Essen. . Die Stadt hält das Kupferdreher Ruhrufer zum Baden für nicht geeignet. Neues zur Wasserqualität könnte das verfeinerte Frühwarnsystem liefern.
Schlechte Nachrichten für alle, die sich auch bei diesem Wetter fürs Baden im Baldeneysee erwärmen können: Eine weitere Badestelle wird es vorerst nicht geben, zumindest nicht am Kupferdreher Ruhrufer zwischen der Kampmannbrücke und der ehemaligen Eisenbahnbrücke.
Eben dort hatte die zuständige Bezirksvertretung VIII auf Antrag der CDU eine weitere Badestelle ins Spiel gebracht. Aus Sicht der Stadt Essen sei der Uferabschnitt jedoch nicht fürs Baden geeignet, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung.
Diese führt gleich eine Reihe von Argumenten an: Die Kläranlage Kupferdreh des Ruhrverbandes befindet sich Ruhr aufwärts nicht weit entfernt. Es sei nicht auszuschließen, dass aus der Kläranlage und den Überlaufbecken ungeklärtes Wasser in den Fluss gelangt; nach sehr starkem Regen ist das der Fall.
Das Klärwerk des Ruhrverbandes ist nicht weit entfernt
Die Ruhr sei dort teilweise nicht einmal einen Meter tief. Ablagerungen und möglicherweise auch Krankheitserreger könnten aufgewirbelt werden. Auch sei es möglich, dass sich Badende durch Scherben im Fluss verletzen könnten.
Und: Der ausgeguckte Uferstreifen unterhalb des Vereinsgeländes des TV Kupferdreh unterliegt dem Landschaftsschutz. Zu berücksichtigen sei auch, dass das Vogelschutzgebiet auf Heisinger Ruhrseite gleich in der Nähe ist. Die vielen Vögel und ihre Hinterlassenschaften dürften nicht vorteilhaft sein für die Wasserqualität. Zudem prüft die Weiße Flotte Baldeney, ob ihr neuestes Schiff, die Innogy, weiter flussaufwärts fahren kann bis nach Steele oder sogar noch weiter die Ruhr hinauf. Bei der Weißen Flotte sind sie zuversichtlich, dass dies gelingt. Zur Schifffahrtslinie sei ein Mindestabstand sicherzustellen, betont die Stadt in ihrer Stellungnahme.
An der 2017 eröffneten Badestelle am Seaside Beach ist dies gelungen. Die Stadt Essen und ihre Schwesterschiffe fahren unmittelbar an dem mit Bojen gekennzeichneten Schwimmbereich vorbei. Die Ruhr ist dort mehrere Meter tief. Auch mache es sehr wohl einen Unterschied, ob sich das Klärwerk gleich nebenan befindet wie in Kupferdreh oder ob es weiter weg ist, sagt Ruhrverbands-Sprecherin Britta Balt.
Auf Heisinger Ruhrseite gibt es sogar ein Stück Sandstrand
Präzisere Aussagen zur Wasserqualität erwartet der Ruhrverband von dem verfeinerten Frühwarnsystem. Der Wasserstand in 20 Überlaufbecken entlang der Ruhr wird künftig gemessen, die dafür notwendigen Sensoren seien bereits installiert. Bislang basiert das Frühwarnsystem auf der Annahme, dass Becken überlaufen und damit Abwasser in die Ruhr gelangt, wenn an mehreren Niederschlagsmessstellen im Einzugsgebiet der Ruhr mehr als sieben Millimeter Niederschlag fallen.
Ob Bewegung in die Diskussion um eine Badestelle in Kupferdreh kommt, wenn der Ruhrverband das neue Frühwarnsystem erst einmal scharf gestellt hat, bleibt abzuwarten. Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung war jedenfalls nicht wirklich überrascht von der ablehnenden Stellungnahme der Verwaltung, sagt Fraktionssprecher Rolf Raithmeyer. Geeigneter sei eine Stelle auf Heisinger Seite, wo schon zu seinen Kindheitstagen gebadet worden sei, so der 70-Jährige. „Da gibt es sogar ein Stück Sandstrand.“ Allerdings grenzt die Stelle ans Vogelschutzgebiet. Für eine offzielle Badestelle kommt der Uferabschnitt wohl kaum in Frage.
Die CDU will sich von der Stellungnahme der Verwaltung nicht entmutigen lassen und hält an der Einrichtung einer weiteren Badestelle fest. „Schwimmen im See heißt nicht nur Schwimmen an einer Stelle“, sagt der Kupferdreher Ratsherr Dirk Kalweit.
>>> INFO
Die Badestelle am Seaside Beach, dem ehemaligen Freibad Baldeney, wurde 2017 als Projekt der Grünen Hauptstadt Europas eröffnet. Erstmals nach 46 Jahren war das Baden im See mit Genehmigung der Behörden wieder möglich. Im ersten Sommer lockte die neue Badestelle 8000 Besucher an den See. Im vergangenen Jahr kamen 20.000 Gäste. Das lag nicht nur am schönen Wetter mit nur wenigen Regentagen. Der Ruhrverband hatte das Frühwarnsystem angepasst und die Niederschlagsmenge erhöht, nach der ein Badeverbot ausgesprochen wird.