Essen. Das Musical-Aus kam vor zwei Jahren am Berliner Platz in Essen. Der Konzern Stage Entertainment konnte mit dem Colosseum Theater kein Geld mehr verdienen. Dann folgte der Neustart mit Vermietungen für Events und Galas. Das Konzept ging auf. Das Haus schreibt wieder schwarze Zahlen. Früher als geplant.

Vor zwei Jahren beendete der Unterhaltungskonzern Stage Entertainment den defizitären Musicalbetrieb im Colosseum am Berliner Platz. Die Lichter würden aber nicht ausgehen, versicherte Stage-Chef Johannes Mock-O’Hara. Man werde das Haus an Tourneeproduktionen vermieten und - vielleicht - ab 2013 damit Geld verdienen. Zum 1. August konnte Colosseum-Geschäftsführer Dirk Fuchs seinem Chef nach Hamburg melden: Wir haben’s geschafft. Nach zwei Jahren schreiben wir schwarze Zahlen.

Im Foyer des Colosseums dröhnen die Bohrer. Arbeiter blasen mit Druckluftpistolen den Staub von dem historischen Stahlgestängen der alten AEG Kanis-Halle und vom mächtigen Kran-Gerüst aus dem Jahr 1901 unter dem Hallendach. Plastikplanen schützen die schweren schwarzen Clubsessel und die abgehängten Bilder mit Ansichten der ehemaligen Krupp’schen Fabrik. „Ich habe uns mal ein Eckchen sauber gemacht“, sagt Hausherr Dirk Fuchs und weist auf eine Sitzgruppe auf der Empore unter der Hallendecke.

Foyer wird vergrößert

Beim Blick hinunter sieht das Foyer irgendwie größer aus als früher. Das ist auch so: Die Arbeiter haben Zwischenwände herausgeschlagen. In der „Gala-Bestuhlung“ (Tische, Stühle, Büfett, Bühne) finden hier jetzt 500 Festgäste Platz, früher war bei 300 Schluss. Wenn der Veranstalter es kuscheliger mag, kann das Foyer durch mobile Wände verkleinert werden. Die rund 250.000 Euro, die diesen Sommer ins Theater gesteckt werden, sind die Belohnung der Hamburger Konzernmutter für das erfolgreiche Veranstaltungsjahr 2011/12, das gerade zu Ende gegangen ist. „Wir haben seit einer Woche Neujahr“, sagt Fuchs.

Über Geld redet der Unterhaltungskonzern mit Sitz am Kehrwieder in der Hamburger Hafencity nicht gern; Inhaber Joop van den Ende will es so. So wird auch Dirk Fuchs schmallippig bei der Frage nach Umsatz und Erlösen. „Wir haben im abgelaufenen Jahr erstmals schwarze Zahlen geschrieben, ein Jahr früher als geplant“, sagt der Geschäftsführer. Rund 200 Events haben im Colosseum stattgefunden, Musicalproduktionen ebenso wie Show und Galas. Die Galas bringen mehr Geld, aber die großen Musicalproduktionen sind gut fürs Image.

Begehrliche Blicke auf das Baudenkmal

„Wir waren eigentlich von Anfang an recht zufrieden“, sagt Fuchs im Rückblick. Schon zu Musical-Zeiten hatten Tourneeveranstalter begehrliche Blicke auf das spektakuläre Baudenkmal am Berliner Platz geworfen. „Die haben sofort dankbar angenommen, dass wir plötzlich an sieben Tagen die Woche buchbar waren“, sagt Fuchs. Vor allem die Tourveranstalter BB Promotion („Stomp“) und Semmel („Shadowland“) bespielen mit zunehmender Intensität das Colosseum.

Die Rückkehr in die schwarzen Zahlen hatte ihren Preis in Form eines schmerzhaften Schrumpfungsprozesses. Das Theater-Team ist von rund 100 auf zehn Personen abgeschmolzen, die Gastronomie abgegeben an den Waltroper Sternekoch Holger Stromberg, der auch die Fußball-Nationalmannschaft bekocht und den Colosseum-Küchenchef Jean Marc Bordmann übernommen hat. Eine Vorverkaufsstelle im Theater gibt es nur noch bei längeren Gastspielen oder als Abendkasse. „Wir konnten nie klein. Das war unser Problem“, sagt Fuchs im Rückblick auf die Musical-Ära.

175 Veranstaltungen sind schon gebucht

Auch im gerade angelaufenen Geschäftsjahr soll das Colosseum schwarze Zahlen schreiben. 175 Veranstaltungen sind schon gebucht, darunter mit dem Queen-Musical „We Will Rock You“ ein Stück, das fast drei Monate lang zu Gast ist. „Mehr als 300 Belegtage“ hat Fuchs als Ziel für die neue Saison ausgegeben. Der enge Terminkalender fordert allerdings seinen Tribut: Fuchs muss los und zusehen, dass die Arbeiter voran kommen. Am 25. August bereits bittet der Verein Förderturm zur Gala ins Colosseum. Bis dahin sollte der Staub verschwunden sein.