Essen-Haarzopf. . Der Pfarrer der ev. Gemeinde hofft, dass das Gotteshaus 2016 wieder zur Verfügung steht. Jugendfreunde spenden Bucherlös für das Projekt.
Eine sehr willkommene Finanzspritze für die Restaurierung der evangelischen Kirche an der Raadter Straße konnte jetzt Pfarrer Guido Quinkert entgegennehmen. Die Jugendfreunde Haarzopf, die Anfang Dezember 2014 gemeinsam mit dem Bürgerverein ihr Buch „Haarzopf/Fulerum – gestern und heute“ herausgebracht hatten, überreichten ihm einen Scheck über 21.000 Euro.
Für die evangelische Gemeinde kommt die Spende gerade recht, denn in Kürze werden die Hauptarbeiten im Gebäude beginnen. Der Hintergrund: Als die Gemeinde in Vorbereitung auf das 100-jährige Bestehen des Gotteshauses 2013 eine Innenrenovierung plante, wurden gravierende Schäden an den Holzleimbindern entdeckt. Experten stellten fest, dass die Tragfähigkeit des markanten Tonnengewölbes nicht mehr gewährleistet war. Seitdem ist die Kirche geschlossen.
„Damals mussten wir uns überlegen, wie wir mit der Situation umgehen wollen“, so Pfarrer Quinkert. Die Kosten für die Sanierung werden auf eine Million Euro geschätzt, von denen die Gemeinde aus ihrem eigenen Vermögen 300.000 Euro aufbringen kann. Eine halbe Million Euro kam durch Zuwendungen von Bund, Land und mehreren Stiftungen zusammen. „Das heißt, es fehlen uns noch rund 200.000 Euro, jetzt natürlich abzüglich der 21.000 Euro von den Jugendfreunden“, so der Pfarrer.
Arbeiten beginnen wahrscheinlich erst Mai/Juni
Die Gemeinde habe sich entschieden, die neuen Holzleimbinder neben den alten anbringen zu lassen. Während 2014 vor allem Sicherungsmaßnahmen liefen und zum Beispiel Empore, Chor und Fenster zu ihrem Schutz eingeschalt wurden, beginnt bald die Phase der eigentlichen Renovierung. Die Kirche ist inzwischen komplett mit Gerüsten zugestellt. Das Tonnengewölbe ist entfernt, Wände und Decke sind freigelegt. „Wir haben bis zum Herbst auf die Baugenehmigung gewartet“, berichtet Quinkert. „Dann war die Frage, wie wir den Einbau der Leimbinder ausschreiben müssen, da das ja schon eine sehr spezielle Sache ist.“ Ein Jurist habe aber bestätigt, dass eine deutschlandweite öffentliche Ausschreibung reiche.
Die wird in dieser Woche auf den Weg gebracht, im Februar sollen die Bewerbungen eingehen. „Ich gehe davon aus, dass wir Ende Februar den Auftrag vergeben können. Aber auch dann werden nicht sofort die Bagger anrollen“, warnt Quinkert vor zu großen Erwartungen. Die Holzleimbinder müssten in den kommenden Monaten erstmal bei der Firma angefertigt werden. Realistisch sei, dass man im Mai/Juni mit dem Einbau beginnen könne.
Wenn im Sommer die Hauptarbeit beendet sei, könne man im Herbst damit beginnen, die Kirche wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Das Tonnengewölbe wird wieder angebracht, die Wände erhalten unter Aufsicht der Denkmalbehörde wieder ihre alte Struktur und Farbe. „Im Laufe des Jahres 2016 können wir dann hoffentlich unsere Kirche wieder in Betrieb nehmen“, will Quinkert keine genauen Prognosen abgeben. „Dreimal haben wir ja bereits Heiligabend in der Scheune gefeiert, ein viertes Mal wird folgen. Aber 2016 werden wir Weihnachten wohl wieder in der Kirche begehen können“, ist der Pfarrer zuversichtlich.
Die Freude war groß
Die Spende sorgte bei der evangelischen Gemeinde für Begeisterung. „Darüber freuen wir uns natürlich riesig. Es ist nicht nur ein tolles Buch über den Stadtteil, sondern auch eine große Hilfe für uns, dass der Erlös aus dem Verkauf komplett in die Kirchensanierung fließen kann“, bedankte sich Pfarrer Guido Quinkert bei den Jugendfreunden. Das war möglich, weil das Buch schon im Vorfeld komplett finanziert war.
Von den 1700 Exemplaren sind bereits 1350 verkauft, obwohl die Bücher erstmals auf dem Haarzopfer Weihnachtsmarkt erhältlich waren. Damals wurden bereits 900 Bücher verkauft. Die restlichen Exemplare sind weiterhin in Haarzopfer Geschäften erhältlich und sollen auf den kommenden Veranstaltungen im Stadtteil verkauft werden. Wie lange der Vorrat reicht, ist allerdings ungewiss. Der frühere Oberstadtdirektor Hermann Hartwich, der zum Kreis der Jugendfreunde Haarzopf gehört, und der Bürgervereinsvorsitzende Horst Holtwiesche wollten bereits darauf wetten, dass auf dem nächsten Weihnachtsmarkt kein Buch mehr erhältlich ist. . .