Essen. Seit 1970 lebt Tänzerin und Choreografin Christine Brunel in Essen, gründete dort vor 25 Jahren ihre eigene Kompanie. Am 25. März feiert sie ihren 60. Geburtstag.
Fast wäre sie in den USA gelandet - und dann kam sie doch nur bis Essen. Das war 1970 und Christine Brunel war 19 Jahre jung. Fest stand damals, dass sie tanzen wollte. Sie studierte Tanz in Paris, was damals dort nicht wirklich spannend war, so die Französin.
„Wir blickten damals alle auf die USA, dort passierte wirklich Neues“, erinnert sich Christine Brunel. Bis ein Freund, der gerade dort vorgetanzt hatte, sagte: Du musst nach Essen. Und als der damalige Leiter der Tanzabteilung der Folkwangschule - der legendäre Hans Züllig - die Studentin sah, war es geschehen: Komm nach Essen! Züllig sprachs und die Brunel kam - und blieb. Dass sie am 25. März hier ihren 60. Geburtstag feiern würde, hätte sie sich 1970 jedoch nicht träumen lassen.
Von Essener Energie beeindruckt
Dabei habe die Stadt mitten im damals noch rußigen Revier von Anfang an einen starken Eindruck auf sie gemacht. „Es war eigentlich nicht schmutzig, Essen war vielmehr voller Energie.“ Und das meint die Folkwänglerin ganz direkt, nicht nur mit Blick auf die künstlerische Kraft der Hochschule, an der sie neben ihrem Lehrer Hans Züllig auch mit Pina Bausch, Karin Waehner oder Irene Bartosh zusammenarbeitete.
„Mich haben Industrieorte immer schon angezogen“, sagt Brunel. Dort gebe es neben der pulsierenden Energie immer auch starke gesellschaftliche Kräfte und verschiedene Schichten, ungeschliffen im guten Sinn. Dazu liegt das Ruhrgebiet mitten in Westeuropa. „Man lebt hier ja in einer der dichtesten Kulturlandschaften überhaupt.“
Nicht jede Mode mitmachen
Sechs Jahre gehörte Christine Brunel dem Folkwang Tanzstudio (FTS) an, dass Susanne Linke seit den späten 70er Jahren leitete. Dann begann sie selbst zu choreografieren, zunächst am FTS, bis sie 1986 ihre zweite Eigenproduktion auf der Zeche Carl vorstellte. „Ich arbeitete draußen, da kamen die Nachrichten von Tschernobyl, wir waren alle entsetzt, und jetzt nach 25 Jahren passiert wieder so etwas.“
Politisch sind ihre Arbeiten, die sie seither für das „Tanztheater Brunel“ schuf, allerdings nicht. Es sind eher Kammerspiele. Ruhige, fast abgeklärte Soli, Duette, seltener größere Ensemblestücke. Sie wollte nie eine Mode mitmachen, immer sie selbst bleiben, so eine ihrer Maximen. Und davon kann man sich am Wochenende im Maschinenhaus der Zeche Carl überzeugen. Bei Brunel-Choreografien aus vier Essener Jahrzehnten. Herzlichen Glückwunsch!
Aufführungen von Arbeiten aus den letzten 40 Jahren zeigt Christine Brunel am 25. und 26. März, 20 Uhr im Maschinenhaus auf dem Gelände der Zeche Carl an der Wilhlem Nieswandt-Allee 100 in Altenessen. Karten: Tel.: 0201/837 84 24 oder unter: karten@maschinenhaus-essen.de