Essen. Hinter der Gourmetmeile steckt jede Menge Arbeit – und viel Vorbereitung. Trotz eines Verregneten Auftakts sind die Gastronomen optimistisch.
Fast viertelstündlich wischen die Servicekräfte über das Meer aus Bierzeltgarnituren, stellen die vom Winde verwehte Blumendekoration wieder auf. In einer Stunde kommen die ersten Gäste, da muss sich Rü Genuss Pur von seiner besten Seite zeigen – ganz egal, ob ein paar Tropfen vom dunkel bewölkten Himmel fallen.
Werner Rzepucha, Organisator der nunmehr fünften Gourmetmeile, schaut stirnrunzelnd in den Himmel. „Im vergangenen Jahr mussten wir die Meile wegen eines angekündigten Unwetters früher beenden. In diesem Jahr fangen wir eben mit Wasser an“, sagt der Gastgeber, der dennoch gelassen wirkt: „Alles ist vorbereitet, die Handgriffe sitzen. Was das Wetter angeht, muss man bei einer Open-Air-Veranstaltung eben mit allem rechnen.“
Dass Vorbereitung alles ist, wenn es fünf Tage lang tausende Vor-, Haupt- und Nachspeisen zu servieren gilt, wissen auch die beteiligten 22 Gastronomen nur zu gut. „Die Besucher möchten ihr Essen möglichst schnell. Deswegen ist es wichtig, gute Gerichte mit möglichst wenig Handgriffen zu servieren“, sagt Natti Pierazzi vom Grill-Restaurant Bistecca.
700 Portionen Kalbsbäckchen
Eine Gourmetmeile zu bespielen, sei richtig harte Arbeit – die sich am Ende aber lohne. „Viele Gäste probieren unser Angebot hier zum ersten Mal aus und haben einen Besuch im Restaurant vielleicht bislang gescheut. Nach der Gourmetmeile begrüßen wir regelmäßig neue Kunden“, weiß Pierazzi, die gestern um 14 Uhr nur noch eine letzte Anweisung für ihr Team hat: Zum Fast-Food-Riesen um die Ecke zu fahren und ein paar Burger mitzubringen, ehe am Abend der erste große Ansturm kommt. Die eigenen Burger, die bei der Gourmetmeile zu den echten Verkaufsschlagern zählen sind, seien schließlich für die Gäste bestimmt.
Rü genüßlich
David Ellinghaus, Küchenchef im Essener Hof, hat sein Team gerade zum Gruppenfoto gebeten. Das Restaurant des gleichnamigen Hotels aus der Innenstadt feiert seine Premiere bei Rü Genuss Pur; das muss für die Ewigkeit festgehalten werden.
Wie man sich als Neuling darauf vorbereitet, Mengen kalkuliert, einkauft? „Zum einen gibt es hier viele nette Kollegen mit Erfahrungswerten. Zum anderen wissen wir ja auch aus dem Essener Hof, welche Gerichte gut gehen“, sagt Ellinghaus. 700 Portionen Kalbsbäckchen haben er und sein Team in den vergangenen Tagen geschmort und vakuumiert. „Das Gericht eignet sich sehr gut für die Gourmetmeile, weil es sich gut vorbereiten lässt, ohne dass es an Qualität einbüßt“, weiß der Küchenchef.
Auch Diego Palermo, der vor 17 Jahren die Trattoria Trüffel da Diego an der Rüttenscheider Straße eröffnete, kann eine beeindruckende Zahl liefern: Drei Kilogramm Trüffel hat er aus Umbrien liefern lassen. Den edlen Pilz wird er in den nächsten Tagen wohl hundertfach über seinen Klassiker – Pasta al Tartufo – reiben. Palermo ist von Anfang bei Rü Genuss Pur dabei und schließt sein Restaurant während der Gourmetmeile. „Das wäre sonst kaum zu stemmen“, sagt er. Sein Arbeitstag beginnt nun wie für viele seiner Gastronomie-Kollegen um 8 Uhr mit Vorbereitungen und geht mindestens bis Mitternacht. Ein Umstand, den der Italiener gern in Kauf nimmt: „Für Rüttenscheid ist das eine schöne Gelegenheit, sich zu präsentieren, wir haben einfach eine gute Zeit.“