Rüttenscheid. Bauchspeicheldrüsenkrebs kann ein Todesurteil sein. Nicht bei Christa Thielemann, der Rüttenscheiderin, die lange eine Tanzschule mitgeleitet hat.

Rumba, Tango, Cha-Cha-Cha. Christa Thielemann ist ihr Leben lang in Bewegung gewesen. Generationen junger Menschen und auch etliche ältere haben bei ihr und ihrem Mann Kurt das Tanzen gelernt. Überhaupt hat Christa Thielemann schon immer sehr auf ihren Körper und ihre Gesundheit geachtet. Diese Besonnenheit und die glückliche Fügung, dass ein dringend benötigter Spezialist schnell zur Stelle war, als es drauf ankam, haben der 78-Jährigen nun das Leben gerettet.

Krupp: Eines von wenigen ausgezeichneten Pankreaszentren in NRW

Die bekannte Rüttenscheider Tanzlehrerin hat vor einiger Zeit einen Befund erhalten, der ihr Leben schlagartig veränderte: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Oft eine komplizierte Geschichte. „Aber wenn er früh behandelt wird, gibt es eine gute Chance auf Heilung“, sagt Prof. Marco Niedergethmann, Leiter des Pankreaszentrums am Rüttenscheider Krupp-Krankenhaus. Pankreas bezeichnet die Bauchspeicheldrüse. Im ganzen Ruhrgebiet gibt es nur zwei Zentren, die für ihre Kompetenz bei chirurgischen Eingriffen an dieser Stelle des menschlichen Körpers ausgezeichnet wurden. Christa Thielemann hatte Glück, dass sich das einzige in Essen in direkter Nachbarschaft, also in Rüttenscheid, befindet.

Ein Bild aus dem Jahr 2004: In diesem Jahr verabschiedeten sich  Christa und ihr inzwischen verstorbener Ehemann Kurt Thielemann von ihrer Tanzschule.
Ein Bild aus dem Jahr 2004: In diesem Jahr verabschiedeten sich Christa und ihr inzwischen verstorbener Ehemann Kurt Thielemann von ihrer Tanzschule. © Remo Bodo Tietz

Die Tanzlehrerin ist eine schlanke, zarte Person. Außerdem ein durch und durch positiv gestimmter Mensch mit einem starken Willen und einem Blick auf das Leben, der mehr nach vorne gerichtet ist als zurück. Das hat nun wohl geholfen, durch eine schwere Zeit zu kommen und an den Veränderungen der vergangenen Jahre nicht zu zerbrechen. Vor sieben Jahren schloss die traditionsreiche Tanzschule an der Goethestraße. Bis 2004 waren Christa und Kurt Thielemann 34 Jahre lang die Inhaber des Familienbetriebs. Später wurde das Haus, in dem es so viele Schmetterlinge im Bauch und – ja – auch kleine blaue Flecken auf wehen Anfängerfüßen gegeben hatte, abgerissen. Dann die Tumor-Diagnose. Und noch dieses: Im März musste Christa Thielemann Abschied von ihrem Mann nehmen, er starb im Alter von 79 Jahren.

Teile der Bauchspeicheldrüse entfernt

Doch die Rüttenscheiderin schaffte es, sich auf das Positive zu konzentrieren. Darauf, dass die schwere Erkrankung früh erkannt wurde, dass die Operation so glatt lief und sie danach zügig wieder auf die Beine kam. „Die Patientin ist so fit, dass die Rekonvaleszenz schnell ging“, sagt Marco Niedergethmann.

Dabei sei der Eingriff durchaus anspruchsvoll gewesen. Die Bauchspeicheldrüse liegt im hinteren Teil der Bauchhöhle und ist deshalb für den Operateur nur mit viel Fingerspitzengefühl zu erreichen, über einen Weg vorbei an anderen Organen. Große Teile der Bauchspeicheldrüse mussten entfernt werden.

Symptome und Diagnose

Im Falle von Christa Thielemann hatte eine Hautveränderung im Gesicht die Ärzte auf die Spur gebracht. „Das ist typisch. Solche Veränderungen können ein Hinweis auf eine Tumorerkrankung sein“, sagt Prof. Marco Niedergethmann aus dem Krupp-Krankenhaus.

Weitere Symptome, dass etwas mit der Bauchspeicheldrüse nicht stimmt, könnten sein: Veränderungen des Stuhls (hell und dünnflüssig), Gelbsucht, Rückenschmerzen und ein Diabetes. Der Arzt rät, im Verdacht schnell zu reagieren. Er sagt: „Auch Zysten sollte man ernst nehmen. Sie können die Vorstufe eines Tumors sein.“

Die Bauchspeicheldrüse reguliert den Blutzuckerhaushalt des Körpers. Bei Christa Thielemann übernehmen nun Tabletten diese Funktion. Sie kann gut damit leben – und freut sich über die erfolgreiche Behandlung. „Ich habe viel Glück gehabt und bin sehr dankbar.“ Wird sie nun wieder tanzen? „Nein, das ist vorbei“, sagt die Rüttenscheiderin und lacht. Diese Entscheidung hat nichts mit ihrer schweren Erkrankung zu tun. „Das Tanzen war mein Beruf und nun bin ich in Rente.“ Sie möchte den Ruhestand genießen. Aber trotzdem weiter auf ihre Gesundheit achten. „In unserer Familie sind alle schlank. Das soll so bleiben.“

Auch interessant