Essen. . Arbeitsagentur und Jobcenter richten in Essen einen „Integration Point“ ein. Grund: Die Arbeitslosenzahlen bei Ausländern sind deutlich gestiegen.

Arbeitsagentur und Jobcenter reagieren auf die steigende Zahl arbeitsloser Flüchtlinge: Anfang nächsten Jahres wird in Essen eine zentrale Anlaufstelle für arbeitssuchende Flüchtlinge eingerichtet. Ziel des so genannten „Integration Point“ ist es, die Betroffenen schnell und gezielt in Arbeit zu bringen, sagte der Chef der Arbeitsagentur, Klaus Peters.

Zwar sind die anerkannten Flüchtlinge überwiegend im städtischen Jobcenter gemeldet und somit Hartz-IV-Empfänger, „aber wir wollen die Integration gemeinsam managen“, so Peters weiter. Zur neuen Anlaufstelle, die in der Arbeitsagentur am Berliner Platz untergebracht wird, gehören dann auch soziale Träger. Essen ist mit dem „Integration Point“ längst nicht mehr Vorreiter. In anderen Städten sind solche Anlaufstellen längst eingerichtet.

Der Chef der Arbeitsagentur Essen, Klaus Peters.
Der Chef der Arbeitsagentur Essen, Klaus Peters. © FUNKE Foto Services

Doch der Druck nimmt zu: In den vergangenen Monaten ist die Zahl der arbeitslosen Ausländer in der Stadt deutlich gestiegen. Besonders der starke Zuzug syrischer Bürger schlägt sich seit Sommer in der Arbeitslosenstatistik nieder. Hinzu kommt, dass offensichtlich viele Syrer aus anderen Gegenden Deutschlands nach Essen ziehen.

30.000 Arbeitslose mehr in NRW

Peters rechnet deshalb damit, dass die Flüchtlingswelle im kommenden Jahr Essen erstmals seit 2013 wieder steigende Arbeitslosenzahlen bescheren wird. Eine Prognose, wie stark sie zunehmen könnten, wollte er indes nicht geben.

Die Regionaldirektion rechnet für ganz NRW mit 30.000 Arbeitslosen mehr. In diesem Jahr war die Flüchtlingskrise am Essener Arbeitsmarkt indes noch wenig zu spüren. Im Gegenteil: Nach vorläufigen Zahlen waren im Jahresdurchschnitt 35 283 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet und somit 1,7 Prozent weniger als im Jahr 2014. Die Beschäftigung in der Stadt erreichte mit rund 234 000 sozialversicherungspflichtigen Jobs einen neuen Rekord.

Dennoch sprach Peters lediglich von einer „Stabilisierung“. „Ein Bilanz mit über 35.000 arbeitslosen Menschen kann nie positiv sein“, sagte der Agenturchef. Zumal die Dynamik in anderen Regionen NRWs deutlich positiver gewesen sei, und somit die Arbeitslosen in Essen weniger von der guten wirtschaftlichen Konjunktur profitieren konnten. Mit einer Arbeitslosenquote von 12,2 Prozent gehört Essen weiter zu den Schlusslichtern im Land.

Initiative für Langzeitarbeitslose

Der kleine Silberstreif am Horizont: Die Arbeitslosigkeit bei den Menschen, die schon länger als ein Jahr ohne Job dastehen, ist mit 4,5 Prozent überdurchschnittlich gesunken. Dennoch zeigen die absoluten Zahlen, dass die Langzeitarbeitslosigkeit in Essen auch weiterhin eines der drängendsten Probleme ist. Immerhin ist jeder zweite arbeitslos Gemeldete in der Stadt bereits länger als ein Jahr ohne Arbeit. In Zahlen ausgedrückt sind dies 17 060 Betroffene.

Zahlen zum Essener Arbeitsmarkt 2015

Im Durchschnitt waren 35 283 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind knapp 600 Personen oder 1,7 Prozent weniger als vergangenes Jahr. Der Großteil davon, nämlich 28 884, sind Hartz-IV-Empfänger und werden vom Jobcenter betreut. Ihre Zahl ging gegenüber 2014 um 329 Personen bzw. um 1,1 Prozent zurück.

Die Unternehmen und Behörden meldeten dieses Jahr der Arbeitsagentur über 15 600 und somit rund zehn Prozent mehr offene Stellen. Das zeugt von einer recht guten Konjunktur und Beschäftigungssituation. Vor allem der Gesundheits- und Dienstleistungsbereich aber auch der Einzelhandel suchten Mitarbeiter.

Auch die so genannte Unterbeschäftigung nahm 2015 leicht ab. Die Quote nahm von 15,8 auf 15,7 Prozent ab. In der Unterbeschäftigung fließen auch diejenigen Arbeitslosen mit ein, die in diversen Maßnahmen und Qualifizierungen stecken.

Die Arbeitsagentur hat daher für das kommende Jahr eine Beschäftigungsinitiative für Langzeitarbeitslose beschlossen. Unter anderem will die Behörde mehr Geld zur Verfügung stellen, um Arbeitslose in den Betrieben zu qualifizieren, unter anderem mit Hilfe von Lohnzuschüssen aber auch klassischer Fortbildung.

Gleichzeitig will die Arbeitsagentur in der Wirtschaft dafür werben, Vorurteile gegenüber Langzeitarbeitslosen abzubauen. „Wir müssen dorthin kommen, dass die Betriebe bei Einstellungen stärker auf die Fähigkeiten schauen und nicht so sehr auf die Dauer der Arbeitslosigkeit“, sagte Peters. Die Arbeitsagentur hat nächstes Jahr die Mittel für die Qualifizierung deutlich aufgestockt auf rund sieben Millionen Euro. Das sind 1,3 Millionen mehr als 2015. Mit dem Geld könne man Maßnahmen für rund 900 Personen bezahlen, hieß es.

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