Essen. . Erst kauften die Stadtwerke Immobilien an der Baumstraße, nun will die Stadttochter das Eigentum wieder los werden. Viele Mieter sind längst ausgezogen.
Überraschender Kurswechsel bei den Stadtwerken: Die Immobilien und Grundstücke an der Baumstraße, die der städtische Energieversorger im Zuge des Neubaus seiner Konzernzentrale nach und nach erworben hatte, sollen nun wieder verkauft werden. „Für uns steht fest, dass wir weder als Investor noch als Erschließer dort auftreten werden“, sagte Stadtwerkesprecher Dirk Pomplun auf Anfrage dieser Zeitung.
Einen bitteren Beigeschmack dürfte diese Nachricht vor allem für jene Mieter haben, die seit 2011 aus den insgesamt fünf Häusern ausgezogen sind. Schließlich wollten die Stadtwerke im Umfeld ihres 30-Millionen-Neubaus ursprünglich Platz für hochwertige Eigentumswohnungen schaffen, hatten damals schriftlich angekündigt, die Häuser abzureißen. Nach Schätzungen von Pomplun waren rund 25 Wohnungen betroffen. Bis heute ist nur eines der Mietshäuser abgerissen, das von der Baumstraße den Blick auf den schmucken Glasbau freigibt. Die anderen Immobilien wirken wie Geisterhäuser, sind weitgehend unbewohnt. Besonders tragisch etwa war der Fall der damals 83-jährigen Gertrud Burau, die ihre Wohnung nach 51 Jahren verlassen musste (wir berichteten).
Eine Familie ist geblieben
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Geblieben ist Aida Honnerlage mit ihrer Familie, die sich vehement gegen den Verkauf ihres Hauses wehrte. „Das Haus ist seit 150 Jahren im Besitz meiner Familie, das verkauft man nicht einfach. Wir lassen uns hier nicht vertreiben“, sagt die Eigentümerin. Mit der Fassadensanierung wollten sie noch warten „man weiß ja nicht, was hier demnächst noch passiert“, sagt Honnerlage. Für durch Neubau und Abriss im Umfeld entstandene Schäden an ihrem Haus entschädigten die Stadtwerke Honnerlage bereits. „Die wollten doch nur, dass man freie Sicht auf ihren Palast hat“, ist sie verärgert.
Ursprünglich hatten die Stadtwerke auch ihr neues technisches Informationszentrum an der Baumstraße geplant. Es soll nun am Betriebshof an der Twentmannstraße entstehen, damit wären Verwaltung und Technik getrennt. „Ursprünglich gab es andere Planungen für diese Flächen. Aber die Zeiten ändern sich und auch wir haben uns gefragt, ob das noch der richtige Weg ist. Immobilien sind nicht unsere Kernkompetenz. Deswegen werden wir uns davon trennen, ähnlich wie bereits im Bereich der Schnabelstraße, wo wir ebenfalls Gebäude verkauft haben“, sagte Dirk Pomplun.
Aus Aufsichtsratkreisen ist zu hören, dass das Vorhaben ohne große Diskussion begrüßt wurde. Schließlich sei zu erwarten, dass der Verkauf bei der aktuellen Marktlage einen satten Gewinn für die Stadttochter bringt. Neubauten wären in diesem Bereich wohl problemlos möglich: Anders als in weiten Teilen Rüttenscheids greift der wegen unzureichender Entwässerung verhangene Baustopp der Bezirksregierung dort nicht.