Essen. Nachdem im Deilbachtal bei Kupferdreh eine mächtige Felswand abgerutscht ist und mehrere Gebrauchtwagen eines Autohandels unter sich begraben hat, bleibt das mulmige Gefühl. Die ansässigen Autohändler und Restaurantbesitzer sind fernab der Normalität.

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„Gestern war sie noch da“ - der Slogan, mit dem eine Naturschutzorganisation auf einer Plakatwand an der Nierenhofer Straße für den Erhalt bedrohter Tierarten wirbt, wirkt unfreiwillig sarkastisch. Es ist der Tag eins, nachdem hier, im Deilbachtal bei Kupferdreh, eine mächtige Felswand abgerutscht ist und mehrere Gebrauchtwagen eines Autohandels unter sich begraben hat. Nur dem Umstand, dass die Geröllmassen mitten in der Nacht herunterkrachten, dürfte es zu verdanken sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist.

"Katastrophe! Der Berg ist umgekippt"

Fassungslos blickt André Neumann über die Geröllhalde am Fuße der steilen Felswand, die sich bedrohlich über Büro und Werkstatt zu neigen scheint. Seit 22 Jahren betreibt der Byfänger den Autohandel, gemeinsam mit seinem Schwager Olav Göb. Den erreichte die Hiobsbotschaft vor dem Rückflug aus dem Urlaub per SMS aufs Handy: „Katastrophe! Der Berg ist umgekippt.“ Nun stehen sie möglicherweise vor den Trümmern ihrer Existenz. „Wie es weitergeht, müssen wir mit den Versicherungen klären“, sagt André Neumann.

Lautes „Wumm“ in der Nacht

In der Nacht zu Sonntag gegen drei Uhr war geschehen, was Alexandros Sotsos als lautes „Wumm“ beschreibt. Der 17-Jährige, dessen Vater Nikolaos seit 26 Jahren gleich nebenan das griechische Restaurant „Rhodos“ führt, dachte zunächst, da seien mehrere Lastwagen die Straße entlang gedonnert - bis ihn Schellen und lautes Klopfen aus dem Bett holten.

Polizei und Feuerwehr evakuierten die Bewohner des Hauses. Die restlichen Stunden der Nacht verbrachten sie in einem Hotel in der Weststadt. Am Mittag konnten sie in ihre Wohnungen zurückkehren.

Dienstag wird Unfallstelle mit Leitplanken gesichert

Im Laufe des Dienstags werden Mitarbeiter von Straßen NRW die Unfallstelle mit Leitplanken sichern, um zu verhindern, dass Geröll nachrutscht und die Fahrbahn blockiert. Am Nachmittag soll die Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden. Doch Normalität hält damit nicht Einzug. Nikolaus Sotsos darf nur den vorderen Raum seines Restaurants eröffnen, die Kegelbahn und der große Saal bleiben aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Weitere Brocken könnten im Essener Deilbachtal herunterfallen

Einer Karnevalsgesellschaft, die hier am Donnerstag feiern wollte, wird der Wirt absagen müssen. Klaus Buschhüter, Diplom-Ingenieur beim Geologischen Dienst NRW, der die Felswand in Augenschein genommen hat, will nicht ausschließen, dass weitere Brocken herunterfallen könnten. Dies zu klären, sei Aufgabe eines Gutachters, den der Eigentümer bestellen müsse.

„Der Eigentümer sind wir“, sagt André Neumann und blickt die Felswand hinauf: Wo die Grundstücksgrenze verlief, dürfte jetzt schwer zu beantworten sein.