Essen. . Die Landesregierung will in den Herbstferien erstmals Sprachkurse für Flüchtlingskinder anbieten. Die Stadt Essen hat solche Kurse schon lange.

Als Neuheit hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) dieser Tage das Vorhaben präsentiert, während der Herbstferien Sprachkurse für Flüchtlingskinder anzubieten. In zunächst acht NRW-Städten sollen leerstehende Klassenräume genutzt werden, um den Kindern ein Intensivtraining anzubieten. Essen ist bei dem Experiment des Landes nicht dabei, aber das ist kein Problem: Die Stadt hat längst in Eigenregie sowie gemeinsam mit freien Trägern Ferienkurse organisiert. Auch in den Herbstferien gibt es wieder Angebote – wenn auch nur für eine Handvoll der derzeit 4273 Seiteneinsteiger – jener Schüler ohne Deutschkenntnisse – in Essen.

Pionier war das Zukunft Bildungswerk aus Karnap, das für die Bewohner des örtlichen Zeltdorfes Sprachkurse organisiert hatte. Und weil der Bildungshunger der Kinder groß war, lief die Sprachschule in den Räumen der evangelischen Kirche in den Sommerferien 2016 weiter. Auch als das Zeltdorf abgebaut war und viele Familien in andere Stadtteile gezogen waren, kamen die Kinder in den Weihnachtsferien 2016 zum Unterricht. „In dieser stillen Zeit ist nicht für sie ja nicht viel los“, sagte Bildungswerk-Gründer Turgay Tahtabas, der für die Weihnachtsschule die Jugendfarm in Altenessen ausgesucht hatte. Neben Unterricht gab es hier Lagerfeuer mit Stockbrot oder Begegnungen mit Ziegen und Schafen.

Ferienschule mit Trommeln, Tanz und Zoobesuch

Am damals erprobten Konzept hält das Bildungswerk fest, wie Sprecherin Tuba Tuncak erklärt: „In den bisher fünf Ferienschulen mit jeweils 60 bis 80 Kindern haben wir Trommeln, Ausflüge, Tanzen, Bibliotheks- und Zoobesuche angeboten.“ Das biete den Kindern neben dem Unterricht nicht nur Freude und echte Ferienerlebnisse, sondern Sprachanlässe, bei denen sie beiläufig neue Vokabeln lernen.

Auch die Stadt biete schon lange Ferienunterricht – „aus unterschiedlichen Finanztöpfen“ – an: sowohl für Grundschüler als auch für Kinder von 11 bis 14 Jahren, betont die Leiterin des Fachbereichs Schule, Regine Möllenbeck. Und schließlich habe es in den Sommerferien für die Schüler von Berufskollegs an der früheren Adelkampschule eine Mischung aus Sprachunterricht sowie Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten gegeben. „So dass auch ein Feriengefühl entsteht.“

„Keiner der Jugendlichen hat den Kurs abgebrochen“

Freilich habe man den jungen Flüchtlingen, angemerkt, dass sie gar nicht so viel Freizeitprogramm brauchten: „Die wollten unbedingt die Sprache lernen. Es hat auch keiner den Kurs abgebrochen.“ Viele hatten vorher selbst den Wunsch nach einer Zusatzförderung in den Ferien geäußert. Positiv sei auch die Rückmeldung aus den Schulen, so Möllenbeck: „Ein Jugendlicher konnte nach den Sommerferien sogar eine Förderstufe überspringen.“ In den Herbstferien gebe es nun eine kleine Version des Angebotes für 50 Schüler.

Das Zukunft Bildungswerk wird in den Herbstferien eine überarbeitete Ferienschule anbieten: „Bislang haben wir uns nur an Kinder aus Flüchtlingsfamilien gewendet, nun richtet sich das Angebot an alle, so dass echte Begegnungen entstehen.“ Gemeinsam mit dem Ferienspatz des Jugendamtes biete man nun zum Beispiel musikalische Sprachförderung für Grundschüler oder das Abenteuer Lerncamp in der Zeche Carl an.