Wuchtiger Rewe-Anbau in Burgaltendorf wird zum Streitobjekt
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Essen-Burgaltendorf. Viel Lob gab es für die Erweiterungspläne der Rewe-Filiale an der Dumberger Straße in Burgaltendorf. Doch seit der Rohbau steht, wird auch Kritik laut. Die Sicht auf das Wahrzeichen des Stadtteils, die Burg Altendorf, sei teilweise versperrt.
„Haben Bauherren, Architekten, Bauamt und Bezirksvertreter keinen Sinn für Ästhetik?“ Dies fragt sich der Burgaltendorfer Franz Josef Essler nicht zum ersten Mal, doch derzeit besonders immer dann, wenn er mit dem Auto in Richtung Dumberger Straße fährt. Die Erweiterung der Rewe-Filiale ist ihm ein Dorn im Auge – genauer gesagt der Anbau nahe der Straße, weil der teilweise die Sicht auf die Burg Altendorf versperrt. „Die Burg ist schließlich Wahrzeichen und Namensgeber des Stadtteils. Die brauchen wir nun wirklich nicht zu verstecken.“
„Hätte es da nicht eine andere Alternative gegeben?“, fragt sich nicht nur der 67-Jährige, seit der Rohbau an der Straße Alte Hauptstraße steht. „Ich vermisse hier das nötige Fingerspitzengefühl und die Sensibilität, wenn es um die Planung im alten Stadtkern geht“, lautet sein Vorwurf, den Wolfgang Zimmer, geschäftsführender Partner des mit der Planung betrauten Architektenbüros Koschany + Zimmer (KZA), nicht auf sich sitzen lassen möchte: „In der Planung haben wir diesen besonderen, geschichtsträchtigen Ort in direkter Nachbarschaft zur Burg ganz bewusst aufgegriffen. Das gilt für die Gestaltung, die Höhe der Baukörper, aber auch für die Materialen, wie etwa den Ruhrsandstein. Das wird eine sehr schöne Ecke.“
Parkplätze sind wichtiges Kriterium
Dass der Rewe-Anbau durch die geplante Sandsteinfassade an Attraktivität gewinnen könnte, interessiert Essler wenig. Für ihn ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen – wieder einmal, denn schon beim Aldi nahe der Laurastraße habe man „gestalterisch gründlich daneben gelegen“, sagt er. „Mit den hochgelegenen Fenstern hat der Komplex den Charme einer Justizvollzugsanstalt“. Zumal der Parkplatz eine „echte Betonwüste“ sei.
Parkplätze sind indes ein ganz wichtiges Kriterium, das die KZA-Architekten bewog, sich nach mehreren Designstudien für die nun realisierte Rewe-Variante zu entscheiden. Denn hätte man den Anbau auf die andere Seite verlagert, wären die vorgeschriebenen Stellplätze für den künftig um 363 Quadratmeter vergrößerten Markt nie realisierbar gewesen. Die wenigen Parkplätze, die dem Anbau zum Opfer fielen, hat indes die Geno Bank als Bauherr hinter ihrem Domizil vis a vis des Rewe zur Verfügung gestellt.
Ruine Burg Altendorf
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Votum der BV war positiv
Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Schwarze (CDU) kann die Aufregung nur bedingt nachvollziehen: „In der Bezirksvertretung wurde die Erweiterung der Filiale einhellig positiv bewertet.“ Überhaupt stehe das Projekt im Einklang mit dem Masterplan Einzelhandel und sei baurechtlich abgesichert. „Wenn im Sommer die Blätter an den Bäumen hängen, kann man die Burg auch nicht sehen“, sagt Schwarze mit einer Prise Humor. „Die Entwicklung des Stadtteils Burgaltendorf geht weiter, auch wenn sich hier einige Ältere gerne an Zeiten erinnern, als es noch eine Vielzahl kleiner Einzelhändler gab. Doch solche Geschäfte sind heute einfach kaum mehr zu halten.“ Es gehe vorrangig um gute Nahversorgung der Bürger.
Eine Aussage, die auch Markus Adolphs, Standortplaner bei Rewe, bekräftigt: „Auf die eigentliche Planung haben wir keinen Einfluss. Wir sind hier Mieter, nichts weiter. Wir versuchen aber die Kaufkraft im Stadtteil zu halten und unseren Kunden auf der größeren Verkaufsfläche ein bestmögliches Angebot zu präsentieren. Das liegt im Interesse aller beteiligten. Franz-Josef Essler geht es jedoch weniger um den Status Quo als mehr um die Zukunft: „Burgaltendorf soll und darf seinen Charakter nicht vollends verlieren. Das funktioniert anderswo ja auch ganz gut. In Kettwig, zum Beispiel.“
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