Essen-Rellinghausen. . Nach Beschwerden der Nachbarn über Lärm soll ein Bolzplatz in Essen von 19 bis 8 Uhr abgesperrt werden. Die Bezirkspolitiker entscheiden darüber.
Der Versuch, den Konflikt zwischen Anwohnern und jungen Kickern am Bolzplatz Sartoriusstraße in Essen-Rellinghausen mit Gesprächen, Hinweisschildern und gegenseitiger Rücksichtnahme zu lösen, ist offenbar gescheitert. Nachdem es bereits 2014 Diskussionen um die Anlage gegeben hatte, steht das Thema jetzt erneut auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung II, die sich am 25. Juni zur letzten Sitzung vor der Sommerpause trifft. Nach den Feiertagen Christi Himmelfahrt und Pfingsten hatte es jetzt erneut Anwohner-Beschwerden über Lärmbelästigung gegeben.
Das hat die Verwaltung jetzt veranlasst, eine Einschränkung der Öffnungszeiten des Bolzplatzes vorzuschlagen, und zwar von 19 bis 8 Uhr. Um dies durchzusetzen, sollen an den Zugängen verschließbare Tore eingebaut werden. Die offene Seite des Bolzplatzes soll durch Zaunelemente geschlossen werden, heißt es in der Vorlage, die den Bezirksvertretern jetzt für die kommende Sitzung zuging.
Die Tore sollen werktags von einem Schließdienst abgeschlossen werden, so der Vorschlag von Grün & Gruga. Die Kosten für die geplante Maßnahme: Für den Zaun würden einmalig 8500 Euro anfallen, für den Schließdienst rund 4200 Euro im Jahr. „Grün & Gruga schlägt der Bezirksvertretung II vor, sich insbesondere an den anfallenden Kosten für den Schließdienst zu beteiligen“, heißt es in der Vorlage weiter.
Polizei wurde mehrfach zum Bolzplatz gerufen
Der Bolzplatz an der Sartoriusstraße neben dem Asylbewerberheim war Anfang 2013 umgebaut und mit einem Kunstrasenbelag für rund 15 000 Euro ausgestattet worden. Durch diese Aufwertung nahmen die Jugendlichen den Platz gut an und nutzten ihn entsprechend häufig. Das jedoch führte zu Beschwerden der Anwohner, die die Lautstärke beklagten und die Tatsache, dass sich vermehrt ältere Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Platz aufhielten. Mehrfach war die Polizei vor Ort.
Um den Konflikt zwischen kickenden Jugendlichen und ruhebedürftigen Bürgern zu entschärfen, fand im September 2014 ein Ortstermin mit Anwohnern, Polizei, Ordnungsamt, Jugendhilfe, Sozialamt und Grün & Gruga statt. Damals vereinbarten die Beteiligten, bei den Jugendlichen um Verständnis für die Anwohner zu werben und auf sie einzuwirken, die Alters- und Zeitgrenzen einzuhalten. Der Erfolg der Bemühungen blieb offenbar aus.
Platz abzuschließen, sei übertrieben
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„Das Ganze ist irgendwie ein Spiegelbild der Gesellschaft“, findet Peter Lankes, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung II. Wirklich verstehen könne er es nicht, dass man einen Bolzplatz um 19 Uhr abschließen wolle, zumal es ja gerade im Sommer viel länger hell sei und die Kinder und Jugendlichen draußen toben wollten. „19 Uhr ist schon sehr früh“, erinnert sich Lankes, inzwischen Großvater, an die Zeiten, als er selbst als Jugendlicher und später auch mit seinem Sohn noch abends gekickt habe. Andererseits gebe es offenbar keine andere Möglichkeit, einen Ausgleich der Interessen herbeizuführen. „Formal-juristisch mag das Abschließen ja in Ordnung sein, unter sozialen Gesichtspunkten bin ich eher fürs Toben“, so Lankes.
„Von einer solchen Abriegelung halte ich gar nichts“, sagt Heinz-Leo Draese, Fraktionsvorsitzender der CDU im Bezirk II. „Ich werde auch bei meiner Fraktion entsprechend dafür werben, dass wir dem so nicht zustimmen werden. Da muss es doch andere Lösungsmöglichkeiten geben“, sagt Draese. Ein Schild, das auf entsprechende Einschränkungen hinweise, sei in Ordnung, damit es eine Handhabe für das Ordnungsamt gebe. Den Platz abzuschließen, sei übertrieben.