Essen-Kupferdreh. . Der evangelische Männerverein wurde bereits 1888 in Kupferdreh gegründet. Frauen sind mittlerweile in der Überzahl. Überalterung gefährdet Zukunft

Wenn man sich mit einem evangelischen Männerverein trifft, dann erwartet man eigentlich: Männer. Doch in Kupferdreh, wo der Verein 1888 gegründet wurde, sind inzwischen mehr Frauen in dem Traditionsverbund aktiv.

Offiziell dürfen sie erst seit 1981 aufgenommen werden, aber tatsächlich sind sie schon viel länger ein wichtiger Part. „Schon früher haben die Ehemänner ihre Frauen zu den Versammlungen und Ausflügen mitgebracht. Als die Männer starben, sind die Frauen geblieben“, lautet die lakonische Auskunft von Ilse Klausmeier. Die 79-Jährige ist wie ihr Mann Hans-Gert (83) schon lange dem Verein verbunden und gehört zu den aktiven Mitgliedern.

Verein zählt mittlerweile noch 108 Mitglieder

Doch die werden immer weniger: Obwohl der Verein noch 108 Mitstreiter zählt, ist sein Ende nah. „Die meisten von uns sind zwischen 70 und 90 Jahre alt“, so Ilse Klausmeier, „wenn wir kein neues Blut bekommen, sterben wir bald aus.“ Dabei hat man in der Vergangenheit alles versucht, hat bei allen Veranstaltungen der evangelischen Gemeinde und bei jedem Stadtteilfest für den Verein geworben und sogar einen Fragebogen entworfen. „Da wollten wir einfach von der Gemeinde wissen, was wir noch anbieten können, wie man den Verein attraktiver gestalten kann, um das Interesse zu wecken.“ Gerade mal drei haben geantwortet. „Das war niederschmetternd.“

Das alte evangelische Gemeindehaus Kupferdreh war jahrzehntelang Treff- und Mittelpunkt des Männervereins. Bis es 2005 verkauft wurde.
Das alte evangelische Gemeindehaus Kupferdreh war jahrzehntelang Treff- und Mittelpunkt des Männervereins. Bis es 2005 verkauft wurde. © Kerstin Kokoska

Doch was ist eigentlich die Aufgabe des Männervereines? „Geselligkeit“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Wir treffen uns einmal im Monat zu einem netten Abend mit Vortrag, machen gemeinsam Ausflüge und feiern natürlich auch Feste zusammen“, erzählt Anne Hesse. Die 71-Jährige gehört wie das Ehepaar Klausmeier zum harten Kern. „Meine Mutter war eine der ersten Frauen, die dem Verein beigetreten ist. Diese Tradition habe ich fortgeführt“, erklärt sie ihren Bezug.

Geselligkeit ist in den Vereins-Statuten verankert

Geselligkeit stand auch schon 1888 in den Statuten des Vereines, der damals noch „Evangelischer Bürger- und Arbeiterverein“ hieß. Dabei ging es vor allem darum, die schwer arbeitenden Kupferdreher Männer davon abzuhalten, ihren ganzen Lohn in der Kneipe nebenan zu lassen. „Viele von uns kennen das noch, dass die Mutter am Zahltag zum Zechentor ging, um den Vater vor dem Kneipengang abzufangen und zumindest das Haushaltsgeld einzusammeln“, so Hans-Gert Klausmeier.

Im Verein sollte deswegen die Freizeitgestaltung organisiert und vom Pfarrer in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Der hieß Werner Hempel und gehörte wie der Lehrer zum Vorstand. Neben den geselligen Abenden fühlte man sich aber auch verpflichtet, karitativ tätig zu sein. Auch das ist bis heute so geblieben. „Wir spenden immer noch regelmäßig für soziale Zwecke“, so Ulla Heeb, die mit ihren 70 Jahren zu den jüngeren Mitgliedern gehört.

Altes Gemeindehaus war früher Treffpunkt

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Über viele Jahrzehnte war das alte Gemeindehaus an der Kupferdreher Straße der Treff- und Mittelpunkt des Männervereines. Dort traf man sich zum allabendlichen Skatspiel und Billard, veranstaltete Kaffeekränzchen und lud zum Sonntagsfrühstück ein. Schon damals wären die Feste ohne das „hausfrauliche Geschick“ der Ehefrauen, wie es in der Vereinschronik heißt, nicht möglich gewesen. Dort steht auch: Frauen sind viel kommunikativer und aktiver

Als 2005 das Gemeindehaus aus wirtschaftlichen Gründen verkauft wird, verliert der Verein praktisch seine Heimat. Ein Verlust, der bis heute nachwirkt und auch irgendwie Sinnbild für die ungewisse Zukunft des evangelischen Männervereins ist.

>>INTERESSIERTE SIND IMMER WILLKOMMEN

Der evangelische Männerverein trifft sich an jedem 3. Freitag im Monat um 19 Uhr in der Wohnung im Pfarrhaus (WiPf), Dixbäume 87. Interessierte sind immer willkommen – egal, welcher Religion sie angehören.

Neben den Treffen werden auch gemeinsame Tagesausflüge geboten: Der nächste an Christi Himmelfahrt (25. Mai), ab 10 Uhr geht’s ins Wasserschloss Ahaus. Kontakt/Info: Ilse Klausmeier (Tel. 48 01 06) und Siggi Heeb (Tel. 48 39 47.)

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