Essen-Kray. .

Am Tag des 25. Regierungsjubiläums des damaligen Kaisers, den 22. Juni 1913, wurde der Krayer Volksgarten eingeweiht. Doch eigentlich könnte er schon ein paar Jahre mehr auf seinem grünen Buckel haben, stellt Lothar Albrecht vom Krayer Archiv fest.

„Die damals selbstständig gewordene Bürgermeisterei hat lange damit gezögert“, erläutert Albrecht. Wohl waren es monetäre Gründe, die dazu führten, dass sie das Angebot des Gelsenkirchener Fabrikanten Wilhelm Munscheid, auf seinem Areal eine Erholungsstätte für die damals überwiegend im Bergbau und in der Eisenindustrie tätigen Arbeiter zu errichten, auf die lange Parkbank schob. „Erst als Munscheid versprach, die Erschließungskosten zu übernehmen, schlug die Gemeinde zu und erwarb 1912 das etwa zehn Hektar große Gelände“, so Munscheid.

1896 war die Gegend noch stark landwirtschaftlich geprägt

Bis 1896 lag das Areal auf dem Hof Schulte-Brüning, damals war die Gegend noch stark landwirtschaftlich geprägt. „Theodor Brüning war einer der ersten, der seinen Hof verkaufte“, so Albrecht. „Munscheid versprach sich durch zukünftige Wohnbebauung mehr Wirtschaftlichkeit als durch Kartoffeln.“ Und so wuchs das Arbeiterviertel heran, dessen Bewohner die grüne Lunge, die der Krayer Volksgarten seit seiner Eröffnung 1913 darstellt, nur zu gerne entgegennahmen.

Aus dem Hauptgebäude des einstigen Schulte-Brüning-Hofs wurde das „Restaurant zum Volksgarten“. „Die Besitzer wechselten natürlich, aber als solches hat das Haus in von außen praktisch unveränderter Form nach wie vor Bestand“, unterstreicht Lothar Albrecht.

Der Park ist fast unverändert geblieben

Dass die preußische Gemeinde Kray-Leithe so lange zögerte, lässt sich durchaus nachvollziehen, betrachtet man sich die Kosten: 208 000 Mark kostete der Bau des Gartens, inklusive Grunderwerb, umfangreicher Erdarbeiten, Herstellung der Teiche und gärtnerischer Ausgestaltung. Zum Vergleich: „Die Evangelische Kirche in Kray, die zur gleichen Zeit entstand, hatte 175 000 Mark gekostet“, so Albrecht.

Seitdem ist der Park fast unverändert geblieben. Gut, die natürliche Wasserquelle versiegte irgendwann aufgrund der Bergbauarbeiten. Und die A 40 schnitt den Volksgarten in zwei Teile. Dafür wurde er in den 1970er Jahren bis an die anliegenden Wohngebiete erweitert, Kinderspielplätze und ein Bolzplatz entstanden. 2006 haben Landschaftsgärtner dem Areal eine neuerliche Runderneuerung verpasst. Seit 2008 ist er in Pflege beim Naturschutzverein Volksgarten.