Essen-Rüttenscheid. In dreizehn Jahren hat Stefan Romberg das Mittendrinn in Rüttenscheid zu einer Kult-Kneipe aufgebaut. Dennoch ist am Jahresende Schluss.
Er hätte den Spagat so gern geschafft, eine Kultkneipe und ein Traditionslokal zu führen. Am Ende war es dann doch zuviel: Gastwirt Stefan Romberg, der im vergangenen Jahr die „Heimliche Liebe“ in Bredeney übernommen hat, trennt sich schweren Herzens vom „Mittendrinn“ an der Klarastraße in Rüttenscheid. Am 31. Dezember öffnet das Kneipen-Restaurant zum letzten Mal.
„Die Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen“, sagt Romberg, „aber am Ende gehört zu so einer Kneipe auch immer ein Gesicht.“ Da ihn der Betrieb des Ausflugslokals „Heimlichen Liebe“ deutlich mehr fordere als ursprünglich gedacht, habe er sich im Mittendrinn zuletzt immer weniger sehen lassen. „Das haben wir deutlich am Umsatz gemerkt, der im Vergleich zu den Vorjahren eingebrochen ist“, sagt Romberg.
“Ich habe mittlerweile den Zapfhahn gegen die Kuchengabel getauscht“
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Sein Plan, für beide Läden Betriebsleiter zu finden und selbst als Geschäftsführer im Einsatz zu sein, sei nicht aufgegangen: „Es gibt schlicht zu wenig gutes Personal für den Job, da geht es uns nicht anders als anderen“, sagt Romberg.
„Ich habe mittlerweile den Zapfhahn gegen die Kuchengabel getauscht“, sagt Romberg, der in diesem Sommer jedes Wochenende in dem Ausflugslokal verbrachte. Vor allem die Organisation von rund 200 Veranstaltungen im Jahr habe er vor der Übernahme der Heimlichen Liebe unterschätzt. Ostereier-Suche, Völkerball-Turnier, Konzerte: Um das Traditionslokal am Waldrand wieder mit Leben zu füllen, stellten Romberg und seine Familie zuletzt eine Menge auf die Beine. Allein in den vergangenen Monaten feierten 80 Paare ihre Hochzeit mit Panorama-Blick über den Baldeneysee.
Gastwirt ist mit Familie zur Heimlichen Liebe gezogen
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Nach zahlreichen Pächterwechseln hat Romberg mit der Neueröffnung wieder Kontinuität in die Heimliche Liebe gebracht: Schließlich ist das Lokal ein Stück Essener Gastronomiegeschichte, wurde schon 1853 das erste Mal erwähnt. Auch Alfred Krupp zählte früher zu den Stammgästen.
Mittlerweile haben auch Romberg und seine Familie ihren Lebensmittelpunkt in die Wohnung über der „Heimlichen Liebe“ verlegt. „Das hat es nach einem Zehn-Stunden-Tag zusätzlich erschwert, nochmal im Mittendrinn vorbeizuschauen“, fügt der Wirt hinzu.
Soul Hellcafé könnte ein möglicher Nachfolger sein
Die Zeit bis zum letzten Betriebstag am 31. Dezember will Romberg nun aber nutzen, um sich möglichst häufig im Mittendrinn blicken zu lassen. „Ich bin vor 13 Jahren so schnell Rüttenscheider geworden und bleibe das auch“, beteuert Romberg. So übernimmt das Team der Heimlichen Liebe gemeinsam mit den Kollegen aus der „Eule“ wieder das Catering beim bevorstehenden Wintermarkt am Rüttenscheider Stern. Nicht zuletzt wolle er sich mit einer „ordentlichen Party“ verabschieden, auch Silvester soll im Mittendrinn noch gefeiert werden, verspricht Stefan Romberg.
Die Nachbarschaft werde ihm fehlen, da ist sich der 40-Jährige sicher: So sei das Verhältnis zwischen den benachbarten Wirten der Eule und des Soul Hellcafé immer freundschaftlich gewesen, „was ja nicht selbstverständlich ist“, sagt Romberg.
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Welcher Betreiber auf das Mittendrinn folge, sei noch unklar. „Ich weiß nur, dass der Vermieter gern an Gastronomie festhalten möchte“, sagt Romberg. Ob das benachbarte Soul Hellcafé die „Mittendrinn“-Räume übernehmen kann, ist dabei noch offen. Der Rockabilly- und Rock’n’Roll-Kneipe an der benachbarten Friederikenstraße ist der Pachtvertrag gekündigt worden, dort sollen am 31. Januar die Lichter ausgehen. Nicht ausgeschlossen, dass sie auf der anderen Straßenseite wieder angehen.