Essen. . Die Öffnungszeiten sollen am Nachmittag 30 Minuten nach hinten ausgedehnt werden. Somit will man besser Familien mit Schulkindern erreichen.

  • Derzeitige Öffnungszeiten stammen unverändert von 1998. Ab 2018 sollen sie erneuert werden
  • Vor allem wegen der Ganztagsschulen erscheint die Öffnung am Nachmittag derzeit als zu kurz
  • Neue Öffnungszeiten sollen ohne zusätzliches Personal bewerkstelligt werden

Die 15 Stadtteil-Büchereien werden im nächsten Jahr ihre Öffnungszeiten ausweiten. Das soll der Rat im Dezember beschließen. Damit will man auf ein „verändertes Nutzungsverhalten“ vor allem von Familien reagieren. Es ist außerdem geplant, dass auch die Zentralbibliothek an der Hollestraße künftig am Montag öffnet – bislang ist an diesem Tag noch geschlossen. Darüber hinaus soll künftig überall Kindern die Jahresgebühr von derzeit acht Euro erlassen werden.

Diese geplanten Änderungen gehen aus einer Ratsvorlage hervor, mit denen sich bereits ab der kommenden Woche die Ausschüsse für Schule, Kultur und Jugendhilfe beschäftigen werden, außerdem die Bezirksvertretungen.

Paradoxe Entwicklung bei den Nutzerzahlen

Seit Jahren beobachten die Büchereien eine Entwicklung, die auf den ersten Blick paradox erscheint: „Die Zahlen der Ausleihen klassischer Bücher gehen zurück, die Nutzungs-Zahlen jedoch nicht“, erklärt Klaus-Peter Böttger, der Chef der Bibliotheken in Essen. „Wir merken, dass sich Bürger länger und öfter in den Bibliotheken ausleihen und vor allem Online-Dienste nutzen.“ Besonders die Angebote, die von zu Hause aus über das Internet bedient werden können, erfreuten sich einer steigenden Beliebtheit – dazu zählen die Katalog-Auskunft, das Herunterladen elektronischer Bücher („e-Books“) oder die Einsicht in digitale Kataloge, Presseschauen und virtuelle Musikbibliotheken.

Außerdem seien die Bibliotheken zunehmend wichtig als Veranstaltungs-, Lern- und Arbeitsorte.

Viele Stadtteilbüchereien schließen derzeit um 16.30 Uhr – das ist zu früh, wenn man bedenkt, dass viele Grundschulkinder heute im „Offenen Ganztag“ bis mindestens 16 Uhr untergebracht sind. Die zeitige Schließung hat sich außerdem als hinderlich erwiesen, wenn es um langfristige Kooperationen zwischen Bibliotheken und anderen Einrichtungen in den Stadtteilen geht, heißt es.

Flächendeckend zehn Prozent längere Öffnungszeiten

Um insgesamt etwa zehn Prozent sollen stadtweit die Öffnungszeiten ausgeweitet werden – davon profitieren würden vor allem die Stadtteilbücherei Freisenbruch, die künftig an vier statt an drei Tagen öffnet, oder die Bücherei in Kettwig, die ab dem Jahr 2018 an fünf statt an bisher vier Tagen den Bürgern zur Verfügung stehen soll.

Die meisten anderen Stadtteilbibliotheken würden am Nachmittag vor allem eine halbe Stunde länger öffnen und erst um 17 Uhr statt bisher um 16.30 Uhr schließen.

Verlierer: Die Bibliothek in Altenessen

Allein die Stadtteilbibliothek Altenessen hat das Nachsehen: Ihre Öffnungszeit soll von fünf auf vier Tage zurückgefahren werden. „Trotz intensivster Bemühungen“, heißt es, sei es nicht gelungen, die Akzeptanz der Einrichtung bei den Bürgern zu erhöhen. „Ein Standortwechsel wäre hier das Beste“, sagt Böttger. Konkret sei aber noch nichts, das Ziel jedoch laute, die Bücherei ins Einkaufszentrum Altenessen zu verlagern.

Die 30 Minuten längere Öffnungszeit am Nachmittag soll flächendeckend ohne zusätzliches Personal geschultert werden. Erforderlich sei aber, derzeit vakante oder frei werdende Stellen zügig nachzubesetzen. Dafür sei Geld im Haushalt veranschlagt. Dagegen sind Ideen vorerst vom Tisch, die vor rund einem Jahr laut diskutiert wurden: Standort-Schließungen zugunsten neuer Konzepte wie mobile Bücher-Busse – sie stießen vor Ort mehrheitlich auf Ablehnung.