Essen. .

Eine Auswahl der archäologischen Entdeckungen des vergangenen Jahres ist bis zum 9. Februar im Foyer des Rathauses zu sehen. Viele Funde bestätigen bisherige Berichte und Vermutungen, andere zwingen zu neuen Schlussfolgerungen.

Die wichtigsten Ausgrabungen zur Essener Stadtgeschichte werden ab März in Köln im Römisch-Germanischen Museum gezeigt.

Der Aufreger des Jahres war 2009 ohne Zweifel der Reliquienfund am Dom. Stadtarchäologe Detlef Hopp wiederholte bei der Ausstellungseröffnung die Vermutung, es könne sich um die Marsus-Reliquien handeln, weil die kostbaren Stoffe, mit denen die Gebeine umwickelt waren, ins 10. bis 11. Jahrhundert datiert wurden. Wenn das so wäre, hätte Essen den Inhalt des größten Kunstwerkes wieder erhalten, den das Stift je besessen hatte, wertvoller noch als die Goldene Madonna: des kostbaren Marsus-Schreins.

Marsus war im 4. Jahrhundert von Papst Sixtus III. zur Mission nach Gallien geschickt worden und als erfolgreicher Glaubensbote bis zum Bischof von Auxerre aufgestiegen. Bischof Altfrid von Hildesheim brachte zur Gründung des Kanonissenstiftes 864 seine Gebeine nach Essen; Altfrids Predigt zum Marsus-Fest in der damaligen Stiftskirche gehört zu den ältesten Überlieferungen in den Stifts-Archiven. Damit begann ein Kult, dem Äbtissin Mathilde zur vorletzten Jahrtausendwende Rechnung trug mit dem Auftrag, einen goldenen Schrein zu schaffen.

Goldplatten des Marsus-Schreins eingeschmolzen

Die Marsus-Schrein wurde hoch verehrt, fast wie der Kölner Dreikönigsschrein, und galt als einer der ältesten Reliquienschreine überhaupt. Als 1794 die französischen Revolutionstruppen ins Rheinland einmarschierten, sollte er nach Steele in Sicherheit gebracht und zum Transport zerlegt werden. Er wurde unsachgemäß behandelt, die Goldplatten schließlich eingeschmolzen. Die Reliquien verschwanden im Dunkel der Geschichte. Um jetzt - vielleicht - unter dem Domplatz wieder ans Licht gebracht worden zu sein.

Noch viel weiter zurück reichen die archäologischen Funde etwa in Bredeney und Fischlaken. Unterhalb der Isenburg wurden bei den Arbeiten für eine Pferdepension Feuersteinwerkzeuge entdeckt, die belegen, dass schon in der Steinzeit dort Menschen gelagert haben. Und in Fischlaken entdeckten die Archäologen ebenfalls Werkzeuge aus der Steinzeit. Weil der Feuerstein dort von minderer Qualität war, griffen die Menschen damals auf Bergkristall als Rohstoff zurück. Eine genaue Datierung traut sich der Stadtarchäologe noch nicht zu, und die Radiocarbonmethode ist hier auch keine rechte Hilfe: Bei diesem Fundstückalter schwanken die Ergebnisse um plus-/minus 3000 Jahre.

Bilder von den Funden können Sie in unserer Fotostrecke sehen.