Essen. . Der Jugendmigrationsdienst und die Wirtschaftsjunioren Essen veranstalten ein Bewerbungstraining für Asylbewerber. Das Training soll jungen Migranten den Einstieg in das Berufsleben erleichtern.

Informatiker, Dolmetscherin oder Altenpflegerin wollen sie werden. Dies sind Berufswünsche der jungen Flüchtlinge, die jetzt an einem Bewerbungstraining des Jugendmigrationsdienstes (JMD) teilnehmen. Der JMD will den Flüchtlingen zusammen mit den Wirtschaftsjunioren – einer Gruppe der Industrie- und Handelskammer – die Welt der Bewerbungen näher bringen.

Die Veranstaltung richtet sich an junge Migranten im Alter von 18 bis 27 Jahren. Eine Woche lang werden die jungen Leute in ihrem Bewerbungsverhalten geschult, da die Abläufe eines Bewerbungsgesprächs den meisten Teilnehmern noch völlig fremd sind. So müssen sie lernen, ihren Lebenslauf zu schreiben.Die Wirtschaftsjunioren kommen aus der Praxis und vermitteln den Flüchtlingen entsprechend wirklichkeitsnah die Präsentation im Bewerbungsgespräch. Sie simulieren mit jedem Kursteilnehmer ein Vorstellungsgespräch. Dadurch sollen die jungen Männern und Frauen auf den beruflichen Alltag vorbereitet werden. Drei Kursteilnehmer sitzen dem Wirtschaftsjunior und Steuerberater Tilmann Klug gegenüber. Klug befragt sie zu Dingen wie Berufserfahrungen oder Arbeitsmoral.

Die meisten Kursteilnehmer kommen aus Syrien

Zuerst sind die jungen Teilnehmer noch zögerlich, drücken sich vage aus. Doch mit zunehmender Gesprächsdauer werden die Migranten immer lockerer. Der Großteil der Kursteilnehmer stammt aus Syrien und ist erst innerhalb der vergangenen Monate nach Deutschland gekommen. Die meisten von ihnen sind sehr fleißig beim Erlernen der deutschen Sprache. Tilmann Klug ist positiv beeindruckt von den jungen Migranten: „Ich bin erstaunt darüber, wie gut viele schon deutsch sprechen können.“ Und Klug hat bereits Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Flüchtlingen festgestellt. „Die Frauen haben häufig eine genauere Vorstellung von ihrer Zukunft als die Männer“, führt er aus.

Viele junge Syrer hatten in ihrer Heimat begonnen zu studieren. Sie mussten ihr Studium jedoch aufgrund des seit Jahren andauernden Kriegs abbrechen und entschlossen sich später zur Flucht. Einen Platz in den Kursen des JMD bekommen nur Migranten mit einer gesicherten Aufenthaltserlaubnis. „Die Teilnehmer müssen zudem sprachlich fit sein“ betont Marina Mirau vom Jugendmigrationsdienst. Sie hat viel Positives über die Flüchtlinge zu berichten: „Die jungen Migranten zeigen sich sehr lernwillig“, so Mirau. Ein Problem, das die Sozialpädagogin allerdings sieht, ist der noch fehlende Kontakt zu Einheimischen. „Die Flüchtlinge würden gerne mehr mit Deutschen zu tun haben, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern“, sagt Marina Mirau. Sie hofft, dass sie sich gesellschaftlich engagieren, damit Kontakte zu deutschen Mitbürgern entstehen.

Der Jugendmigrationsdienst veranstaltet die Bewerbungstrainings schon seit mehreren Jahren. „Einen solch hohen Andrang von jungen Migranten hatten wir noch nie“, erzählt Marina Mirau. Die Zusammenarbeit zwischen den Essener Wirtschaftsjunioren und dem Jugendmigrationsdienst soll auch in Zukunft fortbestehen. „Das Projekt wird sehr gut angenommen“, berichtet Tilmann Klug. Insgesamt hat auch Mirau fast ausschließlich positive Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht. Sie hofft, dass das Bewerbungstraining der Startschuss für ein erfolgreiches Leben der Flüchtlinge in Deutschland ist.