalyse“ vorzunehmen. Heißt: Ein Gebäude auf Herz und Nieren zu überprüfen, heißt auch, es – zumindest teilweise – kaputtzumachen. Die jetzt neu gefundenen Mängel liegen im Innern.
Bockmühle: Kosten stiegen wegen eines Asbest-Fundes
Ähnlich argumentierte die Bauverwaltung übrigens auch an der Gesamtschule Bockmühle, der zweiten großen Schulsanierung im Stadtgebiet, die derzeit läuft. Dort stiegen die Kosten wegen eines Asbest-Fundes um ein Viertel von rund drei auf knapp vier Millionen Euro.
Und es geht weiter: Längst arbeitet die Immobilienverwaltung an einer Studie, die ermittelt, was weniger teuer wird – sanieren oder Neubau. Diesmal geht es um das Nord-Ost-Gymnasium, auch ein Haus aus den Sechzigern.
Wie die Kosten bewältigt werden sollen
Die ursprünglich geplanten 12,3 Millionen Euro waren im Haushalt veranschlagt. Die jetzt ermittelten Mehrkosten sollen so geschultert werden: Der Rat soll Ende des Monats beschließen, dass für das laufende Bauprojekt eine Million Euro mehr als geplant ausgegeben werden kann. Die verbleibenden drei Millionen Euro sollen vom Haushalt 2017/18 aufgefangen werden.
Zum Vergleich: Der Neubau einer kompletten Grundschule inklusive Kita in Essen-Haarzopf kostete die Stadt nur etwas mehr als zehn Millionen Euro. Kenner argumentieren aber, dass dieser Neubau nicht mit einem möglichen Neubau des Nixdorf-Kollegs zu vergleichen wäre. Das liegt nicht nur an der Größe, sondern auch an der technischen Ausstattung des Nixdorf-Kollegs.