Essen-Altenessen. . Als einzige Stadtteilbibliothek soll die Altenessener ihre Öffnungszeiten reduzieren und künftig donnerstags schließen. Neue Räume gesucht.

„Das Angebot für Kinder könnte kaum besser sein.“ Das sagt Melanie Rose, eine junge Lehrerin aus Düsseldorf. Sie besucht mit der Tochter einer Bekannten die Stadtteilbibliothek an der Altenessener Straße 343 in Altenessen und ist voll des Lobes über die städtische Einrichtung. Mit einer kleinen Einschränkung: „Die Bibliothek ist nicht präsent. Obwohl die Oma des Mädchens vier Häuser weiter wohnt, habe ich sie nie gesehen und erst über das Internet gefunden.“

Ebenerdig zu erreichen und ausreichend viele Parkplätze

Dieses Problem hat Melanie Rose nicht allein. Für die Altenessener Leseratten liegt die Bibliothek an der Ecke Wildpferdehut offenbar zu weit ab vom Schuss. „Uns fehlt die Laufkundschaft. Hier an der Altenessener Straße kommt man nicht einfach so zu Fuß vorbei“, weiß Bibliothekarin Carola Dringenberg. Dabei ist das 418 Quadratmeter große Lokal ebenerdig zu erreichen und verfügt über genügend Parkplätze. Doch die Stadt Essen als Trägerin der Schmökerbude sucht trotzdem dringend nach einem anderen Standort im Altenessener Zen­trum, bisher aber vergeblich. Friedel Frentrop, EBB-Bezirksvertreter, schlägt vor, nach einer städtischen Immobilie zu suchen, um die Mietzahlungen einzusparen.

Akzeptanz nicht groß genug

Arti Berisha besucht mit seinem Vater Agron erstmals die Stadtteilbibliothek in Altenessen.
Arti Berisha besucht mit seinem Vater Agron erstmals die Stadtteilbibliothek in Altenessen. © STEFAN AREND

Die Bibliotheksleiterin Carola Dringenberg und ihr Kollege Karten Kurschat haben sich in den letzten Jahren intensiv bemüht, die Einrichtung bekannter zu machen: Sie haben die Kontakte mit Kindertagesstätten verstärkt, nehmen an Elternabenden teil, machen in den Schulen Werbung und beteiligen sich an Aktionen wie dem „Junior-Lese-Club“ und dem „Sommer-Lese-Club“. Zuletzt verbuchten sie den „Star-Wars Reads Day“ für Sechs- bis Zwölfjährige als Erfolg. „Wir hatten 23 Kinder, so etwas macht auf uns aufmerksam“, sagt Carola Dringenberg.

Anstrengungen wirken sich nicht positiv aus

Aber das reiche nicht, bedauert Klaus-Peter Böttger, seit acht Jahren Chef aller 17 städtischen Bibliotheken. „Es wirkt sich nicht positiv auf die Akzeptanz der Bibliothek aus“, schreibt er in einem Bericht an den Rat, in dem er veränderte Öffnungszeiten vorschlägt. Angesichts der Ausleihzahlen solle in Altenessen die Anzahl der Öffnungstage um einen Tag auf nur noch vier verringert werden – am Donnerstag soll die Stadtteilbibliothek Altenessen künftig geschlossen bleiben.

Einher geht diese Kürzung der wöchentlichen Gesamtöffnungszeit um zwei Stunden mit der Anpassung der Zeiten an den Offenen Ganztag in den Schulen. In Altenessen, Katernberg, Stoppenberg und Schonnebeck sowie in allen anderen Stadtteilbibliotheken beginnen die Öffnungsstunden an den ausgewiesenen Spätdienstagen demnächst bereits um 14 Uhr (Ausnahme Katernberg, die dienstags geschlossen ist). An den Frühdienstagen werden die Öffnungsstunden auf 17 Uhr ausgedehnt.

Kinder haben ein volles Programm

Für Mechthild Bönte, Leiterin der Karlschule in Altenessen, sind sowohl die Kürzung der Öffnungstage als auch die Ausdehnung am Nachmittag nachvollziehbar. „Die Kinder haben heute ein so enges Programm, Freizeit haben sie nicht mehr so wie wir früher.“ Die halbe Stunde mehr käme ihnen da vielleicht gelegen. Die Reduzierung auf vier Öffnungstage kritisiert sie nicht: „Das ist eben so in einem Stadtteil, wo nicht alle so bildungsorientiert sind.“