Essen. Anuk Ens kennt man seit vielen Jahren von der Grillo-Bühne. Jetzt hat die Schauspielerin eine neue berufliche Herausforderung gefunden: Hypnose.
Anuk Ens gehört nicht zu den Schauspielerinnen, die darüber klagen, dass es für Frauen ab 40 nichts mehr zu tun gibt auf deutschen Bühnen. Im Gegenteil: Die 48-Jährige, die seit 13 Jahren in Essen lebt, über Konstanz, Kassel und Hannover ans Schauspiel Essen kam, genießt jenen Zustand, den man vielleicht erst schätzen kann, wenn man schon Kleists „Kunigunde“ war und Shakespeares „Hyppolyta“: die Freiheit, vieles tun zu können, aber nicht alles annehmen zu müssen.
Schmeichelstimme, warm und weich
In Münster steht die Frau mit dem eingedeutschten Vornamen des Film-Stars Anouck Aimee derzeit mit der Bühnenfassung von Daniel Glattauers Bestseller „Gut gegen Nordwind“ auf der Bühne, die Roman-Fortsetzung wird folgen. Fürs Fernsehen hat sie gerade mit Bastian Pastewka vor der Kamera gestanden, sie spricht Hörbücher ein und macht Rundfunk-Produktionen.
Und wenn die 48-Jährige von alledem erzählt, dann denkt man bald, dass diese Stimme nicht nur Shakespeare schmeichelt und Lessing und Kleist. Diese Stimme legt sich wie eine Decke um die Schultern, warm und weich. In dieser Stimme kann sich auch das Unterbewusstsein behaglich einkuscheln. Denn Anuk Ens hat ihre Kunst der Einfühlung vor einer Weile noch mal neu befragt und beschlossen, „alles, was ich kann, noch mal zu bündeln“ und hat eine Hypnose-Ausbildung gemacht.
Ens kennt die Assoziationen, die mit dem Begriff Hypnose häufig in Verbindung gebracht werden: Revue-Hokuspokus, Psycho-Humbug. Aber ein gestandener Bühnenmensch wie die hochgewachsene Zwillingsmutter weiß, welche Werkzeuge es wirklich braucht, um Menschen zu erreichen: Empathie, Ansprache, Neugierde.
„Ich hab mich schon immer gut mit den Leuten verbinden können.“ Mehr noch liegt ihr das Arbeiten mit Bildern, das sie aus dem Theater kennt. Als Hypnose-Coach ist man schließlich der Einflüsterer, der das Unterbewusstsein mit positiven Bildern füttert, die man später im krisenreichen Alltag dann immer zur Verfügung hat, erklärt Ens. „Das Unterbewusstsein wird durch die Trance direkt angesprochen.“
Vom Künstler zum Coach
Vom Künstler zum Coach – dieser ungewöhnliche Weg führt bei ihr nicht in die Vorstandsetagen der Konzerne, wo Manager Zielsetzung und Zuspruch suchen, sondern zu den Menschen mit ihren alltäglichen Problemen, den Süchten und Sehnsüchten, die irgendwo ganz unten verschüttet sind, die dafür sorgen, dass wir Gummibärchen statt Grünzeug knabbern, auch nach dem zehnten Entzug immer noch Zigaretten rauchen, schlaf- und antriebslos sind. Ungesunde Verhaltensweisen, ungestillte Bedürfnisse, falsche Muster im Unterbewusstsein, die versucht Ens mit positiver Suggestion umzuprogrammieren und alte Blockaden loszuwerden.
Ihr einziges Handwerkszeug ist dabei immer noch das gute alte Pendel, das nicht nur hilft, die linke und rechte Hirnhälfte zu synchronisieren, sondern auch die Aufforderung zum Augenzumachen ist, zum Hineingleiten in diesen Zwischenzustand aus Halbwachsein und Fastdahindämmern. Sie selbst fühlt sich lebendig wie nie: Ich lebe, wie immer leben wollte, frei.“