Essen-Bredeney. . Obwohl historisch bedeutsam, spielt der Halt an der Villa Hügel 125 Jahre nach seiner Eröffnung kaum eine Rolle. Eine Modernisierung wäre zu teuer.

Eine Mischung aus Wild-West-Flair und Patina der Krupp-Dynastie umgibt den Bahnhof Hügel. Das grüne Holzdach erinnert an einen Saloon; hinter dem Gleis in Richtung Düsseldorf schwingt sich der Hügelpark hinter gusseisernen Zäunen sanft den Hang hinauf. Sowohl touristisch als auch historisch gehört der Halt zu den wohl bedeutendsten Bahnhöfen der Stadt. Kaiser Wilhelm II. weihte die „Haltestelle Bredeney“, wie sie damals noch hieß, 1890 ein.

Friedrich Alfred Krupp selbst hatte für den Bau des Bahnhofs gesorgt, um Staatsgästen einen unmittelbaren Zugang zur Villa Hügel und der Allgemeinheit den Weg zur Ruhr zu ermöglichen. Eine Tafel und ein QR-Code, über den man auf die Homepage der Essener Ruhrperlen samt historischem Erklärstück kommt, erinnern an diese bewegte Geschichte.

470 Fahrgäste am Tag

Wer nicht gut zu Fuß ist, für den gibt es kaum eine Chance, die Bahnsteige zu erreichen. Aufzüge wären zu teuer.
Wer nicht gut zu Fuß ist, für den gibt es kaum eine Chance, die Bahnsteige zu erreichen. Aufzüge wären zu teuer. © WAZ

Darüber hinaus spielt der S6-Haltepunkt für die Deutsche Bahn, die heute Eigentümerin des Bahnhofsgeländes ist, 125 Jahre später jedoch kaum noch eine Rolle. Dafür ist das Fahrgastaufkommen zu gering. 470 Menschen steigen am Hügel im Schnitt täglich ein und aus. Auch deswegen werde anderen Bahnhöfen der Vortritt gelassen, wenn es um Modernisierungen gehe, teilte ein Bahnsprecher auf Anfrage mit. Aktuell sei kein Projekt in Planung.

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Größtes Manko der Haltestelle ist ihre schwierige Erreichbarkeit. Zwar wurde der Bahnhof mit einem taktilen System für Sehbehinderte ausgestattet. Wer nicht gut zu Fuß ist, wird dort aber kaum aussteigen können – neben den Stufen am Bahnsteig erwarten Reisende wahlweise Steintreppen oder die steile Zu- und Abfahrt des Restaurants Hügoloss, wenn sie den Baldeneysee erreichen wollen. Auch für Radfahrer ist die Haltestelle, von der aus es sich perfekt den See umrunden lässt, eher schwer zu handhaben. Von einer Schiene an den Treppen, die den Transport eines Rades erleichtern würde, fehlt trotz mehrfacher Forderung noch immer jede Spur. Wer dort zu- oder aussteigt, muss sein Rad tragen.

Bahnhof spielt auch touristisch keine Rolle

Auch Radler haben’s schwer – so fehlen Treppen-Schienen zum Transport.
Auch Radler haben’s schwer – so fehlen Treppen-Schienen zum Transport. © WAZ

Bei der Bahn verweist man auf die Kosten-Nutzen-Rechnung: So müssten zwei Aufzüge in den Tunnel gebaut werden, die jeweils 60.000 Euro kosten würden. Da die Straße am Restaurant zu steil sei, wäre dort ein weiterer Aufzug von Nöten. Kostenpunkt: 100.000 Euro. „Da in Essen- Hügel kein Bahn-Personal vorhanden ist, wäre leider mit Vandalismusschäden an den Aufzügen zu rechnen“, so der Bahnsprecher.

Trotz exponierter Lage spielt der Bahnhof auch in der „touristischen Vermarktung keine Rolle“ sagt die Essen Marketing GmbH. Vielleicht ändert sich diese Haltung, wenn ein Konzept für den Baldeneysee vorliegt und sich der Ruhrverband durchringt, das Schwimmverbot aufzuheben. Bis es soweit ist, liegt der Bahnhof aber wohl weiter in einem hinter Graffiti und abbröckelndem Putz versteckten Dornröschenschlaf.