Essen-Kray. Der Rentner Jochen Leseberg hat im Jugendhaus Gecko eine Werkstatt eingerichtet. Dort arbeiten Krayer Jugendliche und Flüchtlinge zusammen.
Das Gecko in Kray verströmt klassische Jugendhaus-Romantik. Im Souterrain gelegen, betritt man es durch eine schwere Eisentür. Ein bisschen schmuddelig ist es hier, das Licht dumpf. In der Luft liegt der säuerliche Geruch von gekochtem Blumenkohl. Abdul, 17, und Emran, 16, stehen noch etwas verloren im Flur. Sie sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, kommen aus Afghanistan. Fotografieren sollen wir sie nicht, weil sie in ihrer Heimat verfolgt wurden. Die beiden werden von der Clearingstelle „Newland“ des Diakoniewerks betreut. Heute sind sie ins Gecko gekommen, um handwerklich zu arbeiten, sich mit Jugendlichen aus dem Stadtteil zu treffen.
In der Werkstatt hat Jochen Leseberg bereits die Vorbereitungen getroffen. Stelzen sollen die jungen Männer bauen. „Wir wollen ihnen von Anfang an Struktur beibringen“, sagt Leseberg, „die Jugendlichen planen ihre Aufgaben und arbeiten nach diesem Plan.“ Der 67-jährige Steelenser engagiert sich ehrenamtlich im Jugendhaus.
Er hat den Aufenthaltsraum renoviert und dort eine Theke gebaut. Und er hat im Gecko die Werkstatt eingerichtet. „Als ein Freund von mir verstarb, hinterließ er mir 40 Umzugskisten mit Bastel- und Werkmaterial“, erzählt Leseberg. Doch wo die ganzen Utensilien unterbringen? Der Rentner lernte Thomas Lange kennen, den Leiter vom Gecko. „Wir waren uns auf Anhieb sympathisch“, erzählt der 67-Jährige, der auch in Altendorf, Karnap und in der Flüchtlingsunterkunft in der Grimbergstraße in Kray mit Kindern und Jugendlichen arbeitet. Seit Ende vergangenen Jahres richtet er die Räumlichkeiten der Werkstatt her; noch ist nicht alles fertig, aber so langsam hat sie sich etabliert.
"Tolle Gelegenheit für neue Eindrücke"
Leseberg erklärt den Jugendlichen seinen Plan: Holzlatten müssen zurecht geschnitten, dann ein Loch für die Schrauben gebohrt werden. Neben den jungen Männern aus Afghanistan sind auch vier Jugendliche aus dem Stadtteil in die Werkstatt gekommen. „Das Basteln macht unheimlich viel Spaß. Zu Hause haben wir das Werkzeug dazu nicht, keinen großen Tisch“, sagt der 15-jährige Adrian. Abdul und Emran verstehen nicht alles, was Leseberg erklärt, aber mit einer Mischung aus Deutsch, Englisch, Händen und Füßen funktioniert die Kommunikation. Mit der Handkreissäge darf nur Leseberg arbeiten, aber die Jungs können abmessen, bohren und schrauben. Eine Barriere zwischen den Einheimischen und den Zugezogenen spürt man nicht.
„Es ist eine tolle Gelegenheit für die Flüchtlinge, hier neue Eindrücke zu gewinnen“, sagt Alexander Mühlbradt. Er arbeitet als Erzieher in der Clearingstelle, kümmert sich unter anderem um Abdul und Emran. „Wenn nur einer von ihnen deswegen einen handwerklichen Beruf anstrebt, hat sich das schon gelohnt.“ Leseberg sieht den Stolz der Jugendlichen: „Sie haben das Gefühl: Das ist meins, das habe ich gebaut.“