Essen-Frillendorf. Junge Künstler zeigen Werke auf der Zeche Königin Elisabeth. Idee zur Ausstellung entstand mit Wegfall der Jugendkunstausstellung auf Zollverein.
13 junge Künstler präsentieren ihre außergewöhnlichen Arbeiten auf der Zeche Königin Elisabeth: Junge Visionen heißt die Ausstellung, die im Rahmen des soziokulturellen Projektes ZKE (Zusammen Kunst Erleben) noch bis zum 24. Januar in der Großen Kunstgalerie der Zeche zu sehen ist.
Das Leid ihrer Mutter hat Marie Altenrath schonungslos und trotzdem mit viel Gefühl eingefangen: Trauer, Schmerz, Wut und Leid kann man an den Porträts erkennen, die im Zyklus „Mama“ entstanden sind. „Meine Mutter ist durch die Nervenkrankheit ALS im Körper eines Monsters mit glasklarem Verstand verschwunden“, schreibt die 22-jährige Meisterschülerin der von Eugen Bednarek und Wanda Korfanty-Bednarek betriebenen Kunstschule sehr offen im Begleittext zu ihren Werken.
Amerikanische Unbedarftheit zu den globalen Themen
Neben dem Zyklus hängen die Bilder von Fabian Fronz, der sich sehr farbenfroh und ironisch mit den Themen Trump und Amerika auseinandergesetzt hat: Der nackte US-Präsident treibt im Schlauchboot vor der Skyline Manhattans einer Mauer entgegen, hinter der die Freiheitsstatue im Müll versinkt. „Ich will die amerikanische Unbedarftheit zu den globalen Themen Umweltverschmutzung und Klimawandel darstellen und so zum Nachdenken anregen“, erklärt der 21-Jährige, der seit drei Jahren am Kendall College in Michigan Kunst studiert. Auch er ist ein Meisterschüler des Künstlerehepaares, so wie alle 13 Jugendliche und junge Erwachsene, die ihre Visionen mit den Betrachtern teilen.
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„Viele haben schon als Fünf-, Sechsjährige mit dem Malen angefangen und die Kleine Malschule meiner Frau besucht“, sagt Eugen Bednarek nicht ohne Stolz. Über viele Jahre hat das Ehepaar, das seit dem Jahr 2000 seine Schule in dem alten Zechengebäude betreibt, die jungen Talente gefördert und ihren Werdegang begleitet, darunter auch den des Meisterschülers Lennart Haffner, derzeit Kunststudent in Münster, der in der Schau nicht fehlen darf und dem Bednarek eine große Zukunft prophezeit.
Ausfall der alle zwei Jahre stattfinden Jugendkunstausstellung auf Zollverein
Die Idee einer jungen Ausstellung kam nach dem Ausfall der alle zwei Jahre stattfinden Jugendkunstausstellung auf Zollverein: „Ich wollte trotzdem die Kreativität ausgewählter Schüler einer größeren Öffentlichkeit zeigen“, nennt der 59-Jährige seine Intention für die Schau, die mit ihrem Ideenreichtum überrascht.
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So haben Eileen Schneider (18) und Sophia Hasse (19) eine ganz besondere Jeans-Kollektion entworfen. Aus ausrangierten Hosen entstanden eigenhändig umgestaltete Einzelwerke: mal mit Blechdosen verziert, mal mit Kassenbons benäht, bemalt, bedruckt oder verdrahtet. „Ein ganzes Jahr lang haben die beiden für ihr Recyclingprojekt die Hosen bearbeitet“, sagt Wanda Korfanty-Bednarek. Ihre Werke haben die Abiturientin und die Jurastudentin ganz standesgemäß bei der Vernissage auf dem Catwalk präsentiert.
Die Freiheitsstatue steht im Flüchtlingsboot
Es ist diese besondere Mischung, die die Besucher fasziniert: Alle 13 Künstler verarbeiten eigene Erfahrungen, Wünsche, Träume auf ganz persönliche Art und Weise. Dabei beziehen sie politisch und sozialkritisch Stellung zu aktuellen Themen: Da steht die Freiheitsstatue im Flüchtlingsboot („Versenke nicht die Freiheit“ nennt das die Schülerin Finja Lüttenberg), erobert sich die Natur eine Stadt zurück (Metamorphose von Sara Struk).
Ungewöhnlich sind auch die bemalten Materialien wie alte Kühlschrankinneneinrichtungen (Porträtserie von Lisa Charlotta Schmitz-Pfeiffer), Reststücke von Küchenarbeitsplatten (Studien deformierter Körper von Zoe Petroglou) oder alte CD-Hüllen (Lichtobjekt von Anna Sophie Schlich). Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Genau wie der Kunst.