Essen. .
Der Stadtarchäologe Detlef Hopp ist unter der Rheinischen Bahn und im Uni-Viertel fündig geworden. Entdeckt wurden mehrere riesige Feldbrandöfen aus der Zeit zwischen 1860 und 1870, hier wurden Millionen Ziegel gebrannt.
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„In diesem Jahr bin ich auf 31 Baustellen im Stadtgebiet unterwegs“, berichtet der Stadtarchäologe Detlef Hopp. Da er nur mit einem kleinen Team unterwegs ist, bedauert er: „Ich kratze immer nur an der Oberfläche. Leider fehlt oft die Zeit, detailliert zu recherchieren.“
Ein spannender Einsatzort sind für Hopp in den letzten Monaten die Bauarbeiten zwischen dem Berliner Platz, der Segerothstraße und der Rheinischen Straße gewesen, hier kann man die Folgen der Essener Industrialisierung gut nachvollziehen. Entdeckt wurden mehrere riesige Feldbrandöfen aus der Zeit zwischen 1860 und 1870, hier wurden Millionen Ziegel gebrannt. Hopp analysiert: „Wahrscheinlich waren die vor den Toren der Stadt gelegenen Areale ursprünglich Brachland und dienten hauptsächlich als Weideflächen.
Um 1860 war das Areal noch unbebaut, auf einer Karte von 1894 gibt es bereits Wohnbebauung an der Rheinischen Straße. 1910 befanden sich dann neben der Wohnbebauung Schulen, eine Pfandleihanstalt und wenig später der Großmarkt, dessen letzte Überreste erst in den 1990-er Jahren abgerissen wurden.“ Das Material, mit dem das Gelände im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts aufgefüllt wurde, stammte einerseits aus dem Bereich der Gussstahlfabrik Krupp, wo in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts große Erdbewegungen stattfanden, andererseits kam Haus- und Kriegsmüll aus der historischen Innenstadt. In diesem Kriegsschutt gab es vorgeschichtliche, mittelalterliche und frühzeitliche Funde wie Keramik, Delfter Kacheln, chinesisches und japanisches Porzellan.
Überraschungen unter der Rheinischen Bahn
Überraschungen gab es für den Stadtarchäologen auch unter der Rheinischen Bahn. Bei den Bodeneingriffen fanden sich Überreste des alten Güterbahnhofs Essen-Nord, der erst 1995 seinen Betrieb einstellte und an der 1868 eröffneten Bahnstrecke nach Bergeborbeck liegt. Hier wurde auch ein Stück Stadtgeschichte geschrieben, als 1986 bei einem ungewöhnlichen Bahnunglück ein Güterzug mit 37 unbeladenen Waggons entgleiste. Dabei rammten Waggons das Stellwerk, dessen Stützen brachen. Weil damals neue Stützpfeiler besorgt wurden, steht das Gebäude auch heute noch.
Das war für Hopp aber nur eine Episode am Rande. Spannender wurde es, als die Gleise entfernt und das obere Schotterbrett abgetragen worden war. Dabei kam eine weitere Schotterung zu tage, mit einer auffälligen Rotfärbung über mehrere hundert Meter. Recherchen ergaben, dass dieses aufgetragene Material wahrscheinlich von einer Halde der Zeche Helene Amalie stammt. Der Schacht Amalie I wurde zwischen 1850 und 1854 an der Pferdebahnstraße niedergebracht. Zahllose gut erhaltene Fossilien, Zeugnisse einer über 300 Millionen Jahre alten Umwelt, konnte Hopp gemeinsam mit dem Ruhr Museum bergen. Hopp: „Die Bergung solcher Fundstücke ist sinnvoll, denn heute sind durch den Strukturwandel die Gelegenheiten, Einblicke in die carbonzeitliche Landschaft zu gewinnen, selten geworden.“