Essen. Mit rund 50 000 Euro fördert die Stadt in diesem Jahr Projekte von Spielplatzpaten. Das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die finanziellen Mittel für Instandsetzung und Pflege fehlen. Längst wird geprüft, welche Spielplätze verzichtbar sind.
Fast drei Jahrzehnte lang hat sie den Rücken krumm gemacht, und all die Jahre waren ein einziges Auf und Ab. Nicht, dass sie sich beklagen möchte über das Gejauchze und Geschrei. Nein, die vielen Leichtgewichte waren ihr keine Last. Sicher, ein paar Tränen sind auch geflossen. Aber auf dem Hosenboden sind sie noch alle sicher gelandet. Nun aber ist die Zeit gekommen, um einer Jüngeren Platz zu machen. Die alte Rutsche auf dem Spielplatz am Schlütersbusch in Burgaltendorf hat ausgedient.
3000 Zuschuss für Rutsche
Für Mirjam Bauer ist das eine gute Nachricht. Seit zehn Jahren kümmert sich die dreifache Mutter als Patin um den Spielplatz. Ihre Kinder – 13, 10 und 8 Jahre alt – haben im Sandkasten Burgen gebaut und Kuchen gebacken. Hier treffen sich die Steppkes aus der Nachbarschaft. Jetzt, wo in der Nähe, im Neubaugebiet neue Familien eingezogen sind, kann der Spielplatz eine neue Rutsche gut gebrauchen. 3000 Euro schießt die Stadt die Stadt aus dem Programm „Besser spielen“ zu.
Des einen Freud, des anderen Leid. Auch Andrea Aut ist Spielplatzpatin, als Mitglied des Naturschutzvereins Volksgarten e.V. kümmert sich die 49-Jährige um die Parkanlage in Kray und damit auch um den Spielplatz. Gerne hätten sie in diesem Jahr den Kletterparcours erweitert. Der Förderantrag über 2500 Euro wurde abgelehnt.
So stehen sie im Kinder- und Familienbüro jedes Jahr aufs Neue vor der Frage: Welche Spielplatzpatenschaften soll die Stadt diesmal finanziell unterstützen? Wer erhält einen Zuschuss für ein neues Klettergerüst, für eine Rutsche oder eine Sitzbank? 25.500 Euro waren auch für 2012 im Topf von „Besser spielen“. Angesichts der Haushaltsnöte der Stadt, wäre es wohl eine Überraschung, würde dieser Betrag ausreichen. Er reicht nicht aus. Förderanträge über insgesamt 101.822,90 Euro lagen dem Kinder- und Familienbüro vor. Und nur weil der städtische Eigenbetrieb aus der eigenen Schatulle 26.500 Euro beisteuerte, dürfte sich die Enttäuschung in Grenzen halten. „Schade, dass wir diesmal leer ausgegangen sind“, sagt Spielplatzpatin Andrea Aut aus Kray. „Aber vielleicht haben wir beim nächsten Mal mehr Glück“.
Geld fehlt an allen Enden
Verdient hätten sie es wohl alle gehabt. Denn dort, wo Paten nach dem Rechten sehen, werden Spielplätze intensiver genutzt, kommt es seltener zu Sachbeschädigungen. Seit 1993 fördert die Stadt deshalb gemeinsam mit dem Deutschen Kinderschutzbund Spielplatzpatenschaften. Aktuell zählt das Kinder- und Familienbüro 419 Patenschaften für stadtweit 245 Spielplätze, mehr als jeder zweite Spielplatz wird damit betreut.
Mit dem Engagement allein ist es nicht getan. Zwei Millionen Euro müsste die Stadt jedes Jahr in die Instandhaltung und Pflege ihrer 450 Spielflächen investieren. So viel Geld ist nicht da. 500.000 Euro pro Jahr stehen Grün und Gruga zur Verfügung, summa summarum den gleichen Betrag steuern die neun Bezirksvertretungen bei.
Weil diese Rechnung auf Dauer nicht aufgehen kann, prüfen sie beim Eigenbetrieb, welcher Spielplatz verzichtbar sein könnte. Von der Rasenmähermethode, wonach jeder zehnte Spielplatz aufgegeben werden soll, hat die Verwaltung inzwischen Abstand genommen. Derzeit wird der Bestand analysiert: Wie viele Kinder wohnen in der Umgebung? Wie weit ist der nächste Spielplatz entfernt? Und auch diese Frage soll bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen: Wie stark engagieren sich Paten?
Spielplatzfest als Finanzspritze
Auch finanziell. Bei der Bewertung der Förderanträge entscheidet das Kinder- und Familienbüro jedenfalls auch nach der Frage, ob die Spielplatzpaten für ihr Projekt einen Eigenanteil aufbringen können. Insgesamt rund 25.000 Euro kamen für 2012 zusammen. Mirjam Bauer veranstaltet einmal im Jahr ein Spielplatzfest; die Einnahmen aus dem Verkauf von Waffeln und Würstchen fließen in Spielgeräte. Für den Kauf der neuen Rutsche kann sie so 500 Euro beisteuern.
Ein Eigenanteil von insgesamt 5400 Euro, den Paten eingeworben hatte, konnte nicht ausgegeben werden. Der Stadt fehlten die Mittel, um auch diese Projekte zu fördern.