Essen-Haarzopf. . Im maroden Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Haarzopf an der Raadter Straße haben die Handwerker Einzug gehalten. Die Arbeiten werden rund drei Jahre dauern und eine Million Euro kosten. Pfarrer Guido Quinkert freut sich über den Start der Arbeiten.
„Ich freue mich sehr, dass es endlich los geht“, sagt Pfarrer Guido Quinkert von der evangelischen Gemeinde Haarzopf. Am Mittwoch haben die Bauarbeiter Einzug gehalten im denkmalgeschützten, aber einsturzgefährdeten Gotteshaus an der Raadter Straße. Für Quinkert und die gesamte Gemeinde ein gutes Signal, stand doch die dringend erforderliche Sanierung der Kirche zeitweise sogar in Frage. Gut anderthalb Jahre ist es her, dass bei Verschönerungsarbeiten zum 100. Geburtstag des Bauwerks Schäden an den Leimbindern festgestellt wurden, die das Tonnengewölbe halten. Das Gotteshaus gilt als die erste moderne Kirche im Rheinland.
Altar und Orgel werden gesichert
Seit Juli 2012 ist die Kirche geschlossen, eine Konstruktion aus Stahlseilen sichert den Innenraum. Pfarrer Quinkert versteht, dass die Menschen im Stadtteil langsam ungeduldig werden: „Wir mussten uns aber erstmal darüber klar werden, was zu tun ist und wie viel es kosten wird.“ Der Ergebnis: Die Leimbinder, durch die das Gewölbe getragen wird, müssen komplett erneuert werden, bevor der Innenraum dann wieder so hergerichtet wird, wie er vorher aussah. „Da unterliegen wir strengen Denkmalschutz-Bedingungen“, sagt der Pfarrer.
Am Wochenende sollen die Arbeiter mit der Sicherung von Altar- und Konfirmandenraum, Orgel, Fußboden, Türen und Fenstern fertig sein, die mit dicken Spanplatten ummantelt werden, um während der Arbeiten keinen Schaden zu nehmen, erklärt Tischler David Knechten. Anschließend wird das Gerüst in der Kirche aufgebaut, damit die Gewölbedecke entfernt werden kann.
„Wegen der Fördergelder, die abgerufen werden müssen und für die wir Rechnungen brauchen, wollen wir Ende Februar mit den Vorarbeiten fertig sein“, sagt der Pfarrer. Die Hauptarbeit, nämlich die Erneuerung der Holzleimbinder, die neben die alten gesetzt werden, erfolgt im Anschluss. „Das ist sehr aufwendig, weil man vom Fundament die Wände hoch bis zum Tonnenschiff und dann wieder herunter gehen muss“, erläutert der Pfarrer. Am Ende werden die Stuckelemente und der Anstrich wieder hergestellt.
Eine Million Euro wird die Restaurierung kosten. 400 000 Euro kamen an öffentlichen Geldern von Bund, Land und der Stiftung Denkmalschutz. Die Stiftung Kirchenbau der Evangelischen Kirche Deutschlands gab 15 000 Euro, die Sparkasse beteiligt sich mit 10 000 Euro. „Rund 50 000 Euro haben wir inzwischen als Spenden aus der Gemeinde erhalten“, freut sich Guido Quinkert.
Eine schöne Überraschung hatte auch der katholische Pastor Michael Niekämper von Christus König für den evangelischen Kollegen parat. Beim ökumenischen Gottesdienst zum Jahresbeginn verkündete er, dass der Erlös der Kollekte für die Kirchensanierung der Nachbarn bestimmt sei. „Uns fehlt noch eine halbe Million Euro, wovon wir notfalls 300 000 Euro aus eigenen Mitteln zusammenbekommen können“, sieht Quinkert noch eine Deckungslücke von 200 000 Euro, die die Gemeinde durch Spenden, Benefizkonzerte und ähnliches aufbringen muss.
„Wir hoffen, dass wir 2016 wieder Weihnachten in unserer Kirche feiern können“, gibt sich Pfarrer Quinkert optimistisch. Zumindest sei es am vergangenen Mittwoch ein sehr gutes Gefühl gewesen, als sich Architekten, Vertreter der Kirchengemeinde und der beteiligten Baufirmen zu Besprechungen in der Kirche eingefunden hätten und seitdem auch von außen - wenn auch leise - die ersten Baugeräusche zu vernehmen seien.