Essen. Der ESC Rellinghausen integriert Bewohner des Flüchtlingheims in Training und Spielbetrieb. Das Training schafft Struktur im Alltag.
Seit im vergangenen Herbst 50 Asylbewerber in das Heim an der Pregelstraße in Essen-Bergerhausen eingezogen sind, treffen sich einmal im Monat Bürger am runden Tisch, die sich um die Belange der Flüchtlinge kümmern. Neben privat organisiertem Deutschunterricht und Pflanzaktionen gibt es seit kurzem ein neues Angebot für die jungen Männer aus Syrien, Eritrea und anderen Krisengebieten der Welt: Einige Asylbewerber spielen jetzt beim ESC Rellinghausen 06 Fußball – einer von ihnen schon im normalen Ligabetrieb in der dritten Mannschaft des ESC in der Kreisliga C.
Pünktliche Gäste versäumen kein Training
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„Für die Asylbewerber ist das Training eine Möglichkeit, durch feste Termine etwas Struktur und Regelmäßigkeit in den Alltag zu bekommen“, sagt Trainer Udo Haske. Dementsprechend pünktlich kämen die Gäste, versäumten keinen Trainingstermin. Trainiert wird dienstags und donnerstags ab 19 Uhr auf der Anlage Am Krausen Bäumchen. Die Initiative, die jungen Männer – die meisten Bewohner an der Pregelstraße sind zwischen 20 und 30 Jahre alt – zum Sport zu bringen, sei vom Bergerhauser Awo-Vorsitzenden Ernst Broszik ausgegangen. Beim ESC war man gern bereit, einzelne Flüchtlinge ins Team zu integrieren. „Sport macht den meisten Spaß und sie werden so bisschen von ihren Lebensumständen abgelenkt“, so Trainer Sebastian Fiegen.
Vor allem Männer aus Eritrea kicken jetzt beim ESC. Ein Problem: „Die Jungs sind nett und freundlich, sprechen aber meist kein Wort Deutsch, oft auch kein Englisch oder Französisch, so dass die Verständigung schon sehr schwierig ist und meist nur mit Händen und Füßen klappt“, erklärt Udo Haske. Er habe es schon mit einer Übersetzungs-App auf dem Handy versucht. Ohne Erfolg. „Da kam nur Kauderwelsch heraus“, sagt der Trainer. So engagiert und sportlich die Gastspieler auch sind – Fußballregeln wie Abseits sind ihnen oft nicht geläufig.
Anfangs spielten die Flüchtlinge barfuß mit
„Beim Training ist das egal. Aber als ich einen der Jungs am Sonntag beim Spiel gegen Freisenbruch eingesetzt habe, beschwerten sich die anderen, dass er die Abseitsregel nicht kennt. Es ist zwar die Kreisliga C, aber die Spieler sind ja ehrgeizig und wollen natürlich gewinnen“, so der Trainer, der optimistisch ist, dass die Sache mit den Spielregeln ein lösbares Problem ist. Um den Spieler im Liga-Betrieb einsetzen zu können, habe man ihn beim Fußballverband Niederrhein angemeldet und ihn bei den Formalitäten unterstützt.
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Die Möglichkeiten, neue Spieler ins Team aufzunehmen, seien natürlich nicht unbegrenzt. Erst hätten vier, fünf Männer mittrainiert, irgendwann seien es mehr als ein Dutzend gewesen. Das sei zu viel, auch wenn ein großer Kader durchaus positiv sei, weil oft Spieler aus beruflichen Gründen fehlten, sind sich die Trainer einig. Anfangs hätten die Flüchtlinge teils barfuß gespielt und man habe sich Sorgen um die Gesundheit der Spieler gemacht. Das Problem ist inzwischen gelöst. Einen Teil der Ausrüstung spendeten Vereinsmitglieder, für Fußballschuhe sorgte ein Sponsor.
Trainer holte den neuen Spieler zum Spiel ab
Zum Spiel in Freisenbruch, das die Rellinghauser mit 1:3 verloren, hatte der Trainer seinen neuen Schützling, der inzwischen von der Pregelstraße zum Viehofer Platz umgezogen sei, mit dem Auto abgeholt, so dass die Anreise ohne Komplikationen ablief.
Das nächste Treffen des runden Tisches Bergerhausen für das Flüchtlingsheim an der Pregelstraße findet am Donnerstag, 21. Mai, um 19 Uhr im Saal der Awo an der Weserstraße 82 statt. Bernd Brack, der ehemalige Leiter von Pro Asyl Essen, wird über die aktuelle Situation bei der Genehmigung von Asylanträgen berichten.