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Vor zehn Jahren gründete Colmar Schulte-Goltz die Galerie „Kunstraum“ auf der Rüttenscheider Straße. Er will nicht nur junge Künstler fördern, sondern auch dabei helfen, einen eigenen Kunstgeschmack zu entwickeln.

Auf nacktem Betonstein liegt eine ebenso spärlich bekleidete Frau. Sie trägt ein billiges Partyoutfit nebst Plastikschmuck und nimmt fast eine ganze Wand in der Galerie „Kunstraum“ ein. Kurator und Galerist Colmar Schulte-Golz interpretiert die Fotografie des Künstlers Roman Weis und redet dabei ohne Punkt und Komma, geht auf und ab, gestikuliert. Der 37-Jährige hat sein Leben der Kunst verschrieben, durch und durch.

Kunstsammler in
vierter Generation

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Vor zehn Jahren gründet er die Galerie in exponierter Lage auf der Rüttenscheider Straße 56. Eine Entwicklung, die quasi von Geburt an abzusehen war. Schließlich war schon seine Urgroßmutter Kunstsammlerin, er führt die Tradition mittlerweile in vierter Generation fort. Wie schon seine Ur-Oma hat sich auch Colmar Schulte-Goltz jungen Künstlern verschrieben. „Meine Urgroßmutter handelte damals mit Werken junger deutscher Expressionisten wie Kirchner. Das war zu der damaligen Zeit nicht ganz einfach, aber sie hat sich durchgesetzt“, sagt Schulte-Goltz.

Trotz guter Kontakte zur Szene - der 37-Jährige studierte u.a. Kunstgeschichte in Bochum, arbeitete für die Staatsgalerie Stuttgart und projektbezogen für das Museum Folkwang - war auch bei ihm aller Anfang schwer. „Wir haben die Bilder anfangs viel zu günstig verkauft. Das musste sich alles erst einspielen“, erinnert er sich.

Die Förderung junger Künstler macht sich schon jetzt in einer Wertsteigerung bemerkbar. Zahlte man für ein Bild des Amerikaners Ivo Lucas vor zehn Jahren noch um die 1000 Euro, so ist es heute das Zehnfache. 30 Künstler hat der „Kunstraum“ im Programm, der jüngste von ihnen, der Türke Alpay Efe, ist gerade einmal 23 Jahre alt. An die Werke stellen Colmar Schulte-Goltz und sein Partner Oliver Noelte dennoch hohe Ansprüche. Die ausgestellten Bilder, Skulpturen und Fotografien fallen allesamt direkt ins Auge. Etwa die Werke von Matthias Köster, der mit Öl ausschließlich auf Aluminium malt. Ab 4. Februar ist seine Ausstellung zu sehen, in der er sich Menschen widmet, die zur Marke geworden sind. So porträtierte er etwa Madonna und Michael Jackson.

„Auch junge Familien mit Kindern kommen hierher“

„Wir sehen uns als Dienstleister der Kunst. Zum einen wollen wir jungen Künstlern eine Karriere ermöglichen, auf der anderen Seite aber auch Sammlern die Gelegenheit bieten, einen eigenen Kunstgeschmack auszubilden“, sagt Schulte-Goltz. Dabei ist es ganz egal, ob sich wie erst vor kurzem ein junges Paar eine Skulptur zur Hochzeit schenkt oder der BASF-Vorstand anklopft, weil er einen Blickfang fürs Büro sucht. „Wir freuen uns immer über Besuch, auch junge Familien mit Kindern kommen hierher“, sagt Schulte-Goltz. Er nimmt jedem die Berührungsangst mit der Kunst, die für ihn nicht elitär sondern vielmehr ein Stück Lebensqualität ist.

Die Entscheidung für den Standort Essen traf der gebürtige Hagener ganz bewusst. „Essen hat sich schon vor dem Kulturhauptstadtjahr als guter Standort für Kunst erwiesen“, sagt er. Ruhr 2010 habe ihm und seinem Team viele spannende Begegnungen beschert. Da viele Touristen am Rüttenscheider Stern ausstiegen, stolperten sie direkt in die Arme des Teams vom „Kunstraum“ und fragten nicht selten, ob sie im Museum Folkwang gelandet seien. Mit offenen Armen empfangen wurden sie alle. Schließlich lautet der Slogan der Galerie „You are – We art“.