Essen-Karnap/Horst. . Am 4. April 1925 stürzte in Karnap ein Korb mit 70 Bergleuten in die Tiefe. 10 000 Menschen begleiteten den Trauerzug damals.

Vor 90 Jahren stürzte ein schweres Bergwerksunglück die Menschen in Karnap und Horst in tiefe Trauer und Wut: Bei einer Seilfahrt auf Schacht 5 der Zeche Mathias Stinnes fällt am 4. April 1925 ein viergeschossiger Korb in die Tiefe, besetzt mit 70 Mann. Als er in 650 Meter Tiefe im Schachtsumpf zerschellt, sind zehn Kumpel sofort tot oder sterben wenig später im Krankenhaus. 46 Bergleute werden verletzt, mindestens zwei von ihnen schwer. 10.000 Menschen begleiteten den Trauerzug durch Karnap.

Ein Foto davon fand jetzt Karl-Heinz Lach aus Karnap im Nachlass seiner Mutter. Für den 65-jährigen Informatiker war das der Anlass, in Zeitungsarchiven die damaligen Ereignisse nachzulesen und zu dokumentieren. Denn sein Großvater gehörte zu den Bergmännern, die wohl mit leichten Verletzungen, aber trotzdem gezeichnet fürs Leben das Unglück überlebten. „Ich kann mich erinnern“, erzählt Karl-Heinz Lach, „dass er auf dem Rücken viele schwarze Stellen hatte. Es wurde erzählt, dass es sich dabei um die Kohle handelte, die in die Wunden eingewachsen war.“

Drittes schweres Zechenunglück in Folge

Karl-Heinz Lach aus Karnap. Sein Großvater wurde bei dem  Grubenunglück 1925 verletzt.
Karl-Heinz Lach aus Karnap. Sein Großvater wurde bei dem Grubenunglück 1925 verletzt. © Privat

Die Tragödie auf Schacht 5 in Karnap war im Frühjahr 1925 das dritte schwere Zechenunglück, nachdem bereits auf Zeche Merlenbach in Lothringen sowie Minister-Stein in Dortmund-Eving Dutzende von Bergleuten ums Leben gekommen waren. „Die Schuld auch an diesem Unglück kann man nicht einzelnen Personen zur Last legen, sondern das ausbeuterische Antreibersystem ist hierfür verantwortlich zu machen. Der Drang nach dem Profit, das... Stürmen nach dem Gelde... ist die Ursache solcher Massenkatastrophen“, rief Arbeitersprecher Trampenau der Menge zu.

An das Unglück auf Zeche Mathias Stinnes erinnert bis heute ein Stein auf dem Karnaper Friedhof. Die Namen der Todesopfer und der Verletzten wurden damals übrigens komplett von der „Horster Zeitung“ veröffentlicht – heute nahezu unvorstellbar.