Essen. Die „bösen Jungs“ gastieren mit der Show „Rock the Ballet“ im Colosseum und reißen mit ihrem energiegeladenen Tanz-Mix das Publikum von den Sitzen.
Als James Boyd seinen muskelbepackten Oberkörper frei macht, ist es um die Damen im Publikum geschehen: Pfeifend und klatschend stehen sie auf, um der furiosen Leistung (und den Six-Packs) des Solotänzers zu huldigen. Boyd gehört zu den „Bad Boys“, den „bösen Jungs“, die mit ihrer zweistündigen Show „Rock the Ballet“ das Colosseum zum Beben bringen.
Dabei beginnt die amerikanische Tanzshow eher verhalten: Liebe und Beziehungszoff, zwischen diesen Emotionen bewegen sich die beiden technisch perfekten Solisten Kaitlynn Edgar und James Boyd. Die Choreografie von Adrienne Canterna-Thomas hält alles bereit: Nicht enden wollende Pirouetten, Spagat, Hip-Hop-Figuren, Hebe-Figuren, Break-Dance und Show-Tanz à la Broadway.
Boygroup trifft Ballett
So stark die Tänzer auch sind, so erotisch es auch zwischen ihnen knistert - der rasant wechselnde Mix der Stile wirkt doch nach kurzer Zeit ein wenig eintönig. Daran ändern auch die fünf anderen „Bad Boys“ nichts, die, perfekt aufeinander abgestimmt, ihr tänzerisches Können synchron demonstrieren. Und so springt der Funke nicht rüber, bleiben nach der Pause einige Sitze im sonst ausverkauften Colosseum leer.
Diejenigen, die gegangen sind, werden sich im Nachhinein ärgern: Denn plötzlich steht eine komplett verwandelte Truppe auf der Bühne und zündet ein leidenschaftliches Tanz-Feuerwerk, das es in sich hat: Zu einer mitreißenden Song-Collage mit bekannten Dancefloor-Hits aus den vergangenen vier Jahrzehnten folgt atemlos eine Nummer nach der anderen. Vor den psychodelischen Projektionen von Video-Designer Joshua Hardy wechseln sich virtuose Tanzelemente und akrobatische Einlagen mit gesprungenen Drehungen und halsbrecherischen Überschlägen ab, sprengen die Tänzer die Gesetze der Schwerkraft und erzeugen immer wieder Szenenapplaus.
Energiegeladene Show
Frisch, sexy, athletisch und unterhaltsam, so will das Publikum die „Bad Boys“ sehen. Und so versteht auch Rasta Thomas, Gründer und künstlerischer Leiter des Ensembles, den Sinn der energiegeladenen Show. Vom herkömmlichen Ballett zunehmend gelangweilt, gründete der ausgebildete klassische Tänzer 2008 sein Pop-Ballett des 21. Jahrhunderts, mit dem er bereits zum zweiten Mal durch die Welt tourt.
Dass er damit den Nerv der Zeit getroffen hat, zeigt sich im großen Finale: Ein durch und durch begeistertes Publikum bejubelt die Tänzer-Truppe, die sich, immerhin mit einem ironischen Augenzwinkern, zu „I’m sexy and I know it“ die Hemden vom Körper reißt.