Stoppenberg. .

Eine Wohnung - das ist längst mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Nicht umsonst finden sich für das althochdeutsche Wort „wonên“ Synonyme wie „sein“, „bleiben“ und auch „zufrieden sein“. Ende der 90er Jahre waren die Mieter im Hangetal alles andere als zufrieden. Heute gilt die Siedlung in Stoppenberg wieder als lebenswertes Quartier. Großen Anteil daran hat die Allbau AG und ihr ausgeprägtes Sozialmanagement.

Die Siedlung im Hangetal - ein typisches Beispiel für den „sozialen Wohnungsbau“. Sechs Doppelhäuser, von denen sich je zwei ein Treppenhaus teilen und denen exakt die achte Etage fehlt, um den „Hochbau“ nicht „Hochhaus“ nennen zu müssen. Eine in grauem Schiefer erstarrte Wohnkultur der 70er Jahre, dessen Tristesse damals wie heute nur bedingt durch rote, blaue und gelbe Farbtupfen kaschiert wird. Immerhin: Die Siedlung bot und bietet einen gewissen Komfort. Die meisten Wohnungen sind hier 80 bis 90 Quadratmeter groß, verfügten schon damals neben einem Balkon über eine Elektroheizung. Mehr als 700 Menschen finden hier noch immer bezahlbaren Wohnraum, den - dank des Allbau-Engagements - Grünflächen nicht unwesentlich aufwerten.

Wohnanlage Hangetal der Allbau in--198x148.jpg
© WAZ FotoPool

Doch dies war längst nicht immer so: „Zum Knacks“, wie es Sozialarbeiterin Annette Giesen, nennt, „kam es Mitte der 90er Jahre, als viele Migranten - Türken, aber auch Russlanddeutsche - Wohnungen für ihre vielköpfigen Familien suchten.“ Zu diesem Zeitpunkt zogen kaum mehr Einheimische in die Siedlung. Und die, die schon seit Jahren dort wohnten, drohten mit Auszug, weil sich die neuen „Nachbarn“ wenig um ihr Umfeld scherten. Fast täglich kam es zu Reibereien; mitunter setzte es sogar Prügel. Bildungsschwache Deutsche - zumeist ohne Arbeit - besetzten die Leerstände, verschärften aber das soziale Klima zusätzlich. „Nicht selten schaute die Polizei und sogar das Bundeskriminalamt vorbei, weil Drogen konsumiert und verkauft wurden“, erklärt Michael Minuth, ebenso wie Annette Giesen im Sozialmanagement der Allbau AG tätig.

Ende der 90er Jahre - mit Übergang der Siedlung in die Allbau-Holding - ging man in die Offensive. Einigen besonders „auffälligen“ Mietern wurde gekündigt. Was gar nicht einmal so leicht war, denn die Handhabe gegen die Störenfriede ist begrenzt. „Man muss deren Vergehen vor Gericht durch zahlreiche Zeugenaussagen untermauern können“, erklärt Annette Giessen. „In dieser Zeit haben wir vor allem Präsenz an den Orten gezeigt, wo sich die Härtefälle trafen“, erinnert sich Michael Minuth.

Man initiierte Begegnungen mit den Nachbarn, um den Dialog der verschiedenen Kulturen zu fördern. Neumieter wurden fortan in der Mieterzeitung vorgestellt, um die Identifikation mit der Siedlung zu verbessern. Verbessert wurde jedoch auch das Wohnumfeld. Die Eingänge wurden verschönert; die Hintereingänge barrierefrei gestaltet. Aus Trampelpfaden wurden befestigte Wege. Ein Spielplatz wurde geschaffen und Spielplatzpaten gefunden, um diesen vor Vandalismus und Zerstörung zu bewahren.

Doch wichtiger als all dies war der Dialog mit den Menschen. In Kooperation mit dem Jugendamt schuf man bereits im Jahr 2000 eine spezielle Anlaufstelle. Dort, im Hangetal 87, treffen sich heute regelmäßig türkische Frauen und die Nachbarschaftsinitiative zum Frühstückscafé. Die Mieter können sich dort sozial beraten lassen. Zudem stellt die Allbau AG Räume für eigene Feiern zur Verfügung.

Heute gibt es „Kundenteams“, die sich aus Vermieter, Betreuern (Bestandskunden), Verwalter (Beschwerdestelle), Technikern (Instandsetzung) und Teamleiter (Koordination) rekrutieren, die erfolgreiche Arbeit leisten. Auch die Sozialmanager gehören dazu. Annette Giesen: „Wir achten selbst auf kleinste Veränderungen im Quartier. Kritzeleien und zerbrochene Schieferplatten an der Hauswand können bereits Indikatoren für Notstände sein.“ Die sind seltener geworden - auch wegen des Taschengeldprojekts, mit dem sich Kinder im Alter von 14 bis 18 Jahren etwas hinzu verdienen. Drei Stunden pro Woche und für 90 Euro im Monat sammeln sie Müll in der Siedlung ein und melden Sperrmüll-Kippen. Minuth: „Der Job ist sehr begehrt.“