Essen. . Die Sporthalle in Kupferdreh ist als einzige in Essen noch mit Flüchtlingen belegt. Etliche TVK-Mitglieder haben gekündigt, dem Verein fehlt jetzt Geld.
Seit Oktober ist die Turnhalle an der Prinz-Friedrich-Straße in Essen-Kupferdreh mit Flüchtlingen belegt. Damit hat der größte Sportverein der Ruhrhalbinsel, der Turnverein 1877 Essen-Kupferdreh (TVK), seine wichtigste Sportstätte verloren. Und wie geht es dem Verein dabei? „Wir sind in einer angespannten Lage“, sagt der Vorsitzende Lazar Simikic. Kurzfristige Hilfe leisteten nun die Sport- und Bäderbetriebe der Stadt Essen und überwiesen die bereits gezahlten Gebühren für die Hallennutzung zurück.
Angesichts von mittlerweile „nur“ noch 1600 Mitgliedern scheint eine Summe von um die 800 Euro nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Doch für die Verantwortlichen des TV Kupferdreh kam die Summe gerade zur rechten Zeit. „So können wir wenigstens unsere Übungsleiter bezahlen“, bemerkt der Vorsitzende Simikic.
Kosten für die Ausweichquartiere belasteten den Verein
FlüchtlingeWas war geschehen? In der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung (BV) VIII schlug Bezirksvertreter und stellvertretender Vereinsgeschäftsführer Michael Klein Alarm. Dem Verein gehe das Geld aus, Übungsleiter seien nicht mehr zu bezahlen, die Kosten für die Ausweichquartiere belasteten den Verein und für die Zukunft könne man nicht garantieren.
Dazu muss man wissen: Von den drei für Flüchtlinge genutzten Essener Turnhallen an der Klapperstraße in Überruhr, der Turnhalle der Bredeneyer Goetheschule am Walter-Sachsse-Weg und der Kupferdreher Prinz-Friedrich-Straße ist nur noch letztere mit Flüchtlingen belegt. „Und die bereits geleisteten Beiträge der Vereine für die Hallennutzung in den ersten Monaten 2015 sollten mit den zukünftigen verrechnet werden“, erläutert Brigitte Wawrowsky, Ratsfrau für das Essener Bürgerbündnis (EBB) und Ehrenvorsitzende beim TV Kupferdreh. Wawrowsky war es schließlich, die durch einen kurzen Anruf bei den Sport- und Bäderbetrieben die Überweisung der Restsumme veranlasste. Dem Verein ist damit kurzfristig geholfen.
Bislang nicht gekannter Mitgliederschwund
Aber für die Zukunft, da könne Simikic keine Prognosen stellen – er sei durch verschiedene strukturelle Entwicklungen alarmiert worden. Dies sei zunächst einmal ein bislang nicht gekannter Mitgliederschwund. Saisonal, so erläutert er, seien Austritte von bis zu fünf Prozent der Mitglieder im Winter keine Seltenheit. „Diesmal hatten wir aber das Doppelte, rund 170 Personen. Im November hatten wir 70 Kündigungen auf einen Schlag, das hat gar nicht mehr aufgehört“, ist Lazar Simikic beunruhigt. Natürlich verlöre der Verein so Einnahmen.
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Zusätzlich entstünden Kosten, die durch die Umlagerung der verschiedenen Abteilungen anfielen. So wären vor dem Mitgliederschwund 1600 von damals 1800 Sportlern direkt oder indirekt von der Hallenschließung betroffen gewesen. Turner, Kampfsportabteilung und andere sind in der ehemaligen Gaststätte „Bramsiepe“ an der Niederweniger Straße untergebracht worden. Die Kanuten hätten auf ihr Wintertraining verzichtet. Kraftsportler habe man auf Fitnessclubs und das Vereinsheim verteilt, andere Abteilungen auf Hallen im Essener Süden umdirigiert.
„Daneben fehlen uns die Einnahmen der Kurse, die wir regelmäßig veranstalten. Dazu kommen andere Events, alleine meine Tae-Kwon-Do-Abteilung hat nur durch ein abgesagtes Turnier rund 10 000 Euro verloren“, erläutert Simikic. Er und seine Mitstreiter hoffen, dass für sie die Zeit der Improvisationen Anfang des Jahres ein Ende hat. Zwischen Januar und März, so schätzt die Stadt, soll das große Flüchtlingsheim in der ehemaligen LVR-Landesklinik fertig sein, dann ist die Halle in Kupferdreh wieder frei. Simikic: „Wenn das nicht klappt, wissen wir auch noch nicht, wie es weitergeht.“