Borbeck. . Der Bauernsturm von 1662, die Eingemeindung von 1915 und die Sturmschäden durch Ela von 2014 – das alles hat seinen Platz beim 1. Schlossfest.
Wie das Wetter an jenen April-Tagen anno domini 1662 war, weiß Franz-Josef Gründges nicht genau. Das ist für den Vorsitzenden des Fördervereins Schloss Borbeck allerdings auch nebensächlich. Hauptsache am Sonntag, 30. August anno domini 2015, spielen die äußeren Bedingungen einigermaßen mit, wenn der Förderkreis zusammen mit dem Borbecker Bürger- und Verkehrsverein (BBVV) das 1. Schlossfest organisiert.
„Wir wollen ein Fest etablieren, damit das Geschichtliche des Ortes in Erinnerung bringt“, erklärt Gründges. Was lag da näher, als sich des so genannten Borbecker Bauernsturms zu erinnern. Es ging um Religion sowie Macht und Privilegien. Hier die katholische Fürstäbtissin Anna Salome in Borbeck, dort der protestantische Bürgermeister Leimgardt in Essen. „Wer ist Herr in der Stadt – so lautete die Frage“, erklärt Gründges. Als es der Fürstäbtissin zu bunt wurde, schickte sie bewaffnete Bauern nach Essen, ließ Dr. Leimgardt und Stadtsekretär Krupp festnehmen und in den Borbecker Schlossturm sperren. Der brandenburgische Große Kurfürst schickte als Schutzvogt von Essen ein Bataillon nach Borbeck. Die Fürstäbtissin musste klein beigeben.
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Im vergangenen Jahr, als der Förderverein Schloss Borbeck zehn Jahre alt wurde, sollte der „Bauernsturm“ im großen Stil am und im Schloss inszeniert werden. Alles war bis ins Detail geplant, als Sturmtief Ela und seine Folgen die Pläne durchkreuzten. „Den großen Aufwand des vergangenen Jahres bekommen wir in 2015 nicht wieder hin“, sagt Gründges. Ganz verzichten wollte man aber auf keinen Fall. Deshalb wird es am Sonntag auf einer Bühne im Schlosspark einen „Bauernsturm Light“ geben.
Tim Meier und Thomas Krieger vom „TheaterLaien“ – und zufällig auch ehemalige Schüler von Franz-Josef Gründges – werden gegen 16.30 Uhr ein historisches Bühnenspiel in Szene setzen. In dem Einakter verkörpern Krieger und Meier die Parteigänger des Brandenburger Kurfürsten und des Rats der Fürstin, die – dargestellt von Birthe Marfording – selbst in die Auseinandersetzung eingreifen wird. Geschichte live.
Doch nicht nur der Einakter widmet sich der Historie. Gegen 15 Uhr soll eine Kutsche vor der ehemaligen Residenz vorfahren: Begleitet wird Fürstin Anna Salome von Salm-Reifferscheidt von Oberbürgermeister Reinhard Paß, OB-Kandidat Thomas Kufen und Bezirksbürgermeister Helmut Kehlbreier. „Wir machen aber keinen Wahlkampf“, verspricht Gründges. Die Politiker von heute werden vielmehr einen Blick auf die jüngere Geschichte Borbecks werfen, zurück bis zur Eingemeindung nach Essen vor 100 Jahren.
Auch die dritte Säule des thematischen Schlossfestes hat etwas Historisches. Vor einem Jahr erlebte der Schlosspark durch den Sturm Ela eine historische Zerstörung. „Wir haben hier einen der bedeutendsten Landschaftsparks im Rheinland, eine denkmalgeschützte Anlage, die es für die Bürger zu bewahren gilt“, sagt Franz-Josef Gründges. Mit der beispielhaften Solidaraktion „Mein Schlosspark“ brachten der Förderverein und der BBVV mehr als 40 000 Euro für Nachpflanzungen zusammen, die aus Landesmitteln auf über 70 000 Euro aufgestockt wurden. Am kommenden Sonntag wird den Spendern gedankt werden und durch das Pflanzen einer Blutbuche ein gut sichtbares Zeichen gesetzt.