Essen-Rüttenscheid. . Schock für Rockabilly-Fans: Das Soul-Hellcafé schließt im Juli. Die zuständige Hausverwaltung hätte wohl lieber ein „ruhigeres Restaurant“.
Der Schock sitzt tief an der Friederikenstraße: Die bekannte Rockabilly-Kneipe „Soul Hellcafé“ muss Ende Juli wohl ihre Türen schließen. Die Stauder-Brauerei hat den Pachtvertrag gekündigt.
„Stauder ist dabei kein Vorwurf zu machen. Die haben ja nur noch wenige Kneipen, die sie selbst betreiben. Ich hätte den Laden ja selbst gepachtet. Mit mir wurde aber gar nicht gesprochen“, kritisiert Betreiber Christian Voß die zuständige Hausverwaltung, die die laufenden Geschäfte für den Immobilienbesitzer abwickelt. Die Verwalterin habe im Gespräch mit Stauder wohl durchblicken lassen, dass sie lieber ein „ruhiges Restaurant“ als nachfolgenden Mieter hätte und mit Voß nicht zusammenarbeiten wolle.
Catering als zweites Standbein aufgebaut
Dabei gesteht der Gastwirt ein, dass das Geschäft in den vergangenen Jahren durchaus schwierig gewesen sei und er phasenweise in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Seit er sich mit einem Catering-Service ein zweites Standbein aufgebaut habe, laufe es aber richtig gut: So bewirtet Voß etwa die Bands im Turock, hat zudem bereits die Kooperation mit dem Werden Open-Air beschlossen.
Das Soul Hellcafé ist nicht nur in Essen eine Institution unter Rockabilly-Fans: Bekannte Musiker der Szene wie Eddie Spaghetti hatten dort in den vergangenen Jahren ebenso eine Bühne wie alternative Künstler. So fand etwa die erste Gigposter-Austellung im Ruhrgebiet vor drei Jahren viel Beachtung. Auch der Konzertfotograf Dirk Behlau brachte 2016 beeindruckende Bilder der „Kustom Kulture Szene“ an die Wände des Soul.
Alternativer Musikkultur Raum zu geben, war seit jeher ein Anspruch des Soul Hellcafé, das vor elf Jahren an der Kahrstraße eröffnete, am Standort der heutigen Banditen-Bar.
Räume beherbergten früher das „Harry Schick“
Vor sechs Jahren dann ging es in die Räume an der Friederikenstraße. Der Standort hat eine lange Gastronomie-Tradition seit den 1950er-Jahren: So war dort lange das legendäre „Harry Schick“ beheimatet. Auch die „Alm“ hatte dort über viele Jahre ein Stammpublikum aufgebaut.
Neben Szenegängern sind es viele Menschen aus dem Viertel zwischen Rüttenscheid und dem Südviertel, für die das Soul Hellcafé mittlerweile ein zweites Wohnzimmer geworden ist. „Viele sind traurig, dass wir hier schließen müssen“, sagt Voß, der zurzeit einen alternativen Standort sucht: kein leichtes Unterfangen in Essens Ausgeh-Stadtteil Nummer eins.
Carsten Ratzke, der für Stauder den Bereich Rüttenscheid betreut, bedauert, dass das Soul Hellcafé den Standort an der Friederikenstraße nicht weiter pachten kann: „Wir sind hierzu aber noch in Gesprächen“, versichert er. Die Brauerei habe sich in den vergangenen Jahren von immer mehr eigenen Pachtobjekten getrennt. Waren es vor zehn Jahren noch mehr als 100 Kneipen, die Stauder selbst angemietet hatte, so sind es mittlerweile nicht mal mehr zwei Hände voll.