Essen-Rüttenscheid. . In der Rockkneipe Soul Hellcafé eröffnete am Samstag die erste Gigposter-Ausstellung im Ruhrgebiet. Die limitierten Siebdrucke sind heiß begehrt.

  • Ausstellung zeigt bís April Werke des Künstlerkollektivs „Poster-Krauts“
  • Poster entstehen immer für jeweils eine Konzertveranstaltung
  • Trend ist Folge einer Musikbranche, die ihre Seele verliert

In Zeiten, in denen die Musikbranche durch MP3-Dateien und selbst ausdruckbare Konzerttickets immer seelenloser wird, wächst bei wahren Fans der Wunsch nach unverwechselbaren Erinnerungen. Das ist einer der Gründe für die Renaissance der Schallplatte, erklärt aber auch den großen Andrang zur ersten „Gigposter-Ausstellung“ im Ruhrgebiet, die am Samstag im Rüttenscheider Soul-Hellcafé eröffnet wurde.

„Posterkrauts“ heißt das lose Kollektiv von Illustratoren und Designern aus Deutschland und Österreich, das sich der künstlerischen Verewigung von Konzerterlebnissen verschrieben hat: „Für die meisten von uns ist das eine Herzenssache neben dem regulären Job; wir sind einfach gnadenlose Musikfans“, erklärt Jochen „Fritte“ Mönig, Illustrator und Grafiker aus Düsseldorf.

Dieses Gigposter wurde für das Konzert von „Social Distortion“ in der Berliner Columbiahalle entworfen.
Dieses Gigposter wurde für das Konzert von „Social Distortion“ in der Berliner Columbiahalle entworfen. © Essen

Gemeinsam mit dem Essener Künstler Jan Meininghaus und Mario Turiaux aus Aachen kam er zur Vernissage in die Alternativ-Kneipe. Zum einen, um die limitierten Siebdrucke zu verkaufen, zum anderen, um die Posterkunst zu erklären: „Wir fragen vorher immer bei den Bands und Veranstaltern an, ob sie mit einem Gigposter einverstanden sind. Meistens freuen sie sich und dann geht es schon ans Werk, das ist sehr unkompliziert“, erklärt Fritte, der zuletzt ein Poster für die New Yorker Noiserock-Band „A Place to Bury Strangers“ entwarf.

Zuhause der Subkultur

Ebenso unterschiedlich wie der Musikgeschmack der Künstler ist auch ihr Stil: Von der Oldschool-Machart für die Punkrock-Musiker von „Social Distortion“ bis hin zu Anleihen bei Pop-Art und sehr gradlinigen Grafiken reicht die Bandbreite.

Motörhead-Gigposter mit Simpsons-Bezug: Der Entwurf stammt von Mario Turiaux.
Motörhead-Gigposter mit Simpsons-Bezug: Der Entwurf stammt von Mario Turiaux. © Essen

Das Soul-Hellcafé möchte mit der Ausstellung seinen Anspruch als Zuhause der Subkultur unterstreichen, wie Eigentümer Christian Voss erklärt: „Wir wollen eine Plattform für verschiedene Kunstformen bieten, die man in klassischen Galerien nicht findet und die zu unserem Laden passen – die also wie wir einfach anders sein wollen. Außerdem sollen die Künstler eine Möglichkeit bekommen, ihre Werke zu verkaufen.“

Das funktionierte am Samstag bereits ziemlich gut, binnen kurzer Zeit waren einige Poster, die ab 20 Euro zu haben sind, schon vergriffen. Auch aufgrund des guten Besucher-Zuspruchs wolle man dran bleiben, verspricht Christian Voss und kündigt für den 9. April bereits die nächste Ausstellung an: Dann zeigt der renommierte Fotograf, Designer und Filmemacher Dirk Behlau aus Bonn, bekannt als „Pixeleye“, seine ungewöhnlichen Konzertfotos: darunter auch Bilder vom kürzlich verstorbenen Motörhead-Frontmann „Lemmy“ Kilmister.

Die Ausstellung „Gigposter im Pott“ ist noch bis Samstag, 2. April, im Soul Hellcafé, Friederikenstraße 49-51, zu sehen: dienstags bis donnerstags von 18 bis 0 Uhr, freitags und samstags von 18 bis 5 Uhr. Weitere Informationen zum Künstlerkollektiv Posterkrauts gibt’s hier.