Essen-Bergerhausen. Ehrenamtliche vermitteln Asylbewerbern an der Pregelstraße Grundkenntnisse in der deutschen Sprache. Erste Erfolge sind schon erkennbar.
„Die weibliche Form von Arzt?“ Regine Rottmann schaut fragend in die Runde ihrer zwölf Schüler, die sich zum Unterricht im Flüchtlingsheim an der Pregelstraße eingefunden haben. „Frau-Arzt?“, lautet einer der schüchternen Vorschläge, der die pensionierte Deutschlehrerin schmunzeln lässt. Dann korrigiert sie und artikuliert sehr deutlich: „Ärztin heißt das.“ Die meist jungen Männer sprechen nach: „Ärztin“, sagen sie mit persischem, kurdischem oder eritreischem Akzent.
Regine Rottmann ist eine von fünf ehrenamtlichen Lehrerinnen und Lehrern, die den Flüchtlingen erste Grundkenntnisse in der deutschen Sprache vermitteln. Seit Oktober sind knapp 50 junge Männer in dem Bergerhauser Heim untergebracht. Viele von ihnen besuchen mehrfach in der Woche den Deutschunterricht, können schon einiges verstehen und einfache Sätze auf Deutsch sprechen.
Im Herbst 2014 hat der Unterricht begonnen und die freiwilligen Lehrkräfte standen vor einer Herausforderung, denn es wohnen Menschen aus 16 Nationen an der Pregelstraße. Aber inzwischen haben die meisten der Schüler bereits so gute Grundkenntnisse aufgebaut, dass sie den Aufnahmetest für einen Volkshochschulkurs bestanden haben. „Das war ein sehr schöner Erfolg für uns“, sagt Regine Rottmann.
Ohne die Unterstützung dieser Gruppe Ehrenamtlicher hätten die Bewohner des Flüchtlingsheims kaum eine Chance, in den ersten Monaten ihres Aufenthalts Deutsch zu lernen. Denn Integrationskurse würden derzeit nur für Menschen angeboten, die eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis besitzen, also wenn zum Beispiel eine Anerkennung als Asylberechtigter vorliege. Meist dauere das Antragsverfahren viele Monate – verlorene Zeit für die Flüchtlinge, die hier zwar sicher seien, aber gleichzeitig wüssten, dass man ohne die Landessprache nichts erreichen könne.
Im Unterricht wird Regine Rottmann von dem pensionierten Deutschlehrer Axel Berendonk und Dietrich von der Linde, emeritierter Professor für Physik, unterstützt. Die beiden helfen einzelnen Schülern bei der Aussprache oder geben Hilfestellung bei der Lösung der Aufgaben im Übungsbuch. Die Teilnehmer helfen sich aber auch gegenseitig: Ein junger Mann aus Afghanistan, der schon seit vier Monaten an dem Kurs teilnimmt, übersetzt die Erläuterungen der Lehrerin in seine Muttersprache Dari, damit ein Landsmann, der erst seit vier Wochen dabei ist, folgen kann. Andere greifen auf Französisch oder Türkisch zurück und für alle Fälle liegt auch ein russisches Wörterbuch auf dem Tisch.
Alle sind freiwillig dabei, sind motiviert zu Lernen und haben Spaß dabei, so die Einschätzung der Ehrenamtlichen. Regine Rottmann: „Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen – auch wir können viel von diesen Menschen lernen.“
Am Runden Tisch Bergerhausen tauschen sich die Deutschlehrer mit anderen Ehrenamtlichen über ihre Unterstützungsangebote aus. Das nächste Treffen findet am heutigen Donnerstag, 19. März, um 19 Uhr im Saal der Arbeiterwohlfahrt, Weserstraße 82, statt. Interessierte Bürger sind eingeladen, teilzunehmen und Ideen zur Unterstützung und Integration von Flüchtlingen einzubringen.