Essen-Byfang. . Vor gut zwei Jahren ging an der Nierenhofer Straße in Byfang eine Geröll-Lawine nieder. Nun begannen die Arbeiten zur Absicherung des Geländes.

Es war die Nacht zum 4. November 2012, ein Sonntag, als die Welt in Byfang schier aus den Fugen geriet und sich an der Nierenhofer Straße in Höhe der Hausnummer 71 eine Geröll-Lawine löste.

1500 Kubikmeter Gestein brachen sich Bahn und begruben den halben Fuhrpark eines dort betriebenen Autohandels unter sich. Mehr als zwei Jahre später steht nun ein mächtiger Bagger auf der rund 15 Meter hohen Anhöhe und soll verhindern, dass sich ein solches Horrorszenario wiederholt.

Drei Geologen beauftragt

Was damals zum Unglück führte, das erfuhren Olav Göb und André Neumann, die Geschäftsführer des Betriebes und Besitzer des Geländes, zumindest in Ansätzen, erst viel später : „Möglicherweise gab es an dieser Stelle einen Steinbruch, der nicht ordentlich zurückgebaut wurde“, erklärt Neumann. Eine weitere Erklärung sind Wurzeln, die im Laufe der vielen Jahre das Erdreich ausgehöhlt haben. Fakt ist: Es sind Klüfte im Gesteinsmassiv entstanden, Wasser drang ein – der Rest ist bekannt.

Dies alles geht aus einem Gutachten hervor, das die beiden Autohändler in Auftrag gaben – in Auftrag geben mussten, weil die Stadt bereits wenige Tage nach dem Erdrutsch eine Ordnungsverfügung erließ, die jedwede Aktivität auf und rund um den Unglücksort untersagte, solange der Hang nicht befestigt, also sicher sei. Damals waren zentnerschwere Felsbrocken bis auf die Straße gerollt.

Es war die Nacht zum 4. November 2012, als die Welt in Byfang schier aus den Fugen geriet und sich an der Nierenhofer Straße in Höhe der Hausnummer 71 eine Geröll-Lawine löste. Nun begannen die Arbeiten zur Absicherung des Geländes.
Es war die Nacht zum 4. November 2012, als die Welt in Byfang schier aus den Fugen geriet und sich an der Nierenhofer Straße in Höhe der Hausnummer 71 eine Geröll-Lawine löste. Nun begannen die Arbeiten zur Absicherung des Geländes. © Stefan Arend

Doch ein solches Gutachten braucht Zeit, zumal sich die Autohändler eine zweite Meinung einholten und zuletzt einen dritten Geologen engagierten, der nun gemeinsam mit einem beauftragten Bauunternehmen die nachhaltige Sicherung des Hanges in Angriff nahm. „Ungeachtet der städtischen Verfügung mussten wir handeln“, sagt Neumann. „Denn noch immer gibt es einen Überhang, der möglicherweise noch 100 Jahre lang hält oder eben in kürzester Zeit erneut wegbricht.“ Verlässlich kann dies niemand voraussagen.

Gefahr weiterer Geröll-Lawinen bannen

So sah die Felswand kurz vor dem Unglück aus. Foto: Rainer Busch
So sah die Felswand kurz vor dem Unglück aus. Foto: Rainer Busch

Es stellte sich also die Frage, wie man den Hang präparieren könne, um die Gefahr einer weiteren Geröll-Lawine zu bannen. Lösungsvorschläge gab es genügend, doch längst nicht alle sind zu realisieren. Ein Geologe riet dazu, Meter für Meter Erdanker in verschiedener Tiefe in das Gestein zu treiben und diese mit Stahlseilen zu verbinden. „Doch bei einer Felswand von 70 Metern Breite und 15 Metern Höhe ist das finanziell nicht zu stemmen“, sagt Neumann.

Auch die zweite Variante, das Gelände vom Parkplatz aus aufwändig zu verfüllen, um ein erneutes Abbrechen des Überhangs abzufangen, fiel durchs Raster, da die beiden Autohändler, die ihren Betrieb zwischenzeitlich an die Nierenhofer Straße 18 verlagert haben, mittelfristig wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren wollen. Zwei weitere Alternativen, zum Beispiel das Installieren von großen, verfüllten Gitterkörben als Barrieren parallel zur Felswand, wurden ebenfalls verworfen.

Nun wird der Bagger oberhalb der Felskante Material abtragen, um den Druck auf das Felsmassiv zu verringern. Später wird mittels Erd-Ankern ein Netz gespannt, um den Hang zusätzlich zu stabilisieren. Die Arbeiten sollen, so die grobe Planung, in drei Monaten abgeschlossen sein.

Naturgewachsener Stein kostenlos abzugeben 

Die Autohändler Olav Göb und André Neumann würden lieber heute als morgen zum angestammten Standort zurückkehren. Doch bis es soweit ist, wird noch einige Zeit vergehen. Selbst wenn die Sicherungsarbeiten am Berg in drei Monaten beendet sein sollten, dürfte der Umzug von der Nierenhofer Str. 18 noch bis Ende des Jahres auf sich warten lassen. „Wir müssen einiges vorbereiten, bevor wir den Anbau und den Parkplatz am Fuße des Hanges wieder nutzen können“, so André Neumann.

Die Sache kommt den Unternehmern auf jeden Fall teuer: Die erhoffte Kostenübernahme der „Elementarschäden“ durch die Versicherung blieb aus. Diese will sich nur zu einem Drittel am Abtransport des Gerölls beteiligen. Neumann hofft daher auf Interessenten, die das Material – beispielsweise zum Verfüllen – unabhängig der Menge – kostenfrei abholen wollen. Eine Einnahme steht dennoch ins Haus: Die Gastronomie wird wieder verpachtet. Info unter Tel.: 0201 48 17 90.