Vom langen und steinigen Weg vom Buch zur Bühne kennt der Zuschauer meist nur die letzte Etappe vorm Schlussapplaus. Das Schauspiel Essen ermöglicht nun einen besonderen Blick auf die Entstehung eines extrem herausfordernden Stücks: Peter Weiss’ „Die Ästhetik des Widerstands“, dieses 1000-seitige, hochkomplexe Stationendrama des linken antifastischen Widerstands, das zwischen Paris und Angkor Wat ebenso hin und her pendelt wie zwischen politischer Überzeung und persönlichem Glück. Die Wuppertaler Filmemacher René Jeuckens und Grischa Windus haben den sechsmonatigen Entstehungsprozess mit der Kamera begleitet. Ihre Filmcollage, die am Montag, 22. April, 20.15 Uhr im Astra-Kino (Teichstr. 2) Premiere hat, ist nicht nur eine Annäherung an den Stoff, sondern ist auch ein spannendes Dokument über Theaterarbeit, über die Menschwerdung von Figuren und eine anregende Begegnung mit Schauspielern, die ganz persönlich über ihre Arbeit, ihre Liebe zur Kunst und die Bedeutung von Kultur in unserer heutigen Gesellschaft sprechen.

So wie Hauptdarsteller Stefan Dieckmann von seiner Beuys-Begeisterung nach einem Besuch im Schloss Moyland berichtet („Das hat mein Leben verändert“) oder seine Kollegin Laura Kiehne erzählt, das Stück habe ihren Glauben an die Notwendigkeit von Kultur neu bestärkt: Wer sich mit Weiss beschäftigt habe, der wisse wieder, dass es nicht selbstverständlich sei, Theater, Kunst, zur Verfügung zu haben. Der Kampf um die Kultur ist eben zeitlos – und diesmal sogar kinoreif.