Essen. Auf den Tag genau vor 40 Jahren stockte den Kumpels auf dem Verbundbergwerk „Emil-Emscher” in Altenessen der Atem. Gegen 9.20 Uhr kam es dort zu einem der schwersten Bergbauunglücke der Stadtgeschichte.
Vor 40 Jahren ereignete sich eines der schwersten Grubenunglücke der Stadtgeschichte. Auf einer Länge von 47 Metern gab es einen folgenschweren so genannten Streb- und Streckenbruch in einem Abbaubetrieb des Flözes Röttgersbank. Neun Bergleute der insgesamt 18 Mann starken Frühschicht dieses Flözes waren von herabstürzenden Gesteinsmassen auf der siebten Sohle in rund 650 Metern Tiefe eingeschlossen worden.
Bereits gegen 10 Uhr wurde die Suche nach den Verschütteten aufgenommen. Die Rettungs- und Bergungsarbeiten gestalteten sich schwierig, da es sich um einen 110 Meter langen Streb in steiler Lagerung handelte. Über Rohrleitungen versuchten die Rettungskräfte, mit Ruf- und Klopfzeichen Kontakte zu den Eingeschlossenen aufzunehmen.
Nach bangen Stunden des Hoffens gab es gegen 17.45 Uhr über eine 50 Millimeter breite Wasserleitung ein erstes Lebenszeichen von einem Teil der verschütteten Bergleute. In der Nacht zum 3. Oktober gelang es den Helfern dann, die Eingeschlossenen durch die dünne Wasserleitung mit Traubenzucker angereichertem Tee zu versorgen.
Fieberhaft versuchte ein 30-köpfiges Rettungsteam, sich zu ihren verschütteten Kumpels durchzugraben oder diese mit einer Art Rettungskapsel, einer so genannten „Dahlbuschbombe”, zu erreichen. Doch zuerst gelang es ihnen nur, ihren Kollegen durch Versorgungsbohrungen feste Nahrung zukommen zu lassen. Immer wieder machte nachdrückende Kohle aber auch diese Hilfsaktionen zunichte.
Am dritten Tag nach dem Unglück dann der sprichwörtliche Durchbruch: Abwechselnd gruben jeweils zwei Helfer eine Stunde lang an einer Rettungsstrecke. Am 5. Oktober 1969 wurden sie „durchschlägig” und konnten fünf der Eingeschlossenen bergen.
Keine Hoffnung mehr gab es hingegen für die anderen Vermissten, von denen der letzte erst am 12. November, also sechs Wochen nach dem Bergbruch, tot geborgen werden konnten. Vier Jahre wurde auf „Emil-Emscher” noch weiter Kohle gefördert, bis im Verbundbergwerk am 15. Dezember 1973 endgültig Schicht im Schacht und damit der Bergbau in Altenessen Geschichte war.
Diese Stadtteil-Geschichte lebendig zu halten ist das Ziel des „Lesebuchkreis Altenessen”, der auch die Dokumentation des Grubenunglücks zum Jahrestag in mühevoller Kleinarbeit aufgearbeitet hat.
„Die Grundlagen für unsere Recherchen fanden wir in erster Linie in Zeitungsausschnitten und alten Fotos”, weiß Jörg Sontopski, der sich im Kreis der Hobby-Historikern seinem Spezialthema „Bergbaugeschichte” widmet. Einige Mitglieder der 15-köpfigen Gruppe haben die Dokumentations-Arbeit „mit eigenen Erinnerungen ergänzen können”, so Sontopski.
Ordnerweise Stadtteil-Geschichte sammelt sich im Archiv des Kreises. Eine „möglichst lückenlose Dokumentation der Altenessener Historie” wollen sie erreichen, beschreibt Maria Werder das große Vorhaben.
Kleine Erfolge wurden bereits verbucht. In mehreren Broschüren und vor allem im jährlich erscheinenden Stadtteil-Kalender wird an markante Geschehnisse erinnert und gerne auch der Vergleich mit dem heutigen Bild Altenessens gezogen.